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Beitrag vom 20.12.2007
Ingeborg Gleichauf - Sein wie keine andere
Yvonne de Andres
Diese Biographie wendet sich an ein junges Publikum. Die Lebensgeschichte Beauvoirs wird chronologisch erzählt und beleuchtet.
Schlaglichtartig treten einzelne Facetten ihrer Persönlichkeit hervor: ihre Jugend, die Rebellion gegen die bürgerliche Moralvorstellung ihres Elternhauses, ihr Weg zur Philosophin und Schriftstellerin, die Zeit des II. Weltkrieges, ihre Beziehungen (philosophischer und erotischer Natur) zu Jean-Paul Sartre, zu Nelson Algren, zu Claude Lanzmann und zu Sylvie le Bon. Im Kapitel über die Jahre 1970 bis 1986 berichtet Simone de Beauvoir in einem Interview mit Alice Schwarzer warum sie feministisch aktiv wurde: "Wir müssen also für die konkrete Situation der Frau kämpfen, bevor der erträumte Sozialismus kommt. Außerdem habe ich eingesehen, dass selbst in den sozialistischen Ländern die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau nicht eingetreten ist. Darum bin ich heute in der Bewegung zur Befreiung der Frau aktiv." Heirat und Mutterschaft sieht Beauvoir als Falle an, denn die Frauen tragen meistens die volle Verantwortung.
Beauvoir setzt sich für das Recht der Frauen ein, als Menschen einen freien Zugang und Möglichkeiten ihrer Entfaltung zu erhalten. Ingeborg Gleichauf schätzt Simone de Beauvoir stärker als Menschenrechtlerin denn als Feministin ein: "Innerhalb der feministischen Bewegung engagiert sie sich dafür, den Frauen alle Rechte zu geben, die Menschen zu ihrem vollen Menschsein brauchen. Beauvoir bleibt auch hier Existenzialistin." Beauvoir greift aber auch andere politische Themen außerhalb der feministischen Bewegung auf, z. B. die Situation der Haftbedingungen der RAF-Gefangenen in Stammheim. Ingeborg Gleichauf setzt sich mit den beiden gängigsten Klischees zu Beauvoir auseinander, zum einen die Freundin Sartres zu sein und außerdem eine wichtige Protagonistin des Feminismus mit ihrem Buch "Das andere Geschlecht". Für die Biografin hat dieses Buch an Sprengkraft nicht verloren. "Denken, Leben und Schreiben sind in ihrem Fall eine untrennbare Einheit. Deshalb ist es so schwer zu sagen, was sie gewesen ist: Philosophin, Schriftstellerin, Gesprächspartnerin Sartres?" so kommentiert Ingeborg Gleichauf in der Schlussbetrachtung.
Zur Autorin: Ingeborg Gleichauf, geboren 1953, studierte Philosophie und Germanistik und promovierte über Ingeborg Bachmann. Beginn der freien Tätigkeit. Verschiedene biografische Publikationen im Erwachsenen- und Jugendbereich: "Worte, mir nach!" (2008), "Ich will verstehen. Die Geschichte der Philosophinnen" (2005), "Was für ein Schauspiel! Deutschsprachige Dramatikerinnen des 20. Jh.s und der Gegenwart" (2003) und "Hannah Arendt" (2000).
AVIVA-Tipp: Eine gut und schwungvoll erzählte Biografie. Eine Zeittafel mit den wichtigsten Lebensdaten ist angefügt. Außerdem ein Pariser Stadtplan auf dem Beauvoirs wichtigste Adressen, Cafés, Bibliotheken, Parks etc. verzeichnet sind.
Ingeborg Gleichauf
Sein wie keine andere
Simone de Beauvoir - Schriftstellerin und Philosophin.
DTV Deutscher Taschenbuch, erschienen Oktober 2007
Empfohlen ab 10 Jahre.
s / w. Fotos.
kartoniert - 298 Seiten
ISBN: 9783423623247
8,95 Euro