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Beitrag vom 01.07.2002
Pfauentanz von Sharon Maas
Katja Lankow
Sharon Maas beschreibt in ihrem neuen Roman "Pfauentanz" das Leben von Rita Maraj.
Die Geschichte beginnt, als Rita sechs Jahre alt ist ...
...und mit ihrem Vater ein unbeschwertes Leben in einer heruntergekommenen Villa führt.
Doch eines Tages taucht eine Frau im Haus auf.
Marylin heiratet Ritas Vater und zerstört nach und nach die idyllische Welt der beiden, an deren Stelle nun ein Korsett aus gesellschaftlichen Zwängen tritt.
Als Ritas kleine Schwester Isabelle zur Welt kommt, scheint das Familienleben zumindest wieder ein bisschen erträglicher, denn Rita ist vom ersten Augenblick
an in sie verliebt.
Bis Isabelle vier Jahre alt ist, scheint auch nichts der glücklichen Schwesterbeziehung im Weg zu stehen. Doch es kommt zu einem folgenschweren Unfall:
Isabelle wird von einem Auto angefahren, als Rita auf sie aufpassen soll.
Marylin schiebt ihr die alleinige Schuld zu und Isabelle entwickelt sich ab diesem Zeitpunkt zu einem hysterischen Mädchen, das ihren Willen stets mit Wutanfällen durchzusetzen pflegt.
Darunter hat besonders Rita zu leiden, denn durch ihre Schuldgefühle lässt sie es zu, dass Isabelle ihr buchstäblich auf der Nase herumtanzt.
Als dann eines Tages ein Abgesandter ihrer Großtante aus Indien vor der Tür steht, ergreift sie ihre Chance und folgt der Spur ihrer Vorfahren.
Sie taucht ein in das bunte, traditionelle indische Leben und findet dort nicht nur ihre Lebensaufgabe, sondern auch ihre große Liebe.
Dieser Roman überzeugt besonders durch die authentischen Charaktere.
Jede Person ist so lebensnah, dass man sich in sie hinein versetzen kann.
Vor allen Dingen "die schrullige" Rita wird in ihrer Gefühls- und Gedankenwelt für die Leserin lebendig, dass sie einem fast fehlt, nachdem man das Buch ausgelesen hat.
Der flüssige und bildhafte Schreibstil macht es fast zur Pflicht, es in einem Stück zu verschlingen. Man findet sich an exotischen Plätzen wieder, aber auch
im Elend der indischen Slums und ehe man es sich versieht, hat man beim Lesen eine halbe Weltreise hinter sich gebracht.
Sharon Maas wurde 1951 in Britisch-Guyana geboren und arbeitete einige Zeit dort in Georgetown als Journalistin, bevor sie durch die Welt reiste. 1983 erhielt sie die deutsche Staatsangehörigkeit, nachdem sie hier ein Studium der Sozialpädagogik belegt hatte und mehrere Jahre als Bewährungshelferein tätig war. Ihr 2000 erschienener Debütroman "Der Zaubergarten" war nicht nur in Deutschland ein großartiger Erfolg.
Blanvalet Verlag, München 2002
ISBN: 3-7645-0144-8
Preis: EUR 22,90
Inhalt: Von British-Guyana nach Indien.