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Beitrag vom 05.02.2008
Anna Lehmann-Brauns´ Bildband - Sun in an Empty Room
Britta Leudolph
"Sun in an Empty Room" gewährt einen umfassenden Einblick in das Werk der Fotografin Anna Lehmann-Brauns. Thematischer Schwerpunkt ist die Melancholie und Einsamkeit urbaner Zonen im 21.Jahrhundert
Die in Berlin geborene Fotografin Anna Lehmann-Brauns hat sich auf Fotografien menschenleerer Innenräume spezialisiert. Diese lichtet sie zum einen im Original ab, in Städten wie Berlin, Stettin oder auch Moskau, oder baut sie zum anderen zunächst als Miniaturmodelle auf. "Mit sicherem Blick für die atmosphärische Qualität, die ihnen eigen ist, kreiert sie ein ganzes Vokabular von melancholischen Erinnerungsbildern aus Trauer, Einsamkeit und Anonymität. Lauter Ingredienzien, die den Untergang einer Stadt bedeuten können." (so Elke von der Lieth, Leiterin der Kommunalen Galerie). Gemeinsam ist den Aufnahmen das besondere Licht und die starke Farbigkeit.
"Die Räume, die Anna Lehmann-Brauns fotografiert, sind auf die Nutzung durch den Menschen, durch viele Menschen ausgerichtet. Indem ihre eigentliche Funktion unerfüllt bleibt, fallen sie aus dem funktionellen Rahmen und erlangen ästhetische Eigenständigkeit. Ihre Funktionslosigkeit geht aber auch mit einem Sinnverlust einher, es sind sinnentleerte Räume, Verkörperung eines Herausfallens aus Gesellschaft, Sinn und Gemeinschaft. Der Mensch, der sich in diesen Räumen durch seine Abwesenheit manifestiert, ist eine Randfigur postmoderner Geschwindigkeit, Flexibilität und Funktionalität." (Dr. Miriam Dreysse, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Gießener Institut für Angewandte Theaterwissenschaft).
So erinnern manche Fotografien an die isolierten Personen auf den Gemälden von Edward Hopper, doch vielleicht ist die Einsamkeit hier durch die Abwesenheit jeglichen Lebens noch radikaler dargestellt.
Anna Lehmann-Brauns gelingt es in ihren Fotografien, die häufig heruntergekommenen, skurrilen Orte in ein Licht zu tauchen, das sie wieder lebendig erscheinen lässt.
Zur Künstlerin:
Anna Lehmann-Brauns wurde 1967 in Berlin geboren. Sie studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst und war 2001 Meisterschülerin bei Joachim Brohm. 2001 erhielt sie von der Heinrich-Böll-Stiftung ein Stipendium, 2002 konnte sie mit einem DAAD-Reisestipendium in der Schweiz arbeiten.
1998 erhielt sie den Kodak-Nachwuchspreis, 1999 den ersten Preis des Brita-Kunstpreises sowie den Anerkennungspreis des Aenne-Biermann-Preises . Die Künstlerin ist Mutter zweier Kinder, sie lebt und arbeitet in Berlin.
Anna Lehmann-Brauns stellte ihre Werke unter anderem in Berlin, Linz und Wiesbaden aus. Die Publikation erschien anlässlich der gleichnamigen Ausstellung vom 25.11. - 21.12.2007 in der Kommunalen Galerie in Berlin, mit zweisprachigen Textbeiträgen von Dr. Miriam Dreysse und Maren Lübbke-Tidow, sowie einem Vorwort von Elke von der Lieth.
AVIVA-Tipp: Ein stimmungsvoller Bildband voller melancholisch anmutender Fotografien, die zum Innehalten und Erinnern einladen. Anna Lehmann-Brauns erschafft in ihren Räumen eine widersprüchliche Welt, indem sie gleichzeitig Verlassenheit und Einsamkeit als auch die strahlende Vergangenheit unterschiedlichster Locations auf die BetrachterInnen einwirken lässt.
Anna Lehmann-Brauns
Sun in an Empty Room
Hatje Cantz Verlag, erschienen Oktober 2007
Vorwort von Elke von der Lieth, Texte von Dr. Miriam Dreysse und Maren Lübbke-Tidow
Deutsch/Englisch, 96 Seiten, 47 farbige Abbildungen, gebunden
ISBN 978-3-7757-2083-0
25 Euro