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Beitrag vom 12.07.2017
Aïssa Maïga im Interview mit AVIVA-Berlin. ZUM VERWECHSELN ÄHNLICH - ab 13. Juli 2017 im Kino
Kristina Tencic
AVIVA-Berlin hat die im Senegal geborene und in Frankreich aufgewachsene Schauspielerin, Drehbuchautorin und Regisseurin Aïssa Maïga in Paris getroffen. Anlass war ihre Hauptrolle in der französischen Komödie "Zum Verwechseln Ähnlich" von Lucien Jean-Baptiste, in der ein schwarzes Paar ein weißes Baby adoptiert. Das Gespräch bot auch Raum, um mit ihr über ihre eigene Schreibtätigkeit und ihre persönliche Familiengeschichte zu sprechen.
Aïssa Maïga wurde im Senegal als Tochter einer senegalesischen Mutter und einem malischen Vater geboren und wurde mit vier Jahren in die Obhut ihrer Tante und Onkels nach Frankreich gegeben. Ihr Vater war ein politisch engagierter Journalist in Mali, der für seine Tätigkeit 1987 (sie war damals 8 Jahre alt) mit Gift ermordet wurde, was für sie das Schreiben lange zu einer traumatisch behafteten Tätigkeit werden ließ.
Schon früh hat Aïssa Maïga den Drang verspürt, Mutter zu werden und mit 21 Jahren ihren ersten von heute zwei Söhnen zur Welt gebracht.
Ihr Wunsch, Schauspielerin zu werden, entstand an der Schule, wo sie schon als Teenager Theater spielte. Ein von ihr als zu theoretisch empfundenes Theaterstudium brach sie schnell ab, schaffte es aber bald an die Leinwand. Seither hat sich ihre Karriere steil entwickelt und sie stand, in einigen Fällen preisgekrönt, für Filmgrößen wie Michael Haneke, Claude Berri, Cedric Klapisch und Michel Gondry vor der Kamera.
Seit einigen Jahren schreibt sie selbst Drehbücher und verfilmt sie. Außerdem engagiert sie sich für humanitäre Projekte in Afrika und gegen Rassismus. Aïssa Maïga lebt in Paris.
Zum Film "Zum Verwechseln Ähnlich":
Eigentlich ist es keine große Sache - ein kinderloses Paar möchte ein Baby adoptieren und wartet über Jahre hinweg sehnsüchtig auf den entscheidenden Anruf. Den erhalten sie auch tatsächlich, das Paar mit dem eigenen Blumenladen bekommt einen gesunden Jungen. Von hier an wird es aber zu einer großen Sache - nicht so sehr für die stolzen und vor Liebe blinden Eltern als vielmehr für ihre Umwelt - denn das Kind ist hell - und das Paar dunkelhäutig. Eine Tatsache, die neben einigen Verwicklungen die Doppelmoral unserer Gesellschaft zum Vorschein bringt. Denn wer hat sich schon jemals daran gestört, weiße Eltern mit einem dunkelhäutigen, adoptierten Kind zu sehen?
AVIVA-Berlin: Frau Maïga, warum, denken Sie, nimmt die französische Komödie solch eine Einzelstellung im internationalen Geflecht der Komödien ein? Im Gegensatz zu vielen anderen schafft es die französische, ein internationales Publikum zu erreichen und fremde Gesellschaften mit ihren Eigenheiten zum Lachen zu bringen, funktioniert somit kulturübergreifend.
Aïssa Maïga: Ach ja, ist das so? Das wäre ein großer Erfolg.
AVIVA-Berlin: Mich würde interessieren, was Sie beim Lesen des Drehbuchs an dieser Komödie gereizt hat?
Aïssa Maïga: Ich würde sagen, es war ein Mix aus mehreren Faktoren: Das Drehbuch war sehr gut geschrieben, sehr klar konstruiert mit gut ausgebauten Charakteren. Bereits beim Lesen hat mich die Geschichte sehr bewegt und zum Lachen gebracht. Außerdem fand ich die Idee gewagt, das Thema der Akzeptanz des Anderen und der Differenz durch eine Komödie anzusprechen. Manchmal möchte man andere zum Lachen bringen, indem man Klischees bedient, und nicht zum Fallen bringt.
Ich hätte den Film nicht gemacht, wenn ich nicht gleich gespürt hätte, dass sich der Film zu diesen Fragen sehr klar positioniert. In diesem Zusammenhang dachte ich gleich, dass Lucien Jean-Baptiste die nötige Brillanz und Finesse hat, und sehr offen mit dem Thema der Adoption umgeht.
Ich fand auch, dass sich der Film an der Kreuzung einiger Thematiken bewegt, der Akzeptanz des Anderen innerhalb der Familie, aber dann gleichzeitig eben auch in der Gesellschaft.
Ich fand das Drehbuch einfach genial und habe Lucien gleich zurückgerufen. Wir haben uns dann in einem Café getroffen, damit er mir die Geschichte genauer erzählt, bevor ich das Drehbuch eingehender gelesen habe. Ich hatte Lust, es zu mögen und habe es sehr gemocht. Vielleicht hat es auch damit zu tun, mit einem Regisseur zu arbeiten, der gleichzeitig Schauspieler ist. Das bedeutet, dass alle SchauspielerInnen viele Freiheiten hatten - er hat uns behandelt, wie er selbst gerne behandelt werden möchte. Er hat uns die Möglichkeit gegeben, mit ihm zu interagieren und das Drehbuch gemeinsam zu gestalten, was ich auch sofort getan habe. Ich wollte meine Ideen einbringen und über einzelne Aspekte diskutieren. Vor gut zwei Jahren haben wir hier an dem Tisch, an dem wir nun sitzen, sehr viel gemeinsam an dem Drehbuch gearbeitet.
AVIVA-Berlin: Das Zusammenspiel des Paares, also Ihnen und Lucien Jean-Baptiste, ist sehr lebhaft und bewegend, weshalb ich mich gefragt habe, wie Sie beim Dreh zusammengearbeitet haben. Lucien musste ja stets in seiner Doppelrolle auf die Technik achten und gleichzeitig als Schauspieler überzeugen.
Aïssa Maïga: Ich glaube, am Anfang hat er sich etwas Sorgen gemacht, ob er den SchauspielerInnen die nötige Aufmerksamkeit schenken kann. Jedoch war dies sein vierter Film, also kennt er die Kamera und die Technik zunehmend auswendig. Die Atmosphäre beim Dreh war sehr von ihm beeinflusst. Er ist ein sehr positiver Mensch, sehr energetisch, sehr respektvoll mit allen, er hat unendlich viel Enthusiasmus. Ich glaube, das hat alle Schauspieler und Schauspielerinnen auch dazu motiviert, ihn in seinen beiden Rollen zu unterstützen. Ich hatte Lust, ihm beim Dreh viel abzunehmen -
generell habe ich beim Dreh gerne das Zepter in der Hand - damit das Drehen eine reine Freude ist, was es auch wirklich war. Wir haben in einer totalen Komfortzone gearbeitet. Für ihn war es vielleicht etwas schwieriger, da er Feuer und Flamme für seinen Film war und somit viel Druck auf ihm lag. Er war etwas terrorisiert von seinem eigenen Anspruch, also haben wir versucht, ihn zu beruhigen, wenn die Kamera auf ihn umgeschwenkt hat (lacht).
AVIVA-Berlin: Und hatten Sie beim Dreh auch die Möglichkeit zur Improvisation?
Aïssa Maïga: Ja, wir hatten wir viel Freiraum vor dem Dreh, bei der Präparation des Drehbuchs. Ich konnte fast ganze Szenen umschreiben, zum Beispiel die Szene, in der uns das Kind weggenommen wird. Sie war meiner Meinung nach sehr lang und zu explizit. Ich wollte gerne, dass man in zwei drei Sätzen Jahre des Wartens, der Demütigung, des Zweifels und des Schmerzes versteht. Es war toll, dass ich mich so einbringen konnte, da ich weiß, dass viele Regisseure - und das respektiere ich natürlich auch - hören und sehen möchten, was sie selbst geschrieben haben.
In der Komödie ist ja immer auch der Rhythmus und die Interaktion mit den anderen sehr ausschlaggebend für das Gelingen, also muss man mit der Improvisation etwas zurückhaltend sein, da es im Gesamtbild Hand und Fuß haben muss.
AVIVA-Berlin: Ich fand eben genau, dass der Film sehr lebendig ist und einen Rhythmus hat, der sehr gut funktioniert. Die Zuschauerin spürt als, dass die SchauspielerInnen sich am Set sehr wohl fühlen.
Aïssa Maïga: Ja, wir haben uns alle wohl gefühlt, da wir sehr gut geführt wurden. Lucien ließ uns nicht in Ruhe, und ich weiß, dass es wichtig war, dass er das nicht getan hat, da er sehr präzise Ideen hatte. Man würde es ihm nicht zutrauen, aber dieser coole Typ ist ein sehr ehrgeiziger und fleißiger Regisseur. Er wusste genau, was er von jeder/m einzelnen wollte, von jeder einzelnen Szene, und ich glaube, das hat allen weitergeholfen. Wir witzeln natürlich viel beim Dreh und da war es sehr wichtig, jemanden zu haben, der sich sehr bewusst darüber ist, was hier vor sich geht, wie dieser Dialog gesprochen werden muss und diese Szene auszugehen hat - er hatte jede Einzelheit im Kopf!
AVIVA-Berlin: Kommen wir noch einmal zum Drehbuch zurück - hat es Sie beim Lesen auch auf persönliche Erfahrungen zurückgeworfen?
Aïssa Maïga: Ja und nein - ich bin nicht in der gleichen familiären Konstellation wie meine Figur im Film aufgewachsen, vor allem, da ich keine traditionelle Erziehung erhielt. Mein Vater war Journalist und starb, als ich noch sehr jung war. Ich glaube nicht, dass er mir irgendetwas aufgezwungen hätte, weder Religion, noch wen ich heiraten solle. Schon als Kind wurde ich mir darüber bewusst, dass er mir viel Freiheiten ließ. Meine Tante und mein Onkel, die mich erzogen, sind da sehr verschieden. Aber in meiner weiter entfernten Verwandtschaft konnte ich mich von ein paar Persönlichkeiten inspirieren, etwa von anderen Tanten oder Onkeln, oder auch ein paar FreundInnen, die nicht unbedingt aus Afrika kommen.
Denn schlußendlich erzählt das Drehbuch davon, dass man als Eltern einen Wunsch hat und eine Idee davon, was gut ist für das eigene Kind, was uns die Kultur vorgibt, und das konnte ich bei urfranzösischen wie auch bei ausländischen FreundInnen beobachten. Das Interessante daran ist, dass man von seinen eigenen Erfahrungen geprägt ist, aber auch von denen anderer. Das war auch in unseren Brainstorming Meetings mit Lucien spannend, da viele Erfahrungen wieder hochkamen, die ich dann mit ihm geteilt habe - selbst wenn es nicht unbedingt meine eigens erlebten waren. Es ist natürlich eine wahnsinnig schmerzhafte Erfahrung, wenn die eigenen Eltern den/die PartnerIn ablehnen, oder ein Kind von einem gemischt-hautfarbigen Paar.
Lucien hat mir auch von seiner Ankunft in Frankreich erzählt, in den 60er Jahren in Creteil (in der Pariser Banlieu), und ich glaube, selbst wenn nicht alles im Drehbuch zu finden ist, hat es das Drehbuch sehr bereichert. Das kann frau mit einem Bildhauer vergleichen, der von einer Skulptur immer mehr Schichten abnimmt, um dann zum Endergebnis zu gelangen - der fertigen Skulptur. Der Prozess hat uns sehr geholfen, um die Figuren authentisch wirken zu lassen.
AVIVA-Berlin: Das erinnert mich an die Szene mit der Großmutter, die wirklich nichts mit dem Kind zu tun haben möchte und sich dann doch in der eigenen Pflicht sieht, das Kind an sich zu nehmen. Man kann genau beobachten, wie sich ihre Abneigung in zwei Sekunden in Zuneigung verwandelt.
Aïssa Maïga: Ja, ich finde auch, dass dies eine sehr schöne Szene ist, Lucien hat sich hier von scheinbar sehr klassischen Adoptionsgeschichten inspiriert. Ich wusste das vor dem Dreh auch nicht, aber scheinbar passiert es sehr oft, dass die Großeltern das neue Kind - egal welcher Herkunft - nicht gleich akzeptieren und sie eigentlich auch den Wunsch hegen, ihre Familiengene weiterleben zu lassen, und die Adoption auch nicht ihr eigenes Projekt ist. Wenn das Kind dann eine andere Hautfarbe hat, ist es sehr schwer für sie, sich mit dem Kind zu identifizieren und es in ihrem Kreis zu akzeptieren. Also glaube ich, dass diese Szene authentisch und anrührend wirkt, da sie wahr ist. Das Schöne ist ja, dass frau genau beobachten kann, wie die Liebe sie übermannt, wie alle Klischees über Bord geworfen werden.
AVIVA-Berlin: Das ist wirklich ein magischer Moment. Ich hätte niemals gedacht, dass diese Ablehnung bei den Großeltern stattfindet und jetzt, da sie mir sagen, dass dies tatsächlich vorkommt, finde ich es noch interessanter, das gibt dem Film umso mehr Stärke.
Gab es auch Szenen, die beim Schnitt auf der Strecke geblieben sind?
Aïssa Maïga: Ja, aber ich erinnere mich nicht, denn am Anfang kann man das bereuen, aber dann vergisst man sie.
AVIVA-Berlin: Sie haben in ihrer Filmkarriere bereits mit sehr erfolgreichen Regisseuren zusammengearbeitet, mit einigen, die einen Kultstatus haben. Wenn ich Ihnen die Namen zuwerfe, hätten Sie Lust, mir ein paar Worte zu jedem zu sagen?
Aïssa Maïga: Ja, versuchen wir´s! (Lacht)
AVIVA-Berlin: Cedric Klapisch
Aïssa Maïga: Cedric - man kann ihn nicht nicht mögen und es ist wirklich das Gleiche mit seinen Filmen. Er ist sehr neugierig, hat eine Empathie für das Menschliche und viel Moral, und jemand, der für mich den jüdischen Humor personifiziert. Ich habe ihm das noch nie gesagt, das kommt mir jetzt so ein, aber ich glaube, dass es da eine kulturelle Ebene gibt, die er in sich trägt, aber die ich sehr moralisch finde - vielleicht sollte ich das lieber mit ihm besprechen, da ich vielleicht nur Unsinn erzähle (lacht).
Ich kenne Cedric nun schon sehr lange und ich habe immer wieder Lust, mit ihm zu arbeiten.
AVIVA-Berlin: Michael Haneke
Aïssa Maïga: Ich habe zwei Hanekes kennengelernt. Der eine machte seinen ersten Film in Frankreich, aus Österreich kommend, und er war noch sehr unbekannt hier. Ich war noch sehr jung und habe mit Juliette Binoche in der Hauptrolle gedreht. Ich sollte meine Haare abrasieren und blond werden - damals war das überhaupt nicht en vogue und ich habe mir viele dumme Kommentare auf der Straße anhören müssen (lacht). Man sagte mir, dass ich meine Herkunft verleugne!
Dieser erste Haneke hat sich viel Sorgen gemacht, einen Film außerhalb seiner Muttersprache zu drehen. Den zweiten Haneke habe ich einige Jahre später auf der Straße getroffen, in Cannes oder so, und dann habe ich eine ganz kleine Rolle in seinem nächsten Film gespielt. Dieser Dreh fand in Österreich auf dem Land statt.
Da war er wirklich ein anderer Haneke - mit sehr viel Humor, viel Sanftheit. Er hatte damals schon das Vertrauen der französischen SchauspielerInnen, die ihn schon fast alle kannten und er sie.
Ich würde ich freuen, nochmal mit ihm zu drehen, er ist ein wahrer Meister. Sein Film "Das weisse Band" bleibt unvergesslich, eine so wichtige Geschichte!
Und ich bin wirklich sehr froh, dass ich auch seine Clownseite kenne! Er hat sehr viel Humor!
AVIVA-Berlin: Michel Gondry
Aïssa Maïga: Er ist ein wahres Genie, ich weiß nicht, ob ich in meinem Leben nochmal die Gelegenheit haben werde, in solch eine verrückte Welt einzutauchen. Er ist ein Genie, da er einen Blick auf die Welt wirft, der nur ihm zu Eigen ist. Er arbeitet sehr schnell, hat eine blitzschnelle Intelligenz und dabei eine sehr eigene Sprache entwickelt. Ich glaube, dass es ihm nicht immer einfach fällt, sich im Alltag verständlich zu machen. Ich bewundere ihn!
AVIVA-Berlin: Lucien Jean-Baptiste
Aïssa Maïga: Ich glaube, er hat uns noch nicht alles gesagt. Er hat wie ein Klapisch die Eleganz, eine Geschichte mit einem großen G zu erzählen. Es gibt immer eine tragische Dimension, wie auch bei Klapisch, aber gleichzeitig ist er jemand, der eine Konstanz in sich trägt und alles sogleich transformiert. Das ist selten, da der Mensch normalerweise etwas Zeit braucht, um eine Information aufzunehmen und sie zu verwandeln. Lucien verwandelt alles sofort in Humor, in Leichtigkeit und hier habe ich viel von ihm gelernt. Ein Regisseur hört die ganze Zeit von allen möglichen Leuten, dass das und das nicht möglich ist, dass wir nun Schluss machen müssen, dass dieses Dekor nicht auffindbar ist… Und da ist oft eine Frustration mit einhergehend, aber Lucien hat diese Gabe, alles, ja wirklich alles, sofort ins Positive zu verwandeln. Und ich glaube, wenn er anfängt, diese tragische Seite noch mehr auszubauen, wird das etwas Wunderbares.
AVIVA-Berlin: Zum Schluss möchte ich gerne noch auf Ihr eigenes Schreiben eingehen.
Aïssa Maïga: Ich habe mich sehr lange mit dem Schreiben beschäftigt, jedoch gelang es mir nicht, etwas zu Ende zu bringen. Ich habe mich selbst beschuldigt und es einfach nicht verstanden. Und dann, eines Tages, habe ich einfach so verstanden, was hier vor sich ging, auch ohne große Psychoanalyse. Als Tochter eines Journalisten, der beim Schreiben ermordet wurde, hat sich dieser Akt des Schreibens als schwierig für mich gestaltet, und doch bin ich immer wieder darauf zurückgekommen. Als mir dies dann eines Tages wie Schuppen von den Augen fiel, habe ich mich auf einmal wie befreit gefühlt. Total befreit, diese Einsicht war magisch - fast zu einfach: Ich werde nicht sterben, nur weil ich schreibe! (Lacht)
Ich habe ein Drehbuch geschrieben, das ich noch nicht gedreht habe, und gleichzeitig bin ich dabei, ein Drehbuch zu schreiben und gleichzeitig zu drehen, ein Dokumentarfilm über eben meinen Vater. Ich glaube, es ist der Stein des Anstoßes, in der Symbolik ist es für mich, als ob ich meine eigene Rolle erlange. Als ob es ein obligatorischer Passationsritus ist, die Geschichte eines Journalisten in den 80er Jahren zu erzählen, der in einem sehr kleinen Land, Burkina Faso, das keiner kennt geschweige denn sich dafür interessiert, und dort die Entscheidung trifft, die Welt zu verändern. Fast alle Revolutionäre dieser Bewegung wurden getötet, heute ist fast niemand mehr am Leben. Es ist eine wunderbare Geschichte, da sie vor allem von der Utopie handelt, der Uridee der Politik, des Traums, und von Mut erzählt. Männer und Frauen, die sich für die Umwelt, den Feminismus und eine partizipative Demokratie eingesetzt haben, von der wir immer noch träumen. Es war eine Moderne, ein Aufflammen, aber auch etwas Tragisches. Ich weiß nicht, ob man es Scheitern nennen kann, aber auf jeden Fall stellt sich die Frage, was man mit diesem Erbe heutzutage anfangen sollte.
Vielleicht ist es ein bisschen wie - Er hat ja schon deine Augenfarbe! (Anm. d. Red. wörtliche Übersetzung des französischen Titels des Films
Zum Verwechseln ähnlich)- in Bezug auf meinen Vater.
AVIVA-Berlin: Danke für das Interview! Wir freuen uns schon auf das Resultat!
"Zum Verwechseln ähnlich" startet am 13. Juli 2017 in den deutschen Kinos.
Mehr zum Film "Zum Verwechseln ähnlich" und der Trailer unter:www.zum-verwechseln-aehnlich.de und auf Facebook:
www.facebook.com/ZumVerwechselnaehnlichMehr Infos zu Aïssa Maïga unter:twitter.com/aissamaigaWeiterlesen auf AVIVA-Berlin:Michel Gondry verfilmt Boris Vians´ "Der Schaum der Tage". Ab 13. Februar 2014 auf DVD, Blu-ray und als Video on DemandMit phantastischem Erfindungsreichtum haucht der mit seinen Musikvideos bekannt gewordene Gondry (u.a. Björk) dem französischen Kultstück "Der Schaum der Tage" (DarstellerInnen: Romain Duris, Audrey Tautou, Gad Elmaleh, Omar Sy, Aïssa Maïga) in seiner Verfilmung neues Leben ein. (2014)