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Beitrag vom 12.06.2007
Annette Seemann – Anna Amalia. Herzogin von Weimar
Silvy Pommerenke
Anna Amalia, auch bekannt unter dem Namen die Herzogin der Bücher, war eine beeindruckende Frau. Annette Seemann ist den Spuren der aufgeklärten Fürstin nachgegangen, die Weimar zur Goethezeit...
...in eines der wichtigsten geistigen Zentren Deutschlands verwandelte.
Anna Amalia (1739 – 1807) war eine der wenigen weiblichen Herrscher der Weimarer Zeit. Und dies auch nur notgedrungen, da ihr Mann sehr früh verstarb, ihr ältester Sohn längst nicht in dem Alter war, die Herrschaft über das Land zu übernehmen und ein anderer Führungswilliger nicht in Sicht war. So übernahm sie die obervormundschaftliche Regentschaft in den Herzogtümern Weimar und Eisenach. Dies betraf die Jahre 1759 bis 1775, und genau da liegt die einzige Schwachstelle dieses Buches. Denn die Autorin geht so gut wie gar nicht auf die politischen Auswirkungen der Herzogin ein, sondern beschränkt sich sehr auf die kulturellen Neigungen und Leistungen Amalias. Mit Sicherheit hat die junge Fürstin ihren eigenen Schwerpunkt auch auf die intellektuellen und schöngeistigen Themen gelegt, aber die Politik war für sie in diesen sechzehn Jahren ihres Lebens nicht nur eine Marginalität.
Während sie ihren Pflichten als Landesherrin nachkam, versammelte sie um sich die geistigen Köpfe der damaligen Epoche. Goethe, Wieland, Herder und Schiller zählten zu ihren engsten Gesprächspartnern. Vor allem mit Goethe war sie tief verbunden, auch wenn im Laufe ihres Lebens diese Beziehung einen großen Riss erhielt. Sie begründete den "Weimarer Musenhof", entwickelte das Weimarer Liebhabertheater, spielte vier Instrumente, sprach mehrere Sprachen, übersetzte Literatur und schrieb einige fiktionale Texte. Vor allem aber zeichnete sie sich durch ihre Leidenschaft für Bücher aus, die sie von ihrer Mutter übernommen hatte. Ihre herzogliche Bibliothek, die angelehnt an die Wolfenbütteler war, hob sich besonders durch den ovalen und über drei Geschosse reichenden Rokokosaal hervor. Um so bedauerlicher, dass dieses Kleinod im Jahre 2004 durch einen Brand stark zerstört und bibliophile Unikate vernichtet wurden. Allerdings wird sie in diesem Jahr nach umfangreichen Restaurierungen der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung gestellt.
Nach ihrer Regentschaft – ihr Sohn war nun volljährig und konnte die Regierungsgeschäfte übernehmen – widmete sie sich noch stärker ihren schöngeistigen Neigungen, um schließlich, ganz im Sinne der damaligen Zeit, eine zweijährige Italienreise zu unternehmen. Für eine Frau in dieser Epoche fast undenkbar.
Die Autorin: Annette Seemann, Jahrgang 1959, lebt als freie Autorin und Übersetzerin in Weimar. Sie ist Vorsitzende des Fördervereins zugunsten der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Im Insel Verlag ist von ihr erschienen: Weimar. Ein Reisebegleiter. (Verlagsinfo)
Weiterlesen: Ursula Salentin "Anna Amalia. Wegbereiterin der Weimarer Klassik" und Leonie Berger "Anna Amalia von Weimar. Eine Biographie"
AVIVA-Tipp: Durch Annette Seemann kommt man der Wolfenbütteler Prinzessin, die maßgebliche kulturelle Leistungen vollbracht hat, nahe, und kann sich einen ersten Einblick in die Historie der Weimarer Klassik verschaffen. Reich bebildert ist es ein wahres Schmökerereignis, das auch ohne Vorkenntnisse durchaus gelesen werden kann.
Annette Seemann
Anna Amalia. Herzogin von Weimar
Insel Verlag, erschienen März 2007
ISBN: 3458173455
22,80 Euro
Gebunden - 195 Seiten