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Beitrag vom 23.02.2008
Ohne Frauen ist kein Staat zu machen
Clarissa Lempp
Hundert Politikerinnen, von der Antike bis zur aktuellen amerikanischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, versammeln sich hier im "kleinen Lexikon" der mächtigen Frauen…
In diesem kleinen, feinen "Lexikon" der großen Staatsfrauen finden sich neben den deutschen "Müttern des Grundgesetzes" (Elisabeth Selbert und Helene Wessel) erfolgreiche und tragische Monarchinnen wie Queen Victoria und Marie Antoinette, Rebellinnen und Freiheitskämpferinnen, so Rosa Luxemburg und Marie Juchacz, die "Schattenfrau" Eva Peron und Legenden wie die letzte ägyptische Königin Kleopatra.
Kurz und bündig gehalten liegen hier hundert Porträts unterschiedlichster Frauen aus über 2000 Jahren und von allen Kontinenten vor. Zusammen mit Andrea Schweers hat Luise F. Pusch 26 Autorinnen versammelt, die dem Leben und Wirken von Präsidentinnen und Terroristinnen nachgegangen sind. Im Vorwort beschreibt Pusch sechs wesentliche Arten weiblicher politischer Machtformen, an denen sich die Auswahl orientiert:
Witwen und Töchter wie die ehemalige philippinische Präsidentin Curazon Aquino, die nach der Ermordung ihres Mannes, dem oppositionellen Politiker Benigno Aquino, sich 1986 zur Wahl gegen den Diktator Marco aufstellen ließ und gewann.
Ehefrauen von Diktatoren wie Jian Qing, Schauspielerin und Anvertraute Mao Zedongs, die eigentlich Luan Shu Meng hieß und erst durch ihren Mann den "Namen Grüner Fluß" erhielt.
Regentinnen wie die russische Zarin Katharina die Große, oder Liliuokalani, die letzte hawaiianische Herrscherin, die als Komponistin, zum Beispiel das durch Elvis bekannte Aloha Oe, Talent bewies.
"Besondere Diplomatinnen" wie Madame Pompadour oder Zena M´Dere die sich mit ihrem Kitzelkampf (und das ist wörtlich zu nehmen) für Freiheit und Gleichheit auf der Insel Mayotte im Indischen Ozean einsetzte.
Geistige und gewaltsame Revolutionärinnen wie Louise Michel die als "rote Jeanne D´Arc" 1871 die Arbeiterinnenaufstände in Frankreich organisierte und einen Papagei besaß, der die BesucherInnen mit "Es lebe die Anarchie!" begrüßte. Oder die Journalistin und spätere RAF-Terroristin Ulrike Meinhof.
Und natürlich Staatsfrauen wie die amtierende Bundeskanzlerin Angela Merkel, die liberianische Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf oder Golda Meir, die bereits in den 1930er Jahren die jüdischen Arbeiterbewegung in Palästina unterstützte und schließlich 1969 Ministerpräsidentin Israels wurde.
Der Fokus liegt trotz der globalen Ausflüge auf Vorkämpferinnen der Frauenbewegung und Politikerinnen aus dem europäischen Nahraum. Die französische, englische und deutsche Frauenrechtsbewegung sind zwar nicht vollkommen abgedeckt, aber gut vertreten und auch die aktuell wichtigen "Leading Ladies" sind fast vollzählig. Und irgendwo zwischen Madeleine Albright und Clara Zetkin finden sich einige unbekannte Lebensläufe, von denen frau ganz schnell mehr wissen will…
AVIVA-Tipp: Aufgrund des fehlenden Registers ist dieses Taschenbuch nicht unbedingt ein Nachschlagewerk, aber genau das Richtige zum Stöbern, Staunen, Wiedersehen und neue faszinierende Frauen zu entdecken.
Ohne Frauen ist kein Staat zu machen
Hundert Politikerinnen
Herausgegeben von Luise F. Pusch und Andrea Schweers.
Suhrkamp Verlag, erschienen November 2007
Taschenbuch, 244 Seiten, Broschur Mit zahlreichen Abbildungen
ISBN 978-3-518-45836-5
8,50 Euro