Frauen im Filmbusiness - Interview mit Grit Lemke, Leiterin des Filmprogramms DOK Leipzig - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Interviews



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 22.01.2015


Frauen im Filmbusiness - Interview mit Grit Lemke, Leiterin des Filmprogramms DOK Leipzig
Helga Egetenmeier

Die Gesprächspartnerinnen der AVIVA-Interviewreihe "Frauen im Filmbusiness" berichten über ihre Erfahrungen, Arbeit und Erwartungen. Grit Lemke ist seit 1991 für DOK Leipzig tätig, seit 1998...




...arbeitet sie auch für das Festival des osteuropäischen Films Cottbus, sie hat Lehraufträge und hält Gastvorträge, publiziert zu und arbeitet an Dokumentarfilmen.

Frauen im Filmgeschäft sind in vielen unterschiedlichen Jobs präsent, schaffen es jedoch meist nur als Schauspielerinnen auf den Roten Teppich. Obwohl das Verhältnis, wie auch bei vielen anderen Studiengängen, heute an den Filmhochschulen weitestgehend ausgeglichen ist, verliert sich die Sichtbarkeit von Frauen danach. An diesen Stellen hakt die Interviewreihe von AVIVA-Berlin nach und lässt Frauen rund um den Film, vor und hinter der Kamera, antworten.

Grit Lemke: Geboren 1965 in Spremberg/Niederlausitz. Baufacharbeiterlehre und Arbeit im Theater- und Kulturbereich. Studium der Kulturwissenschaft, Ethnologie und Germanistik in Leipzig. Seit 1993 freie Journalistin für Printmedien, Online und TV. Promotion in Europäischer Ethnologie. Seit 1991 bei DOK Leipzig, seit 2014 Leiterin des Filmprogramms. Von 2001 bis 2003 Auswahlarbeit für das Sheffield International Documentary Festival. Seit 1998 in verschiedenen Funktionen für das Festival des osteuropäischen Films Cottbus, seit 2014 verantwortlich für die deutsch-sorbische Sektion "Heimat I Domownja". Kuratierte Filmreihen, darunter die Retrospektive "Spurensuche" zum 50. Jahrestag von DOK Leipzig 2007, "Crossing 68/89" in der Akademie der Künste Berlin 2008, "Aufmarsch in Bildern – Die neue Rechte im osteuropäischen Film" für goEast Wiesbaden 2011 und zahlreiche weitere Programme im In- und Ausland, u.a. in Neuseeland, Polen, Russland, Frankreich und China. Lehraufträge bzw. Gastvorträge in den Bereichen Visuelle Anthropologie, Dokumentarfilm und Kuratieren an verschiedenen Hochschulen und Instituten. Mentoring in Trainingsprogrammen, Mitarbeit als Autorin an Dokumentarfilmen und –serien, u.a. "Lebt wohl, Genossen"/"Farewell, Comrades" (ZDF/arte). Zahlreiche Publikationen zum Dokumentarfilm. Lebt mit zwei Kindern in Berlin.

AVIVA-Berlin: Deine Ausbildung zur Baufacharbeiterin hätte Dich zu ganz anderen Arbeitsplätzen führen können als in den Filmbereich. Wie sah der Weg zu Deinen heutigen Jobs rund um den Dokumentarfilm aus, und - hast Du Deinen Traumjob gefunden?
Grit Lemke: Ich habe in der DDR eine Berufsausbildung mit Abitur gemacht, weil ich wegen schlechter Betragensnoten nicht auf die Erweiterte Oberschule durfte. In dem Beruf habe ich nur ganz kurz gearbeitet, danach nur noch im Kulturbereich. Zum Dokfestival kam ich auch noch zu DDR-Zeiten als Zuschauerin, es war unter uns Studierenden in Leipzig DAS große Ereignis, die große weite Welt, Filme, internationale Gäste … Die Kunstform Dokumentarfilm hat mich dann nicht mehr losgelassen. 1993 habe ich als Autorin die erste eigene Arbeit für den mdr gemacht, das Porträt eines reisenden Gesellen – worüber ich wiederum geforscht und auch meine Doktorarbeit geschrieben habe. Die Dinge haben sich also immer ergänzt, bis heute mache ich ja nicht "nur" Dokfilm. Dann habe ich jedes Jahr beim Festival gearbeitet, in verschiedenen Positionen und für immer längere Zeiträume, u.a. als Pressesprecherin. Daneben habe ich eben promoviert bzw. in der Sozialforschung gearbeitet und war dann auch für andere Festivals tätig. Auswahlarbeit habe ich erstmals in Sheffield gemacht, und seit 2004 dann auch in Leipzig. Die Dinge haben sich immer so ergeben, eins aus dem anderen, ich habe mich seit meinem Studium noch nie irgendwo beworben. Inzwischen arbeite ich ganzjährig für DOK Leipzig.

AVIVA-Berlin: In dem 2014 erschienen Buch "Wie haben Sie das gemacht? Aufzeichnungen zu Frauen und Filmen" berichten Frauen aus der Filmbranche über ihre Berufserfahrungen. Frauen aus der DDR beschreiben eine starke Veränderung ihres Berufsalltags nach 1990. Hat die Wende Deine Arbeitssituation beeinflusst? Was hat sich in Deinem Joballtag verändert?
Grit Lemke: Da ich zur Wendezeit studiert habe und vorher nicht im Filmbereich tätig war, kann ich dazu kaum etwas sagen. Meine Studiensituation hatte sich verändert, indem es neue Fächer und neue Möglichkeiten gab. Aber auch, indem man auf einmal gegen die Abwicklung des eigenen Instituts kämpfen musste.

AVIVA-Berlin: Du bist Leiterin des Filmprogramms bei DOK Leipzig, warst auch ein paar Jahre beim Sheffield International Documentary Festival mit der Auswahlarbeit betraut und bist tätig für das Festival des osteuropäischen Films Cottbus. Wie sieht Deine Arbeit aus, wie können sich Laien diese Arbeitsplätze vorstellen? Und lässt sich damit ein planbares Leben führen?
Grit Lemke: Der Arbeitsalltag ist nicht immer gleich, sondern hängt davon ab, in welchem Zeitraum des Jahres ich mich befinde, es gibt ruhige Zeiten und sehr stressige. Planen muss ich schon deshalb, weil ich allein erziehende Mutter von zwei Kindern bin. Aber natürlich bin ich sehr viel unterwegs. Seit letztem Jahr bin ich bei DOK Leipzig angestellt, kann aber hauptsächlich von zu Hause aus arbeiten. Dennoch muss ich natürlich regelmäßig – und in Zukunft verstärkt – in Leipzig im Büro sein. Außerdem fahre ich viel auf Festivals. Dort sichte ich Filme (in engen Kabinen vor einem Bildschirm) und habe viele Treffen mit Leuten aus der Branche, oft in one-to-one-Meetings. Abends geht man meist auf social events wie Empfänge, um möglichst viele Leute zu treffen und zu networken. Die wichtigsten Kontakte ergeben sich meist auf diesem Weg. Jedenfalls sind die Tage sehr voll, von früh bis spätnachts. Meine Festivalsaison startet mit der Berlinale und endet meist im Juni. Außerdem bin ich oft unterwegs, um Programme oder das Festival zu präsentieren, als Tutorin in Workshops oder auf Panels, alles Mögliche halt. Der Schreibtischalltag ist eher prosaisch: Berge von Mails (in denen man oft die immer gleichen Fragen beantwortet, weil Leute z.B. das Reglement nicht lesen). Da ich für das gesamte Filmprogramm verantwortlich bin, bin ich in ständigem Kontakt mit den Kurator/innen und den verschiedenen Abteilungen des Festivals. Viele Besprechungen. Und je näher das Festival rückt, desto mehr Filme sichte ich natürlich. Den August verbringe ich mit meinen Kolleg/innen von der Auswahlkommission beim Sichten in dunklen Räumen im Leipziger Büro, da sehen wir täglich zwischen 12 und 14 Stunden lang Filme. Es können schon mal um die 30 pro Tag sein. Wenn das Programm dann steht, geht es an die Produktion: Texte schreiben und redigieren für alle Druckerzeugnisse, Absprachen mit den Kolleg/innen, Öffentlichkeitsarbeit etc. Nach DOK Leipzig wird es, den Winter über, etwas ruhiger.
Neben der Arbeit für DOK Leipzig betreue ich noch eine kleine Programmreihe in Cottbus, moderiere dort auch den Wettbewerb und die Master Talks. Hin und wieder schreibe ich, Filmkritiken für die junge Welt und Reportagen für ein Magazin. Manchmal werde ich als Gutachterin angefragt, aber das sind so Sachen, die nebenbei laufen.

AVIVA-Berlin: DOK-Leipzig, das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm, verzeichnete 2014 mit 42.000 BesucherInnen einen Rekord. Woher, schätzt Du, kommt das große Interesse am Genre Dokumentar- und Animationsfilm?
Grit Lemke: Daran, dass die Leute merken, wie sehr sie von den Mainstream-Medien für blöd verkauft werden. Wobei Dokumentarfilme natürlich auch keine "Wahrheit" zu verkünden haben, sondern Kunstwerke sind – aber sie bieten Gegenentwürfe, andere Sichtweisen und Blickwinkel. Sie stellen Fragen, die gestellt werden müssen. Und vor allem setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass es einfach um gutes Kino und die Lust daran geht und nicht um die Frage, welches Genre ein Film hat.

AVIVA-Berlin: Bei DOK Leipzig wechselte zum 1. Januar 2015 die Festivalleitung und nach Christiane Mückenberger, Direktorin zwischen 1990-1993, wird nun mit der Finnin Leena Pasanen zum zweiten Mal eine Frau die Richtung des Festivals vorgeben. Was für Veränderungen bringt so ein Leitungswechsel mit sich?
Grit Lemke: Dazu kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht so viel sagen, Leena hat ja gerade erst angefangen. Es freut mich, dass Ihr Christiane Mückenberger erwähnt, die oft vergessen wird, aber das Festival direkt nach der Wende über eine sehr schwere Zeit gerettet hat und nach nur einem Jahr aus Krankheitsgründen ausscheiden musste. Da sie auch niemand ist, der sich – wie andere – gern in den Vordergrund spielt, wird davon leider kaum noch geredet. Ich habe ja schon verschiedene Führungsstile bei DOK Leipzig erlebt, hauptsächlich mit männlichen Direktoren. Unter Fred Gehler und Wolfgang Kröplin, die als Doppelspitze bis 2003 das Festival leiteten, gab es sehr flache Hierarchien – auch wenn man sich siezte. Es gab nur ein "Wir" und keine Person, auch nicht der Direktor, die sich über das Team gestellt hätte. Also, das waren auch Männer, und political correctness z.B. in Bezug auf geschlechtsspezifische Suffixe war ihnen fremd, aber der Umgang im Team war ein sehr fairer und angenehmer. Vielleicht, weil sie ost- sozialisiert waren? Auf jeden Fall wird es nun mit der neuen Direktorin, die ein deutliches Bewusstsein für das "Wir" zu haben scheint und bislang kaum Eitelkeiten in Bezug auf die eigene Position an den Tag gelegt hat, Veränderungen in der Struktur geben, die – zu meiner großen Freude – das in den letzten Jahren etwas ins Hintertreffen geratene Programm und damit die Filmkunst wieder mehr in den Fokus unserer Arbeit rücken. Insgesamt zeichnen sich eine Rückkehr zu flachen Hierarchien ab, das Arbeiten geht wieder in Richtung Team. Und unsere Arbeitsbedingungen verbessern sich deutlich, schon jetzt.

AVIVA-Berlin: Dokumentarfilme nutzen andere Formen und Herangehensweisen an ihre Themen als Spielfilme und journalistische Dokumentationen, bleiben jedoch nicht nur rational, sondern verwenden auch Ästhetik und Dramaturgie zur Bindung der ZuschauerInnen. Was macht für Dich einen guten Dokumentarfilm aus?
Grit Lemke: Zunächst mal: Dokfilme sind überhaupt nicht rational und arbeiten selbstverständlich mit Ästhetik und Dramaturgie – es sind ja Filme und damit in erster Linie Kunstwerke, auch wenn ihr Ausgangsmaterial die Realität ist (so wie beim Bildhauer z.B. der Stein – es würde auch niemand auf die Idee kommen, einen Stein mit einer Skulptur gleichzusetzen). Wie diese Realität verarbeitet und erzählt wird ist dann höchst subjektiv. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, ein und denselben Vorgang aus der Realität zu erzählen. Was der Film dann wiedergibt, ist nicht die Realität, sondern die Wirklichkeit einer Person, der Regisseurin/des Regisseurs. Insofern ist ein guter Dokfilm nichts anderes als ein guter Spielfilm, die Anforderungen sind die gleichen: Eine Geschichte muss gut, stimmig erzählt sein. Ich möchte den Autor/die Autorin dahinter sehen, eine Handschrift, eine Haltung. Dann kann ich mich und meine Wirklichkeit dazu in Beziehung setzen, und etwas Neues, Drittes, entsteht. Vor allem muss ein Film über sein Thema hinaus etwas erzählen. Also, egal, worum es geht und welche Informationen an der Oberfläche vermittelt werden – darunter muss etwas Tieferes sein, das mir etwas über mich oder die Welt erzählt, das universelle Fragen berührt. Sonst ist es kein Film, sondern im besten Fall eine Dokumentation. Insofern muss ein Film, damit ich ihn gut finde, etwas mit mir machen. Ich muss anders hinausgehen, als ich hineingegangen bin. Ein wirklich guter Film tut immer wenigstens ein bisschen weh. Dass unterscheidet dann auch Kunst vom Handwerk, so gut es auch gemacht sein mag.

AVIVA-Berlin: Die Präsentation von Realität und Wahrheit wird von Dokumentarfilmen erwartet, dennoch wird eine Doku nie das komplette Bild eines Themenbereichs darstellen können. Welche Umgehensweisen finden DokumentarfilmerInnen damit? Gibt es dabei auch historische und technisch bedingte Entwicklungen, wie durch die Verbreitung des Internet?
Grit Lemke: Eine "Doku" ist ja eher eine Dokumentation, also ein journalistisches Format, von dem man zumindest im Ansatz Ausgewogenheit erwartet, auch wenn natürlich ein Thema nie in Gänze dargestellt werden kann. Ein Dokumentarfilm hingegen zeigt immer nur einen sehr bewusst gewählten Ausschnitt. Von ihm erwartet man eben auch keine "Realität", die ja wie gesagt nur das Ausgangsmaterial ist, und auch keine andere Wahrheit als eine künstlerische, subjektive. Neue technische Entwicklungen verändern natürlich auch den Dokfilm, gerade im Hinblick auf seine Produktion und Verbreitung. Beides wird leichter zugänglich, damit auch einer größeren Masse von Menschen. Ungeahnte Möglichkeiten, auch eine Demokratisierung. Den künstlerischen Blick und eine sorgfältig gewählte Dramaturgie kann das freilich nicht ersetzen – im Gegenteil, sie werden eher noch wichtiger, je unübersehbarer die Fülle an Material ist.

AVIVA-Berlin: Das Geschlechterverhältnis ist eine gesellschaftsprägende Struktur, die meist nicht im Mittelpunkt bei Dokumentationen steht. Wie sind Deine Erfahrungen damit, dass Geschlechterpositionen von DokumentarfilmerInnen berücksichtigt werden? Welche Bedeutung hat für Dich das Aufgreifen der Geschlechterfrage im Dokumentarfilm?
Grit Lemke: Die Geschlechterfrage ist immer virulent, auch wenn sie gar nicht bewusst thematisiert wird. Filme beruhen immer auf Repräsentationsstrategien, haben mit Deutungshoheit und Macht zu tun. Gerade auch, weil es eine Kunstform ist, die an Institutionen und Strukturen gebunden ist und die man ohne die Zugriffsmöglichkeit auf Ressourcen nicht verwirklichen kann. Darauf weist ja die Initiative Pro Quote Regie hin: Nur 15 Prozent aller Regieaufträge gehen derzeit an Frauen. Also haben wir es bei 85 Prozent aller Filmproduktionen mit einer männlichen Sicht auf die Welt zu tun. Dabei geht es eben nicht unbedingt darum, dass die Geschlechterfrage direkt thematisiert wird, sondern um die Art, wie Männer und Frauen dargestellt, welche Geschichten aus welchen Perspektiven erzählt und inwiefern dabei Stereotype bedient oder hinterfragt werden.

AVIVA-Berlin: Im November 2014 wurde der erste Diversitäts-Bericht des Bundesverbandes Regie vorgestellt. Die Gender-Analyse der deutsch-majoritären Kino-Dokumentationen (Erfassungszeitraum: 2010 - 2013) zeigt, dass 31 % Frauen und 69 % Männer Regie geführt haben. Wie ist Deine Erfahrung mit der Geschlechterverteilung bei den Beschäftigten und Beteiligten im Dokumentarfilmbereich?
Grit Lemke: Selbst wenn der Anteil Regie-führender Frauen im Dokfilm etwas höher ist als in der Branche insgesamt, ist es hier nicht anders als im Rest der Gesellschaft: In den Chefetagen sitzen die Herren, die Arbeit machen die Frauen. Dass der Dokfilm eher weiblich ist als der Spielfilm hat wiederum damit zu tun, dass er kein so hohes Renommee verspricht, weniger Ruhm und Glamour und auch weniger Geld (eigentlich sind Dokfilme mit wenigen Ausnahmen eher Verlustgeschäfte). Letztes Jahr war ich Mentorin bei einer Trainingsinitiative für Stoffentwicklung. In meiner Dokfilm-Gruppe waren nur Frauen, in der Spielfilmgruppe nur Männer. Bei der abschließenden Präsentation der Projekte saß da eine Kommission, die ausschließlich aus Männern bestand. Die Präsentationen der Jungs – die übrigens alle mit Bildern nackter Frauenkörper illustriert waren – wurde wie in einer Kumpelrunde locker-flockig durchgewunken. Die Projekte der Frauen wurden in einem paternalistischen Ton abgefrühstückt. In seiner ganzen Widerlichkeit gab dieser Vorgang doch ein gutes Bild der Branche, wie sie ist.

AVIVA-Berlin: Unter dem Motto "Dok-Regisseure/innen vereinigt Euch!" hat sich eine Interessenplattform von über 400 RegisseurInnen zusammengefunden, um sich für bessere Arbeits- und Honorarbedingungen in den dokumentarisch arbeitenden Bereichen einzusetzen. Für wie angebracht hältst Du diese Auseinandersetzung? Hat sie in Deinen Augen auch eine Genderkomponente bzw. trifft sie Dich persönlich?
Grit Lemke: Wie ich schon sagte: Diese Auseinandersetzung ist extrem wichtig und mehr als angebracht. Um auf die missglückte Projektpräsentation zurück zu kommen: Als ich fragte, warum das Gremium nur mit Männern besetzt gewesen sei, bekam ich tatsächlich zur Antwort, man hätte in der Branche keine Frauen gefunden, die für so etwas geeignet wären. Dabei ist die Branche voll von intelligenten und kompetenten Frauen, aber sie sitzen nicht oder nur selten an den Schaltstellen.

AVIVA-Berlin: Was wünscht Du Dir für Deine berufliche Zukunft?
Grit Lemke: Ehrlich gesagt: Dass es spannend bleibt, aber nicht mehr ganz so anstrengend und aufreibend ist wie in den letzten Jahren. Wenn man über Monate hinweg jeden Abend und jedes Wochenende arbeitet, nur um ganz normal seinen Lebensunterhalt zu verdienen, wünscht man sich irgendwann wieder etwas Normalität. Es muss ja nicht gleich 9 to 5 sein. Da ist aber mit der neuen Direktorin schon eine Entspannung in Sicht. Inhaltlich habe ich noch viele Ideen, auch für eigene Projekte jenseits von DOK Leipzig. Wir werden sehen.

AVIVA-Berlin: Besten Dank, Grit Lemke, für das Interview!

Mehr Infos zu Grit Lemke und DOK Leipzig unter:
www.dok-leipzig.de

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Copyright Foto von Grit Lemke: DOK Leipzig




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Beitrag vom 22.01.2015

Helga Egetenmeier