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Beitrag vom 26.04.2019
Interview vom Porsche Tennis Grand Prix 2019 mit Naomi ÅŒsaka
Sylvia Rochow
Die 21-jährige Japanerin ist sowohl amtierende US Open-, als auch Australian Open-Siegerin und führt seit Ende Januar 2019 zudem als erste Asiatin überhaupt die Tennis-Weltrangliste an.
Ihren ersten Turniersieg auf der WTA-Tour konnte Naomi Ōsaka Mitte März 2018 in Indian Wells (Kalifornien) feiern. Nur ein halbes Jahr später triumphierte die Tochter einer japanischen Mutter und eines haitianischen Vaters bei den US Open, wo sie im Endspiel der 23-fachen Grand Slam-Siegerin Serena Williams aus den USA keine Chance ließ. Ende Januar 2019 bezwang die Rechtshänderin im Finale der Australian Open die Tschechin Petra Kvitová und übernahm anschließend als erste asiatische Tennisspielerin die Führung in der Weltrangliste.
Bevor sie in den Porsche Tennis Grand Prix vom 22. bis 28. April 2019 eingriff, gewährte die 21-Jährige auf einer Pressekonferenz auch AVIVA-Berlin humorvolle Einblicke in ihre Erwartungen an die Sandplatz-Saison und verschiedene Erfahrungen mit der neuen Starrolle.
2017 musste Naomi Ōsaka sich in Stuttgart noch durch die Qualifikation kämpfen und unterlag dann in der 1. Runde der Britin Johanna Konta. In diesem Jahr kommt sie als zweifache Grand-Slam-Siegerin und Weltranglisten-Erste zum Porsche Tennis Grand Prix. Eine besondere Erwartungshaltung möchte die Japanerin daraus dennoch nicht ableiten: "Ehrlich gesagt konzentriere ich mich immer nur auf mein nächstes Match, zumal ich in Stuttgart ja wirklich bisher nicht besonders erfolgreich gespielt habe. Ich versuche einfach, jede Menge Spaß bei diesem Turnier zu haben. Ich bin auch schon gespannt auf die deutschen Fans. Bisher habe ich alle als sehr cool empfunden, aber vielleicht liegt das auch daran, dass ich vor zwei Jahren im Prinzip noch ein Nobody war," erklärt sie lachend.
AVIVA-Berlin: Welche Reaktion des deutschen Publikums auf Sie wünschen Sie sich denn, oder ganz generell, welche Form der Unterstützung gefällt Ihnen besonders?
Naomi Ōsaka: Oh, ich werde bestimmt niemandem vorschreiben, wie sie sich verhalten sollen! Aber ganz im Ernst, ich möchte mich einfach überraschen lassen, was passiert. Ich bin schon in vielen verschiedenen Teilen der Welt gewesen und überall hört man von bestimmten Eigenheiten des Publikums, der unterschiedlichen Atmosphäre, und, wie sich die Fans so geben. Ich habe 2017 schon mal auf dem Center Court in Stuttgart gespielt, aber ich glaube, dieses Mal könnte es interessanter werden.
AVIVA-Berlin: Etwas anderes, das oft mit Deutschland in Verbindung gebracht wird, sind Autos, und in Stuttgart natürlich vor allem Porsche. Waren Sie schon mal mit einem unterwegs, hier oder anderswo?
Naomi ÅŒsaka: Bisher bin ich nur meinen Nissan GT-R gefahren. (lacht)
Eine Newcomerin mag die 21-Jährige noch sein, als Nobody kann man sie jedoch beim besten Willen nicht mehr bezeichnen, wenn überhaupt vielleicht am ehesten auf Sand. Dass dieser Untergrund so seine Tücken hat ist Ōsaka bewusst. "Der Porsche Tennis Grand Prix ist mein erstes Sandplatz-Turnier in diesem Jahr, und ich bin da auch sonst keine Expertin. Ich kann den Sand nicht zwischen meine Finger nehmen und weiß dann Bescheid, was mich erwartet. Beim Training fühlte es sich soweit gut an." Dass einige Spielerinnen den Stuttgarter Belag für rutschig halten, scheint sie eher zu beruhigen: "Es stimmt, ich bin ein bisschen gerutscht. Aber ehrlich gesagt dachte ich, ich hätte mich einfach zu tolpatschig angestellt. Wie gesagt, ich bin da keine Expertin. Eigentlich komme ich auf jedem anderen Untergrund besser zurecht als auf Sand und habe auch überall mehr Erfahrung. Außerdem habe ich mich bisher jedes Jahr irgendwo während der Sandplatz-Saison verletzt und dadurch mindestens ein Turnier verpasst. Ich hoffe, das bleibt mir dieses Mal erspart und ich kann fit zu den French Open nach Paris fahren," führt die zweifache Grand Slam-Siegerin aus.
Chancenlos sieht sie sich dort nicht, zumal eine Reihe von Spielerinnen, die Sand ebenfalls nicht als ihren favorisierten Belag bezeichnen würden, zuletzt dennoch einige Erfolge verzeichnen konnten. Die US-Amerikanerin Madison Keys gewann Anfang April 2019 in Charleston (South Carolina), Petra Kvitová siegte 2018 in Madrid und nicht zuletzt ist in Stuttgart KarolÃna PlÃÅ¡ková Titelverteidigerin. "Ich habe schon den Eindruck, dass mein Spiel nicht nur für einen Untergrund gemacht ist. In Roland Garros bin ich zum Beispiel zwar 2016 und 2018 bereits in der 3. Runde ausgeschieden, aber beide Male gegen sehr gute Gegnerinnen, die dann auch weit im Turnier gekommen sind – vor drei Jahren gegen Simona Halep und im vergangenen Jahr gegen Madison Keys. Ich bin überzeugt, dass ich auch auf Sand meine Chancen habe," erläutert ÅŒsaka.
Das dritte Grand Slam des Jahres geht die Weltranglisten-Erste mit einem neuen Trainer an. Nachdem sie im Februar 2019 die Zusammenarbeit mit ihrem bisherigen Coach Sascha Bajin beendet hatte, der bei beiden Grand-Slam-Siegen an ihrer Seite stand, verpflichtete die Japanerin als neuen Trainer Jermaine Jenkins aus den USA, der zuvor als Hitting Partner für Venus Williams arbeitete. Er habe ihr bisher vor allem mitgegeben, dass sie sich selbst vertrauen solle: "Das ist etwas, das für mich ein bisschen schwierig ist, sowohl auf als auch neben dem Platz. Ganz besonders abseits des Courts – ich weiß nicht, ich habe viele Selbstzweifel und die meiste Zeit kommt es mir so vor, als wüsste ich nicht so richtig, was ich neben dem Platz eigentlich mache. Vielleicht geht das vielen Leuten so, aber manche können es gut verstecken, und ich glaube, ich nicht. Das ist auf jeden Fall etwas, das ich versuche, zu lernen."
Auch in einem anderen Bereich sieht die 21-Jährige noch Verbesserungspotenzial. Als eifrige Social Media-Nutzerin bat sie ihre Fans kürzlich um Hilfe bei der Wahl der richtigen Ohrringe für die Players´ Party. "Ich hatte vorher schon länger auf Instagram gechattet und dachte mir, warum nicht sowas wie Facetime (Anm. d. Red.: Chat-Dienst für IP-Telefonie und Videokonferenzen) daraus machen" erzählt sie. "Es hat mich immer schon sehr interessiert, mit meinen Fans zu reden, und ich nutze Social Media als Werkzeug dafür. Allerdings habe ich festgestellt, dass das ziemlich schwierig sein kann. Im Endeffekt habe ich mich mit Leuten unterhalten, die in dieser Situation noch unbeholfener waren als ich, und das will schon etwas heißen! Es ist nicht einfach, wenn man selbst plötzlich das Gespräch führen soll, aber eher gewohnt ist, dass andere das übernehmen."
Dass sie durch ihre Erfolge schnell zu einem weltweiten Star geworden ist, weiß Ōsaka für sich einzuordnen und sieht sowohl Vorteile als auch Herausforderungen: "Am Anfang war die ganze Aufmerksamkeit wirklich etwas schwierig für mich. Ich habe mir selbst auch eine große Verantwortung auferlegt, weil ich das Gefühl habe, dass es vielleicht Dinge gibt, die ich tue, aber eigentlich besser lassen sollte. Vor allem ist es also Druck, den ich mir selbst mache. Was mir definitiv sehr gut an meiner neuen Rolle gefällt, ist, dass ich jetzt deutlich einfacher mit vielen Leuten in Kontakt komme."
AVIVA-Berlin: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg fürs Turnier!
Weitere Infos zu Naomi ÅŒsaka unter:
twitter.com/naomi_osaka
www.facebook.com/NaomiOsakaTennis
www.instagram.com/naomiosaka
www.naomiosaka.com
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Copyright Text und Foto: Sylvia Rochow