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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 12.08.2007


Die Krinoline bleibt in Kairo
Daniela Besser

Sommerzeit ist Reisezeit, aber auch Lesezeit. Barbara Hodgson nimmt uns mit auf eine Entdeckungsreise zurück in die Vergangenheit, bei der es Interessantes über reisende Frauen zu erfahren gibt.




Das Buch geht den Spuren reisender Frauen von 1650 bis zur Jahrhundertwende 1900 nach. In den Blick geraten dabei vor allem die reiselustigen Britinnen, die als Schriftstellerinnen für die Entstehung von weiblicher Reiseliteratur sorgten. Nicht immer allerdings waren die Abenteuer in nahen und fernen Ländern zur Veröffentlichung bestimmt, einige von ihnen schrieben ihre Erlebnisse in privaten Tagebüchern oder Briefen nieder. Zudem gab es viele weitere, anonym reisende Frauen, die nichts schriftlich festgehalten haben und deshalb für uns unbekannt bleiben.

Barbara Hodgson gliedert die literarische Entdeckungsreise anhand der Regionen der Welt, die sie nacheinander in den einzelnen Kapiteln verhandelt. Neben den Informationen zu den sehr unterschiedlichen Frauen und ihren jeweiligen Reisemotiven und Abenteuergeschichten ist das Buch mit zahlreichen Illustrationen in Form von historischen Fotografien, Stichen und Gemälden zu Personen selbst, Reisesituationen (Kleidung, Landschaft, Sehenswürdigkeiten, Begebenheiten, Transportmittel) und mit geografischen Landkarten ausgestattet, was die Lektüre bereichert.

Obwohl die von Hodgson betrachteten Frauen gesellschaftliche Konventionen ihrer Zeit durchbrachen, will sie ihr Buch nicht als "Almanach der Heldinnen" verstanden wissen. Sie verschweigt deshalb auch nicht die unangenehmen Seiten einiger dieser Globetrotterinnen. Auch die verschiedenen Beschwerlichkeiten (wie etwa Krankheit, Entbehrungen, Bestechung, Diebstahl und Gewalt) auf Reisen kommen zur Sprache und vermitteln einen authentischen Eindruck. Diese Vorgehensweise ermöglicht es den LeserInnen, mehr als "nur" Spannendes über Reisebegebenheiten und Einzelschicksale zu erfahren, es eröffnet darüber hinaus den Blick für die Kulturgeschichte des 17. -19. Jahrhunderts.

Zum Schluss noch ein schönes Zitat der reisenden Mary Shelley: "Der Biene gleich dem Stock zu entfliegen und eines Tages mit dem Füllhorn süßer Schätze heimzukehren - den unvergesslichen Erinnerungen einer durch spannende Abenteuer beflügelten Fantasie, einem Wissen, das den Geist erquickt und aus dem lähmenden Korsett der Vorurteile befreit, und einer größeren menschlichen Anteilnahme: Darin sehe ich den Sinn des Reisens, das einen jeden sowohl besser als auch glücklicher macht." (zitiert nach Hodgson, S. 201)

Zur Autorin: Barbara Hodgson, geboren 1955, lebt in Vancouver (Kanada) und ist derzeit als Buchgestalterin und Autorin tätig. Neben drei Romanen hat sie mehrere illustrierte Sachbücher und (als Koautorin) einen fiktionalen Paris-Reiseführer verfasst. In ihrem Buch "Die Wüste atmet Freiheit" erzählt Hodgson von reisenden Frauen im Orient in der Zeit von 1717 bis 1930. (Verlagsinformation)

AVIVA-Tipp: Ein Buch zum Stöbern - lehrreich und unterhaltsam zugleich. Egal ob auf Reisen oder zu Hause, es bietet in textlicher und bildlicher Weise zahlreiche Anregungen für eigene, gedankliche Entdeckungsreisen. Leider werden die einzelnen Frauen jeweils nur kurz in den Fokus der Erzählung genommen, dennoch hat Barbara Hodgson unglaublich viel Informatives zusammengetragen. Nun ist es an Ihnen, das Geheimnis um die Krinoline in Kairo zu enträtseln - da bleibt nur eins: Lesen!

Barbara Hodgson
Die Krinoline bleibt in Kairo
Reisende Frauen 1650 bis 1900

Aus dem Englischen übersetzt von Dörte Fuchs, Jutta Orth und Gisela Sturm
(Originalausgabe erschien 2002 unter dem Titel "No Place for a Lady")
Gerstenberg Verlag, erschienen 2007 in 4. Auflage
Mit zahlreichen Illustrationen
Paperback, kartonierter Einband, 216 Seiten
ISBN: 978-3-8067-2955-9
Preis: 14,95 Euro

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Literatur

Beitrag vom 12.08.2007

AVIVA-Redaktion