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Beitrag vom 31.03.2004
DuMont Reiseführer Prag
Jana Scheerer
Das spricht für sich: Diese Stadt wurde von einer Frau gegründet. "Hier kommt Prag hin!", beschloss Libussa. Heute steht an diesem Ort eine der glanzvollsten und charmantesten Städte Europas
"In dieser Stadt werden einmal zwei goldene Ölbäume wachsen, die mit ihren Spitzen bis in den siebten Himmel reichen und auf der ganzen Erde durch Zeichen und Wunder glänzen", lautete Libussas Weissagung 700 n.Chr. wörtlich. Das und vieles mehr ist im informativen und trotzdem handlichen Prag-Reiseführer aus dem DuMont Verlag zu lesen.
Er ist in die Teile "Prag in Geschichte und Gegenwart" und "Unterwegs in Prag" aufgeteilt und bietet so ausführlichere Hintergrundinformationen zum Nachlesen im Hotelzimmer genauso wie kurze Beschreibungen zum Lesen vor Ort. Komplettiert wird er durch Hinweise zu Ausflügen in die nähere Umgebung und Adressen von Unterkünften, Restaurants und Geschäften.
Auch wenn die zwei goldenen Ölbäume heute nicht mehr zu finden sind, ist Prag doch mehr als eine Reise Wert. Die Stadt an der Moldau verbindet heute westliche Standards mit osteuropäischem, an warmen Tagen fast mediterranem Flair. Der Meinung sind leider auch die Horden von vorwiegend italienischen und amerikanischen TouristInnen, die im Sommer die Karlsbrücke und die Innenstadt bevölkern.
Wer nicht genug Italienischkenntnisse hat, um als Informationsschmarotzerin den Erläuterungen der ReiseleiterInnen zu lauschen, sollte unbedingt über Geschichte und Kultur der Stadt nachlesen. Eva Gründel und Heinz Tomek bieten in ihrem Reiseführer einen Überblick, der weder zu knapp, noch zu ausführlich ist.
Von den Anfängen mit Libussas obigem Ausspruch bis zur Gegenwart erzählen sie anschaulich die Prager Stadtgeschichte. Dazu gehört auch ein Blick in
die kapitalistische Nachwende-Gegenwart, in der zwar historische Viertel in renoviertem Glanz erstrahlen, aber auch Obdachlose und Betrunkene das Stadtbild prägen.
Neben den Wendeverlierern ist die Umwelt Prags großes Problem: Der im Sozialismus betriebene Raubbau sorgt noch heute für starke Verschmutzung - und ohne eine Alternative können die vielen Braunkohleheizungen auch nicht einfach abgeschaltet werden. Zugleich ist Prag jedoch eine der grünsten Metropolen Europas: 61% der Stadtfläche sind noch unverbaut.
Auch die jüdische Geschichte Prags schildern die AutorInnen sehr spannend und ein Lageplan gibt Orientierung im jüdischen Viertel "Joseva", das nach Kaiser Joseph II benannt ist. Er gab Prags Jüdinnen und Juden erstmals das Recht auch außerhalb der Ghettomauern zu siedeln.
Wer also in die Metropole an der Moldau reist, sollte den DuMont Reiseführer Prag unbedingt im Gepäck haben. Und wer nicht so schnell hinkommt, kann es ja mal so versuchen: "In dieser Stadt werden einmal zwei goldene Ölbäume wachsen...". Vielleicht gibt es da, wo Sie gerade stehen, dann ja auch bald eine wunderschöne Stadt. Schauen Sie doch in 1304 Jahren noch mal nach!
Eva Gründel, Heinz Tomek
Prag
DuMont, 2000
320 Seiten, mit farbigen Fotos
ISBN 3-7701-5080-5
22,50 Euro
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