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Beitrag vom 22.06.2010
AVIVA-Berlin-Interviews mit Daniela Feuersinger, Andrea Krajewski, Marcella Gäb und Nadine Brendel auf der webinale 2010
Maie-Brit Rüter
3 Tage, 1.000 BesucherInnen, 80 Vortragende – AVIVA hat sich auf der größten europäischen Internetkonferenz umgeschaut und konnte vier der Referentinnen für ein kurzes Interview gewinnen.
Vom 31. Mai bis 2. Juni 2010 fand in Berlin die webinale 2010 – the holistic web conference statt. In den drei veranstaltungsreichen Tagen drehte sich alles um Themen aus den Bereichen Business, Design und Technologie.
Wir haben uns mit den wenigen Referentinnen unter den vielen Vortragenden des Veranstaltungsmarathons unterhalten und mal nachgefragt, wie das so ist mit Frauen und Technik…
Daniela Feuersinger, echonet communication GmbH, Geschäftsführerin, www.echonet.at
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©Schedl |
AVIVA-Berlin: Frau Feuersinger, Sie sind Geschäftsführerin der Wiener Internetagentur
echonet communication. Ihre Agentur ist spezialisiert auf die Konzeption barrierefreier Websites. Was hat Sie auf diesen Weg gebracht?
Daniela Feuersinger: Begonnen hat es eigentlich damit, dass wir den Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverband Wien und Niederösterreich als Kunden gewinnen konnten. In enger Zusammenarbeit wurde dann das Qualitätslabel "easy2see" entwickelt, das zusätzlich zu den WAI Kriterien noch weitere Verbesserungen für blinde und vor allem sehbehinderte Menschen bringt.
AVIVA-Berlin: Nach Ihrer Erfahrung als Referentin auf Veranstaltungen und im Geschäftsalltag: Ist es Zufall, dass die Referentinnen auf der webinale in einer deutlichen Minderheit waren, gemessen an der Zahl ihrer männlichen Kollegen oder machen Sie ähnliche Beobachtungen bei anderen Veranstaltungen?
Daniela Feuersinger: Ja, oft ist es auf Veranstaltungen rund um das Thema Internet so, dass es hauptsächlich männliche Vortragende und Besucher gibt. Ich muss aber gestehen, dass das für Frauen nicht unbedingt ein Nachteil ist. Denn wenn man sich als Frau dann für das Thema Internet und/oder Technik interessiert, wird man sehr wohlwollend aufgenommen und auch ernst genommen.
Trotzdem ist es mir ein Anliegen, mehr Frauen und Mädchen fürs Internet zu begeistern. In Wien gibt es z.B. den Töchtertag, wo junge Mädchen für einen Tag in einen Betrieb hineinschnuppern können. Da bemühen wir uns als echonet besonders, den Mädchen die Welt des Internets schmackhaft machen zu können.
AVIVA-Berlin: Sie sind in einem Beruf tätig, der von guten Netzwerken lebt. Würden Sie sagen, dass es eine genderspezifische Form des Netzwerkens gibt?
Daniela Feuersinger: Ich bin mir nicht sicher, ob es in meinem Job nötig ist, besonders viele Netzwerke zu haben. Viel mehr habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Qualität der Projekte für den Verkauf ausschlaggebend ist. echonet profitiert sehr stark von Weiterempfehlungen ihrer Kunden.
Ein anderes Bild ergibt sich sicher in der Werbebranche, da sind Netzwerke viel wichtiger.
Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass es (leider) kaum weitreichende Frauennetzwerke gibt. Und wenn, dann steht dort oft das Thema Beruf und Familie im Mittelpunkt, und nicht fachbezogene Diskussionen.
Andrea Krajewski, Hochschule Darmstadt, Dekanin des Fachbereichs Media, www.media.h-da.de | |
©Krajewski |
AVIVA-Berlin: Frau Prof. Krajewski, Sie sind Designerin, Professorin für die Gestaltung von Mediensystemen und Dekanin des Fachbereichs Media an der Hochschule Darmstadt .Was hat Sie auf diesen Weg gebracht?
Andrea Krajewski: Ich habe Produktgestaltung an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach studiert. Schon im Studium habe ich mich neben der Gestaltung der Nutzung von Hardware auch mit der Gestaltung von Software beschäftigt. Die Design-Methoden sind an sich gleich und in beiden Fällen steht ein Nutzer im Mittelpunkt. An meiner ersten Anstellung als Designerin in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung eines japanischen Unternehmens hat mir die Chance gefallen, (für) die Zukunft zu gestalten. Danach war ich 10 Jahre mit einem eigenen Büro selbstständig und habe das Gleiche versucht. Zum Glück ging das in den Zeiten des sich ständig ändernden Medienumfelds und insbesondere im Bereich der interaktiven Medien gut. Ein Professor der Hochschule Darmstadt sprach mich dann irgendwann an, ob ich nicht Lust hätte, einen Lehrauftrag zu übernehmen. Die Erfahrung war super und als dann eine Professur ausgeschrieben wurde, habe ich mich beworben. Die Lehre ist dank der Projektorientierung unserer Studiengänge hochdynamisch und richtet sich beständig an aktuellen Themen aus. Die Studierenden sind motiviert und es kommen tolle Produkte und Konzepte dabei heraus. Ich unterrichte als Designerin im interdisziplinären Verbund mit Medientechnikern, Informatikern, Experten aus der Medienkultur und der Wirtschaftswissenschaft, darf also über den Tellerrand meiner eigenen Disziplin schauen. Und ich kann als Professorin in die Zukunft schauen und forschen - etwas, was im Tagesgeschäft einer Agenturleitung gerne zu kurz kommt.
Als Dekanin des Fachbereichs konnte ich natürlich in den letzten 6 Jahren auch den noch jungen Fachbereich Media der Hochschule Darmstadt mitgestalten.
AVIVA-Berlin: Nach Ihrer Erfahrung auf Veranstaltungen und in der universitären Lehre: Ist es Zufall, dass die Referentinnen auf der webinale in einer deutlichen Minderheit sind, gemessen an der Zahl ihrer männlichen Kollegen, oder machen Sie ähnliche Beobachtungen bei anderen Veranstaltungen?
Andrea Krajewski: Generell sind meiner Beobachtung nach Frauen in den Medienbereichen, in denen es auch um Technik und Informatik geht nicht gerade überrepräsentiert. Schaut man dagegen in die Felder Grafikdesign, Typografie oder Film sieht das schon anders aus. Das beobachte ich auch bei der Programmwahl unserer Studierenden. Insofern ist es vielleicht nicht verwunderlich, wenn sich das auf die Sichtbarkeit von Frauen auf Konferenzen niederschlägt. An unserer Hochschule gibt es daher – wie an vielen anderen Hochschulen auch – einen Girlsday, bei dem Mädchen mit entsprechenden Schnupperkursen informiert und geradezu akquiriert werden. Es ist eigentlich verwunderlich, dass so etwas in unseren Zeiten noch nötig ist. An der Hochschule beobachte ich zudem, dass Frauen dazu neigen, die ungeliebten Jobs in der Selbstverwaltung zu übernehmen – dafür haben die männlichen Kollegen dann eben mehr Zeit zum Forschen und auch für Auftritte in der Fachwelt. Aber im Prinzip wird ja niemand in diese Rolle gezwungen... Ich weiß nicht, ob die Frauen nicht auch mehr mit sich und ihrem eigenen Rollenbild kämpfen sollten.
AVIVA-Berlin: Sie sind in einem Beruf tätig, der von guten Netzwerken lebt. Würden Sie sagen, dass es eine genderspezifische Form des Netzwerkens gibt?
Andrea Krajewski: Sorry, darüber habe ich noch nie nachgedacht. Vielleicht liegt das an Frage 2.
Marcella Gäb, Expertin für Innovationsmanagement, www.innovateordie.de | |
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AVIVA-Berlin: Frau Gäb, Sie sind Expertin für Online-Kommunikation und Innovationsmanagement. Was hat Sie auf diesen Weg gebracht?
Marcella Gäb: Direkt nach dem Studiumsabschluss habe ich als Berufseinsteigerin Erfahrungen in der Online-Kommunikation gemacht. Ich nutzte die Möglichkeit, mich in diesem Bereich zu spezialisieren. Darüber hinaus habe ich mehrere Jahre selbst neue Produkte entwickelt und weiß, dass es nicht einfach ist, ein Produkt erfolgreich auf dem Markt zu etablieren. Diese Praxiserfahrung ist auch in meine Beratung eingeflossen. Innovationsmanagement ist meines Erachtens die Königsdisziplin unternehmerischer Tätigkeit. Schwerpunktmäßig beschäftige ich mich mit nutzerzentrierten Innovationsprozessen und Open Innovation.
AVIVA-Berlin: Nach Ihrer Erfahrung auf Veranstaltungen und im beruflichen Umfeld: Ist es Zufall, dass die Referentinnen auf der webinale in einer deutlichen Minderheit sind, gemessen an der Zahl ihrer männlichen Kollegen oder machen Sie ähnliche Beobachtungen bei anderen Veranstaltungen?
Marcella Gäb: Nein, es ist kein Zufall. Frauen sind auf Web-Konferenzen sowohl unter den Rednern als auch unter den Teilnehmern deutlich unterrepräsentiert. Die IT-Branche insgesamt wird eher von Männern dominiert.
AVIVA-Berlin: Sie sind in einem Beruf tätig, der von guten Netzwerken lebt. Würden Sie sagen, dass es eine genderspezifische Form des Netzwerkens gibt?
Marcella Gäb: Ich denke nicht, dass es eine typisch weibliche Form des Netzwerkens gibt. Allerdings habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass Frauen in beruflichen Netzwerken häufig kritischer und verbindlicher sind als ihre männlichen Kollegen.
Nadine Brendel, Manager Business Development bei der YOC AG und Leiterin des Bereichs Innovationsmanagement, group.yoc.com | |
© Nadine Brendel |
AVIVA-Berlin: Frau Brendel, Sie sind Manager Business Development bei der YOC AG und leiten dort den Bereich Innovationsmanagement. Was hat Sie auf diesen Weg gebracht?
Nadine Brendel: Im Rahmen meiner Diplomarbeit, die ich in Zusammenarbeit mit der YOC AG geschrieben habe, hat sich mein besonderes Interesse für Innovationen im Mobile Markt herauskristallisiert. Seitdem habe ich diesen Bereich als feste Institution innerhalb der Firma aufgebaut und mich spezialisiert. Innovationsmanagement ist für mich das Werkzeug, um Trends aufzuspüren und neue Produkte zu entwickeln, sie greifbar zu machen und Realität werden zu lassen. Gleichzeitig ist es für einen Marktführer wie die YOC AG ein wichtiges strategisches Feld, das es dauerhaft zu besetzen und stetig weiterzuentwickeln gilt.
AVIVA-Berlin: Sie sind Expertin im Bereich Mobile Marketing und treten häufig als Referentin auf. Wie ist Ihre Einschätzung - ist es Zufall, dass die Sprecherinnen auf der webinale in einer deutlichen Minderheit sind, gemessen an der Zahl ihrer männlichen Kollegen, oder machen Sie ähnliche Beobachtungen bei anderen Veranstaltungen?
Nadine Brendel: Grundsätzlich sind in technikdominierten Themenfeldern und Veranstaltungen Frauen in der Tat zahlenmäßig meist noch unterrepräsentiert. Ich sehe diesen Fakt als Herausforderung und Chance. Sowohl für mich persönlich als auch für das weibliche Geschlecht im Allgemeinen. Wenngleich wir Frauen quantitativ scheinbar in der Minderheit sind, spricht meiner Erfahrung nach die Qualität für sich.
AVIVA-Berlin: Sie sind in einem Beruf tätig, der von guten Netzwerken lebt. Würden Sie sagen, dass es eine genderspezifische Form des Netzwerkens gibt?
Nadine Brendel: Sicherlich gibt es Unterschiede. Ob diese genderspezifisch oder einfach eine reine Typ-Sache sind, möchte ich an dieser Stelle nicht bewerten. Letztere Form ist in meinen Augen die plausiblere Erklärung.
Weitere Informationen zur webinale 2010 finden Sie unter: createordie.de/webinale2010