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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 08.05.2008


Jana Frey - Schön
Andrea Petzenhammer

Helena will schön sein, denn nur wer schön ist, wird geliebt und kann sich selbst lieben. Oder? Soll sie sich für ihren Traum unters Messer wagen? Ein Roman zu Schönheitsoperationen in der Pubertät




Mit "Schön" hat Jana Frey ein interessantes und bewegendes Jugendbuch zur schwierigen Phase der Pubertät geschrieben. Der Roman schafft aber nicht nur Identifikationspotential für Jugendliche, auch Eltern, FreundInnen und LehrerInnen werden in dem emotional gehaltenen Buch Erklärungen und einen Einstieg in das breit diskutierte Thema der Schönheitsoperationen finden.

Jana Frey ermöglicht einen Einblick in den Strudel der Pubertät, der geprägt ist von Zweifeln und dem Suchen nach der eigenen Identität. Die Autorin erzählt die Geschichte Helenas, die versucht, ihren Anforderungen an sich selbst und denen ihrer Umgebung gerecht zu werden.
Obwohl ihre Eltern geschieden sind und ihr Vater in England eine neue Familie gegründet hat, lebt sie doch mit ihrer Mutter und ihrer Schwester in einer funktionierenden Familie, hat enge Freundinnen die sich um sie kümmern und die hinter ihr stehen. Dennoch baut sie immer mehr Hemmungen auf, nach draußen zu gehen, Menschen kennen zu lernen oder auch nur in den Spiegel zu sehen.

Helena findet sich hässlich

Sie vergleicht sich mit ihrer Umwelt und ist völlig fixiert auf ihre vermeintlichen Mankos, ihre "Rüsselnase" und ihr "Pokinn". Alle Welt ist schön, nur sie nicht und so schafft sie sich ihre eigene Welt, in der sie sich selbst hasst. Doch ihre Gesichtszüge sind für sie nicht nur nicht schön, sie machen sie auch zur Kopie ihrer Großmutter, die sie verachtet. Ihre Großmutter hatte vor langer Zeit die Familie und ihren Sohn, Helenas Vater, verlassen und niemand weiß, wo sie sich aufhält.

So schwimmt Helena in ihrem Leben, während ihre Freundinnen erste Erfahrungen mit Alkohol und Beziehungen machen. Für sie, so scheint es, interessiert sich niemand oder, noch schlimmer, nur die "hässlichen" Typen mit zweifelhaftem Ruf.
Helena steigert sich immer mehr in die Vorstellung eines neuen Gesichts hinein, das ein neues Leben zu versprechen scheint. Nur wer schön ist, wird geliebt.
Erst als der Bruder einer Freundin aus Amerika auftaucht, ein "Freak" mit Tattoos und Piercings, beginnt eine Freundschaft, die Helena das nötige Selbstvertrauen gibt, sich selbst so zu akzeptieren wie sie ist.

Die eigenen Schwächen, Stärken und Werte anerkennen

Der Roman greift viele Aspekte zu Schönheitsoperationen auf, die in der Öffentlichkeit derzeit diskutiert werden. Er erzählt vom Schönheitswahn in den USA, vom Einfluss der Eltern und FreundInnen und den eigenen Ansprüchen, die zu einer Art Spiegelkabinett werden, in dem man sich selbst überkritisch betrachtet. Jana Frey zeigt aber auch, dass das eigentliche Problem nicht eine Nase oder ein Kinn ist, sondern dass es um die Suche nach sich selbst geht. Genau wie Helena muss sich jede/r selbst kennen lernen, die eigenen Stärken und Schwächen akzeptieren und Werte für sich festlegen. Erst wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, geht es wirklich um Äußerlichkeiten.

Zur Autorin: Jana Frey , 1969 in Düsseldorf geboren, hat schon eine umfangreiche Anzahl an Kinder- und Jugendbüchern veröffentlicht. Sie hat Literatur, Geschichte und Kunst studiert, zwei ihrer Romane "Der Kuss meiner Schwester" und "Rückwärts ist kein Weg" wurden für das Fernsehen verfilmt. Ihr Buch "Höhenflug abwärts" wurde in 2004 für den Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreis nominiert. In ihren weiteren Jugendbüchern beschäftigt sie sich mit Themen wie Magersucht, Teenager-Schwangerschaften und Sektenzugehörigkeit. Jana Frey war stark in der Jugendarbeit engagiert und lebt mit ihrer Familie in Süddeutschland.

AVIVA-Tipp: Die Autorin zeichnet mit "Schön - Helenas größter Wunsch" ein sensibles Bild von Jugendlichen und den Einflüssen ihrer Umgebung. Ihre Lösungsansätze sind nicht nur für Teenager interessant, sondern regen auch ältere LeserInnen zu einer fairen Auseinandersetzung mit dem Thema Schönheitsoperationen an. Die Operationen selbst werden weder verteufelt noch als sinnvolle Lösung dargestellt. Jana Frey fördert mit "Schön" eine Auseinandersetzung mit sich selbst und bietet Eltern, LehrerInnen und Bekannten die Möglichkeit, sich noch einmal an die Zeit der Selbstzweifel und Selbstfindung anzunähern.

Jana Frey
Schön - Helenas größter Wunsch.

Fischer Taschenbuch Verlag, erschienen Juni 2008
Gebunden, 184 Seiten, mit S/W- und Farbabbildungen
ISBN 978-3-596-80786-4
Ab 14 Jahren
6,95 Euro


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Beitrag vom 08.05.2008

AVIVA-Redaktion