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Beitrag vom 25.04.2013
Interview mit Angelique Kerber
Sylvia Rochow
Die zurzeit bestplatzierte deutsche Tennisspielerin, gebürtige Bremerin mit polnischen Wurzeln, kann auf einen steilen Aufstieg in den vergangenen Monaten zurückblicken. Das Halbfinale der US Open...
... erreichte Kerber 2011, dann 2012 das Halbfinale von Wimbledon.
Mit den Titeln in Paris und Kopenhagen feierte sie bisher zwei Turniersiege. Vor fast genau einem Jahr stieß sie als erst siebte deutsche Tennisspielerin überhaupt in die Top 10 der Weltrangliste vor, in der die 25-Jährige momentan auf Position 6 geführt wird. Vor ihrem ersten Match beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart traf sich AVIVA mit ihr zum Gespräch.
AVIVA-Berlin: Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die Weltgruppe! Sie waren in der Fed Cup-Partie gegen Serbien zum ersten Mal die Nummer Eins des deutschen Teams. Wie haben Sie diese Situation als Führungsspielerin erlebt?
Angelique Kerber: Die Woche mit dem Fed Cup-Team war für mich sehr intensiv und natürlich voller Emotionen, die positiven versuche ich mitzunehmen. Ich habe die Zeit sehr genossen, auch wenn ich mich in einer neuen Situation wiedergefunden habe, zum Beispiel, als ich beim Stand von 0:1 auf den Platz gehen musste. Trotzdem hat sich bei mir oder im Mannschaftsgefüge eigentlich nicht wirklich etwas verändert, wir treten als Team auf. Jetzt fängt das Turnier an und ich bin wieder als Einzelspielerin unterwegs, das ist schon ein bisschen komisch, wird sich aber nach ein paar Tagen bestimmt wieder ganz normal anfühlen. Außerdem sind die anderen Mädels ja auch noch hier, wir werden uns sowieso jeden Tag sehen und bestimmt auch diese Woche wieder Spaß zusammen haben.
AVIVA-Berlin: Sie blicken auf eine sehr erfolgreiche Saison 2012 zurück, in der Sie einen Platz in den Top 10 erobert haben. Wie oft sagen Sie sich selbst: "Ich bin in der Weltklasse angekommen"?
Angelique Kerber: Es ist richtig, ich hatte ein sensationelles Jahr, in dem alles sehr schnell ging. Aber ich glaube, dass ich inzwischen auch gedanklich da oben angekommen bin und dort hingehöre. Ich kann es jetzt sowohl auf dem Court, als auch außerhalb des Platzes genießen, dass ich in der Weltspitze stehe. Wenn ich meine Situation mit vor einem Jahr vergleiche, ist es natürlich etwas ganz anderes. Ich weiß, dass ich da oben mitspielen und die guten Spielerinnen schlagen kann.
AVIVA-Berlin: Spüren Sie denn jetzt einen besonderen Druck, weil es in dieser Saison gilt, die erreichten Punkte zu verteidigen?
Angelique Kerber: Nein, damit befasse ich mich nicht. Wenn ich gut spiele, gewinne ich auch in diesem Jahr Punkte, und sicherlich werde ich auch mal welche verlieren. Mir geht es aber vor allem darum, mich weiter zu entwickeln und mein Tennis zu verbessern, das sind meine Ziele für diese Saison.
AVIVA-Berlin: Orientieren Sie sich mehr an den fünf Spielerinnen, die zurzeit vor Ihnen platziert sind, oder geht es Ihnen darum, die hinter Ihnen Stehenden auf Distanz zu halten?
Angelique Kerber: Ich schaue definitiv nach vorne und nicht nach hinten, sondern versuche, die Spielerinnen vor mir anzugreifen.
AVIVA-Berlin: Haben Sie etwas an Ihrem Training verändert, seit Sie in den Top 10 sind?
Angelique Kerber: Ich versuche, weniger, aber dafür intensiver zu trainieren und mehr auf meinen Körper zu achten. U.a. reist jetzt auch eine Physiotherapeutin mit zu den Turnieren.
AVIVA-Berlin: Wie fühlt es sich in der Weltspitze an? Ist das eine "normale" Welt?
Angelique Kerber: Für mich schon. Ich habe ein sehr gutes Team um mich herum, meine Familie und Freunde halten mich auf dem Boden. Das habe ich immer gesagt, dass mir das wichtig ist, falls ich mal hochkommen sollte. Ich möchte alles, was das Profileben mit sich bringt, machen, weil es mir Spaß macht – auch die Verpflichtungen, die man hat, die Sachen, die man in Anführungszeichen machen muss. Wenn ich mal frei habe, beschäftige ich mich dann ganz bewusst mit anderen Dingen – egal, ob ich einfach nur Musik höre, ein Buch lese, Spiele spiele oder mal ins Kino gehe. Ich glaube, da bin ich dann ganz normal, wie jede andere.
AVIVA-Berlin: Sie sind Bayern München und Formel 1-Fan. Ist es richtig, dass Sie eine Einladung von Weltmeister Sebastian Vettel hatten?
Angelique Kerber: Ja, er hat mich im vorigen Jahr bei der Gala zur Wahl der Sportlerin des Jahres in Baden-Baden zum Grand Prix von Deutschland in Hockenheim eingeladen, das werde ich auf jeden Fall wahrnehmen. Bei der ersten Einladung hatte es ja nicht geklappt, da ich zu diesem Zeitpunkt ein Halbfinale in Rom bestritten habe.
AVIVA-Berlin: Wenn Ihnen schnelle Autos gefallen ist der Preis bei diesem Turnier hier ja genau das richtige für Sie…
Angelique Kerber: Stimmt, der Siegerinnen-Porsche ist auf jeden Fall eine gute Motivation. Außerdem ist es einfach schön, vor heimischem Publikum spielen zu können.
AVIVA-Berlin: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!
Mehr Infos zu Angelique Kerber unter: www.angelique-kerber.de
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Copyright Foto: Sylvia Rochow