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Beitrag vom 12.09.2007
Interview mit Marion Knaths – Spiele mit der Macht
Marietta Harder
In ihrem Ratgeber verrät sie, wie Mitarbeiterinnen sich in einer von Männern dominierten Geschäftswelt behaupten und Führungspositionen einnehmen können. AVIVA-Berlin sprach mit der Autorin, die...
...selbst erfolgreiche Unternehmerin ist und in ihrer eigenen Firma Seminare leitet, in denen Frauen Durchsetzungsvermögen erlernen sollen.
AVIVA-Berlin: Hallo Frau Knaths, wie lange haben Sie die Idee zu diesem Buch mit sich herumgetragen?
Marion Knaths: Ich trainiere und coache Frauen auf der Basis meiner Erfahrungen im Management. Und nachdem ich feststellte, dass ich zu diesem Thema „Frau und Karriere“ kein Buch gab, das ich aus vollem Herzen empfehlen konnte, stand mein Entschluss schnell fest, dieses Buch selbst zu schreiben.
AVIVA-Berlin: Sie geben in dem Buch zahlreiche Ratschläge, mit deren Hilfe Frauen die "gläserne Decke" durchstoßen können. Welche Erfahrungen haben Sie persönlich in Ihrem Berufsleben gemacht? Warum müssen Frauen sich mehr beweisen als Männer?
Marion Knaths: Zum einen treten Frauen gegen alte Rollenmuster an und zum zweiten bewegen sie sich in einem Umfeld, das nach Regeln spielt, die ihnen fremd sind. Männer kämpfen Rangordnungen aus und kommunizieren statusorientiert. Diese Regeln müssen die meisten Frauen erst einmal wie eine Fremdsprache erlernen. Und vielen ist zudem nicht bewusst, dass eine gute inhaltliche Leistung allein in diesem Umfeld wenig Anerkennung findet.
AVIVA-Berlin: In Ihrer Firma "sheboss" leiten Sie seit drei Jahren Seminare für Frauen, die sich in der Männerwelt erfolgreich durchsetzen möchten. Über welche fünf Eigenschaften sollten weibliche Führungskräfte verfügen?
Marion Knaths: Klare Visionen vom eigenen Erfolg, den Willen sich durchzusetzen, den Mut aus Fehlern zu lernen, ein dickes Fell und - viel Humor!
AVIVA-Berlin: In dem Kapitel "Vom fleißigen Lieschen zur erfolgreichen Lisa" fordern Sie Frauen auf, Fleißarbeiten zu vermeiden und stattdessen mehr Wert auf Prestigeaufgaben zu legen. Denken Sie, Frauen können nicht deutlich "Nein" sagen, nehmen Kritik an ihrer Arbeit zu persönlich und stehen sich daher oft selbst im Weg? Sind "männlichere Eigenschaften" der richtige Weg?
Marion Knaths: Frauen verfügen über viele hervorragende Eigenschaften, die sie auch erfolgreich in den Beruf einbringen können. Es ist einfach nur geschickt, diese Eigenschaften nicht für Fleißaufgaben sondern für prestigeträchtige Aufgaben zu verwenden. Und wenn Frauen die Rangordnungsspiele erst einmal durchschaut haben, fällt es ihnen in der Regel auch viel leichter, Angriffe gegen sie nicht so persönlich zu nehmen sondern geschickt zu kontern.
AVIVA-Berlin: Warum haben Mitarbeiterinnen ohne das Wissen über die "richtige" Kommunikation keine Chance, sich erfolgreich durchzusetzen, selbst wenn sie bessere Arbeit leisten?
Marion Knaths: Weil sich durchzusetzen nicht bedeutet, die bessere inhaltliche Arbeit zu leisten, sondern diese auch besser durchzusetzen.
AVIVA-Berlin: Welche Aussage steht hinter dem Titel ihres Buches? Warum der Bezug zum Spielerischen?
Marion Knaths: Spiel bedeutet Neugier, ausprobieren, eine Rolle annehmen. Mit diesem Verständnis fällt es leichter, auch mal etwas Neues im Hinblick auf ein Ziel zu versuchen.
AVIVA-Berlin: Gibt es einen Zusammenhang zu dem Buch "Business Games. Spiele wie ein Mann, Siege wie eine Frau" von Gail Evans?
Marion Knaths: Da ich dieses Buch nicht gelesen habe, kann ich das nicht beurteilen.
AVIVA-Berlin: Sie stellen die These auf, dass Frauen sich manchmal dümmer stellen sollten, als sie wirklich sind, um Hilfe von Männern zu bekommen. Wie stehen Sie dem "Uschi-Prinzip" gegenüber?
Marion Knaths: Ich sage keinesfalls, dass Frauen das tun sollten. Ich sage nur, dass es funktioniert, weise aber zugleich darauf hin, dass Frauen sehr genau überlegen sollten, wann sie das Uschi-Prinzip einsetzen. Im Beruf rate ich davon ab, da dort der kurzfristige Erfolg mit großen Langzeitschäden einhergeht. Aber bei Problemen an der Tankstelle – warum nicht?
AVIVA-Berlin: Können auch Frauen mit Kindern den Chefsessel stürmen? Wie sehen Sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie?
Marion Knaths: Es gibt viele Beispiele von Frauen, die mit Kindern wunderbar Karriere machen. Aber es war überfällig, die außerfamiliäre Betreuungssituation von Kindern in den alten Bundesländern zu verbessern.
AVIVA-Berlin: Eine Kanzlerin und Familienministerin als mächtige Frauen einerseits, das "Eva-Prinzip" mit "neuer" Weiblichkeit andererseits. Wo sehen Sie die heutige Frau?
Marion Knaths: Vor allem selbstbewusst, zunehmend gut ausgebildet und in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen.
AVIVA-Berlin: Ist es auch für weniger selbstbewusste Frauen möglich, zur Königin zu werden und in der Rangordnung aufzusteigen? Welche Rolle spielen hier die eigenen Visionen?
Marion Knaths: Wenn ich mir mich nicht in der Rolle vorstellen kann, dann werde ich sie auch nicht annehmen. Mir meiner eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Ziele bewusst zu sein ist immer hilfreich. Auch für ein klares Nein, wenn ich eben nicht weiter die Karriereleiter hinauf möchte.
AVIVA-Berlin: Stichwort: weibliches Selbstbewusstsein – wodurch unterscheidet es sich vom männlichen?
Marion Knaths: Das müssen andere ExpertInnen beantworten. Mir geht es darum, durch das Bewusstsein über die Wirkung der eigenen Kommunikation vor allem die Selbstsicherheit zu stärken und die Handlungsmöglichkeiten zu erweitern.
AVIVA-Berlin: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg mit Ihrem Buch!
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