AVIVA-Berlin >
Interviews
AVIVA-BERLIN.de im November 2024 -
Beitrag vom 01.09.2010
Jane Goodall im Interview
Elina Ioschpa
Am 02. September 2010 kommt der Film "Jane´s Journey" in die Kinos, der Jane Goodalls Lebensgeschichte erzählt und ihr achtenswertes Engagement dokumentiert. AVIVA-Berlin hat Dr. Jane Goodall...
...getroffen, um mit ihr über ihr rastloses Leben, ihre Projekte und den Film zu sprechen.
Dr. Jane Goodall ist mit ihren wissenschaftlichen Arbeiten über Primaten weltberühmt geworden. Viele Erkenntnisse über das Verhalten von Schimpansen sind auf ihre Beobachtungen zurückzuführen. Doch die voranschreitende Umweltzerstörung gefährdet die Population der Menschenaffen. Sie werden von Wilderern erlegt und auf Märkten als Bushmeat verkauft, ihr natürlicher Lebensraum, der Urwald, wird unaufhaltsam abgeholzt. Um die Tiere zu schützen, gab Jane Goodall Ende der 1980er Jahre ihre Forschungsarbeit auf. Seitdem reist die heute 76-Jährige unermüdlich um die Welt, um sich für Umweltschutz und der Erhaltung der Tiere zu engagieren. Sie gründete das Jane Goodall Institute, eine nicht auf Profit ausgerichtete Organisation, die sich die Schaffung gesunder Ökosysteme zur Aufgabe gemacht hat und eine neue Generation engagierter BürgerInnen fördern möchte. Aus diesem Grund wurde vom Jane Goodall Institut "Roots&Shoots" ins Leben gerufen, ein Programm das eine gezielte Projektarbeit mit Kindern fördert. Weltweit existieren 10.000 Gruppen in 120 Ländern.
AVIVA-Berlin: Mehrfach haben Hollywoodproduzenten erfolglos versucht, die Rechte für die Verfilmung von Ihrem Leben zu erwerben. Warum?
Jane Goodall: Die Hollywoodproduzenten wollten alle einen Spielfilm drehen. Ich wäre dann von einer Schauspielerin dargestellt worden. Und genau das wollte ich nicht, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass meine Botschaft im Spielfilm falsch rüberkommen würde. Ich habe meine eigene Stimme.
AVIVA-Berlin: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Lorenz Knauer und was war das Besondere daran?
Jane Goodall: Ich entschied mich für eine Zusammenarbeit mit Lorenz Knauer, weil er mir vorschlug einen Dokumentarfilm zu drehen. Was mich bei unserem Dreh besonders bewegt hat, war unsere Reise nach Grönland. Es war für mich einfach beängstigend, vor einem der größten Eisberge Grönlands zu stehen und dabei zuzusehen, wie riesige Platten aus Eis abbrechen und das nur, weil die Erdatmosphäre sich immer weiter erwärmt. Auch unser Besuch in den USA in den Reservaten der amerikanischen Ureinwohner hat mich tief bestürzt. Es war einfach schockierend zu sehen unter welchen Bedingungen sie leben müssen und das in einem der reichsten Ländern der Welt.
AVIVA-Berlin: Im Jahr 1991 haben Sie "Roots&Shoots" gegründet, ein globales ökologisches und humanitäres Jugendprogramm. Heute gibt es weltweit mehr als 10.000 Gruppen. Erzählen Sie uns mehr über die Arbeitsweise und die Ziele der Organisation.
Jane Goodall: "Roots&Shoots" liegt mir besonders am Herzen, denn mit diesem Projekt will ich bei Kindern und Jugendlichen ein Umdenken bewirken, sie sollen eine kritische Haltung zur Welt zu entwickeln. Es ist mir wichtig, dass ihnen bewusst wird, dass es im Leben nicht nur um das Geldverdienen geht. Sie sollen lernen, respektvoller mit Natur und Tieren umgehen und sich bewusst machen, dass der Klimawandel uns alle betrifft. In den verschiedenen Projekten haben sie dann auch die Möglichkeit, ihren eigenen Beitrag zum Schutz von Natur und Umwelt zu leisten. Denn ich glaube, dass aktive und informierte junge Menschen die Welt verändern können. Deshalb ist es mein Wunsch, dass "Roots&Shoots" an allen Schulen angeboten wird.
AVIVA-Berlin: Am 1. September 2010 wird das deutsche Jane Goodall Institute eröffnet, weltweit gibt es mittlerweile Jane Goodall Institute in 21 Ländern, die das Ziel verfolgen, bewusst und respektvoll mit der Natur und allen Lebewesen umzugehen. (Projekte mit einem nachhaltigen, ganzheitlich ökologischen Ansatz.)
Wie kann eine solche Denk- und Handlungsweise im Alltag aussehen?
Jane Goodall: Es gibt Vieles was jeder Einzelne tun kann. Es fängt schon bei unseren Ernährungsgewohnheiten an. Zum Beispiel sollte man darauf achten keine Produkte von "bad companies" zu kaufen. Auch sollte man den eigenen Fleischkonsum reduzieren. Denn die Unternehmen die Tierzucht betreiben, tragen zur Abholzung des Regenwaldes bei. Auf den gerodeten Flächen bauen sie Futter für die Tiere an oder nutzen das gerodete Gebiet als Weidefläche. Darüber hinaus könnte man auf umweltfreundliche Verkehrsmittel zurückgreifen und auch sparsamer mit Wasser umgehen. Es ist alles gar nicht so kompliziert, wir können schon mit einfachen Dingen viel verändern.
AVIVA-Berlin: Sie sind über 300 Tage im Jahr auf Reisen, fast jeden Tag in einer anderen Stadt, gibt es einen Ort an dem Sie sich zu Hause fühlen?
Jane Goodall: Zuhause fühle ich mich London, in dem Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Heute wohne ich dort mit meiner Schwester zusammen. Dort stehen noch alle Bücher, die ich als Kind las, unter anderem auch "Tarzan und Jane", als ich es zum ersten Mal las, träumte ich davon nach Afrika zu gehen.
AVIVA-Berlin: Vielen Dank für das Interview, alles Gute und weiterhin viel Erfolg!
Weitere Informationen erhalten Sie unter:
Webseite des amerikanischen Jane Goodall Institute
Webseite des deutschen Jane Goodall Institute
Amerikanische Webseite von Jane Goodalls Jugendprogramm "Roots&Shoots"
Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:
Jane´s Journey - Die Lebensreise der Jane Goodall