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Beitrag vom 22.12.2009
Interview mit Apinya Sakuljaroensuk
Claire Horst
Der thailändische Shootingstar spielt die weibliche Hauptrolle in "Same Same But Different", dem neuen Film von Detlev Buck, der im Januar 2010 anläuft. Mit AVIVA-Berlin hat die 19-Jährige über...
... den Film und über ihre schauspielerische Laufbahn gesprochen.
AVIVA-Berlin: Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen?
Apinya Sakuljaroensuk: Als für meinen ersten Film "Ploy" DarstellerInnen gesucht wurden, wollte ich gerade einkaufen gehen und bin auf der Straße dem Manager der Filmproduktion begegnet. Es war ein riesiger Zufall. Dieser Mann hat mich eigentlich nach dem Weg gefragt, und ich habe ihm geholfen. Er fand, dass ich etwas Besonderes habe, hat ein Foto gemacht und mich zum Casting geschickt. Seiher habe ich noch zwei weitere Filme in Thailand gedreht. Außerdem habe ich inzwischen die Schule beendet und bin jetzt an der Universität eingeschrieben. Im Mai werde ich mit dem Studium der Filmwissenschaft und Produktion beginnen.
AVIVA-Berlin: In beiden Filmen, "Ploy" und "Same Same But Different", spielen Sie außergewöhnliche Figuren. Was macht die beiden Rollen in Ihren Augen interessant?
Apinya Sakuljaroensuk: In "Ploy" gibt es drei Hauptfiguren, einen Mann und eine Frau, die ein Paar sind, und ein Mädchen, das dazukommt. Ich spielte das Mädchen Ploy. Damit war ich zwar auch eine Hauptdarstellerin, aber ich funktionierte praktisch als Medium für die ZuschauerInnen. Meine Rolle war es, das Publikum zu den beiden anderen hinzuführen. Ich bin in dem Film wie ein Magnet, der alles nach oben zieht und fallen lässt, wenn die Spannung aufgebaut ist. Die ZuschauerInnen müssen dann allein weiter. Damit ist es eine sehr machtvolle Rolle.
AVIVA-Berlin: Ist Sreykeo, die Sie in "Same Same But Different" darstellen, eine ähnlich starke Persönlichkeit?
Apinya Sakuljaroensuk: Für mich als Darstellerin war das ein großer Unterschied. In "Ploy" gehen die ZuschauerInnen am Anfang mit mir mit, doch dann ist meine Rolle erfüllt. In "Same Same But Different" müssen sie mir die ganze Zeit folgen. Ich führe das Publikum. Die Rolle in "Same Same But Different" mag ich lieber. In "Ploy" war meine Figur abhängig vom Regisseur und vom Drehbuch. Im neuen Film ist es eine authentische Rolle, denn er schildert eine wahre Geschichte. Das war eine viel größere Herausforderung an uns SchauspielerInnen. Man fragt sich immer wieder: Wie kann ich das bewerkstelligen? Wie kann ich dem Publikum dieses oder jenes Gefühl vermitteln? Ich musste mein Bestes geben.
AVIVA-Berlin: Liegt diese Herausforderung auch darin, dass Sie die wahren Personen kennen gelernt haben?
Apinya Sakuljaroensuk: Ja, genau. Benjamin Prüfer und Sreykeo waren oft bei den Dreharbeiten anwesend. Sreykeo habe ich mich sehr nah gefühlt. Ich weiß nicht, ob sie den Film schon gesehen haben, bin aber gespannt, wie ihnen der Film gefällt und hoffe sehr, dass sie zufrieden sind.
AVIVA-Berlin: Ist "Same Same But Different" aus Ihrer Sicht eher ein Film über eine Liebesgeschichte, oder stand für Sie die HIV-Thematik im Mittelpunkt?
Apinya Sakuljaroensuk: Für mich persönlich ist es eher ein Liebesfilm. Ich habe gelernt, was die Liebe einem Menschen bedeuten kann. Der Film spiegelt wider, dass die Liebe für alle Menschen von großer Bedeutung ist. Der Film zeigt ja deutlich: Ein Mensch kann auch trotz HIV lange leben, wenn er oder sie eine Person hat, die sie liebt. Es geht um seelischen Beistand. Der Film zeigt, wie wichtig das ist.
AVIVA-Berlin: Ich habe es auch so gesehen, dass die Liebe im Mittelpunkt des Films steht. Trotzdem spielt das Thema Aids eine große Rolle. Die Tabuthemen Aids und Sextourismus werden offen aufgegriffen. Hat der Film auch bei Ihnen eine neue Auseinandersetzung mit dem Thema bewirkt?
Apinya Sakuljaroensuk: Ich habe jetzt ein ganz anderes Bild von HIV-Infizierten, auch von Menschen, die es durch ihren Beruf sind, durch die Prostitution. Das ist schon ein Tabuthema, auch für mich persönlich. Ich habe einen neuen Eindruck von diesen Menschen bekommen: Das sind genauso Menschen wie alle, und sie können ihr Leben auch mit HIV weiterführen. Ich habe jetzt auch eine viel genauere Vorstellung davon und weiß, dass man sie nicht ausgrenzen muss, dass sie nicht schuld daran sind, dass sie sich infiziert haben. Vielleicht haben sie einmal nicht aufgepasst, und das kann jedem passieren.
AVIVA-Berlin: Welche Reaktion erwarten Sie, wenn der Film in Thailand und Kambodscha anläuft? Wird es ein kontroverser Film sein?
Apinya Sakuljaroensuk: Ich habe mich vor allem darauf konzentriert, diese Person gut zu verkörpern. Über die Reaktionen kann ich noch gar nicht so viel sagen. Aber ich erwarte schon, dass durch den Film die Welt auf Kambodscha schaut und dass der Situation in dem Land mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. Seit ich in Phnom Penh gelebt und gearbeitet habe, weiß ich, wie die Lage dort ist. Ich hoffe, dass die Hilfsorganisationen, die etwas verändern und helfen möchten, mehr Unterstützung bekommen werden. Die Welt wird sehen, dass hier ein Ort ist, der Hilfe braucht.
AVIVA-Berlin: Das Verhältnis zwischen Thailand und Kambodscha ist ja politisch relativ angespannt. Wie wird es in beiden Ländern wahrgenommen, wenn eine Thailänderin eine Kambodschanerin spielt?
Apinya Sakuljaroensuk: In Thailand waren die Leute eher skeptisch, als ich gesagt habe, ich werde eine Kambodschanerin spielen. Aber ich glaube, den Film werden sie positiv aufnehmen. Was die kambodschanische Seite betrifft, bleibt erst mal abzuwarten, und natürlich spekulieren wir auf positive Resonanz. Schwierig könnte es werden, dass die Hauptfigur ein Bargirl ist. Wir wissen nicht, ob die KambodschanerInnen es als Beleidigung empfinden, dass ausgerechnet eine Frau mit diesem Beruf dargestellt wird. Aber ich persönlich bin sehr glücklich darüber, dass ich in Kambodscha gelebt habe und die Sprache gelernt habe.
AVIVA-Berlin: Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen eine schöne Zeit in Berlin und viel Erfolg für Ihre nächsten Projekte.
Der Film "Same Same But Different" wurde am 13. August 2009 auf dem 62. Internationalen Filmfestival von Locarno erstaufgeführt und im Rahmen des Festival-Wettbewerbs mit dem "Variety Piazza Grande Award" ausgezeichnet. Außerdem lief er auf dem Toronto International Film Festival und auf dem London Festival of German Films.
Lesen Sie auch die AVIVA-Rezension zum Film "Same Same But Different".