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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 02.12.2007


Aya - Band 1 und 2 von Marguerite Abouet
Stefanie Denkert

Die Afro-Französin erzählt in den Graphic Novels Geschichten aus dem turbulenten Leben der 19-jährigen Aya und ihrem Dorf an der Elfenbeinküste Ende der 70er. Vergessen Sie gängige Afrika-Klischees!




Elfenbeinküste, im Jahr 1978. Während Aya total vernünftig und strebsam ist, machen ihre Freundinnen nur Trouble. Da Aya Ärztin werden möchte, muss sie viel lernen. Ihre Freundinnen finden das langweilig, sie wollen lieber Friseurin und Schneiderin werden und lassen keine Gelegenheit aus, um sich nachts heimlich mit Jungs zu treffen. Als ihr Vater Aya mit dem trotteligen Sohn seines wohlhabenden Chefs verkuppeln will, wird sie richtig sauer. Derweil buhlen ihre Freundinnen auch um die Gunst des hässlichen Erben, bis eine von ihnen ungewollt schwanger wird. Da sie nicht weiß, wer der Vater ist, ist das Chaos perfekt.

Im zweiten Band von Aya wird das Geheimnis um die Vaterschaft zwar gelüftet, doch gibt es neue Aufregung im Dorf: der Konkurrenzkampf um den Schönheitswettbewerb beginnt. Jedes Mädchen kann das Preisgeld gut gebrauchen, vor allem die nun alleinerziehende Freundin von Aya. Letztere hält nicht viel von der Wahl zur „Miss Yopougon“, aber sie unterstützt ihre Freundinnen trotzdem dabei. Neben Babysitten, lernen und Haare flechten, hat Aya noch weitere Sorgen. Warum freut ihr Vater sich nicht über seine berufliche Versetzung, die ihn näher zu seiner Familie bringt? Und Ayas Freundinnen haben natürlich wieder Ärger mit Männern! (Die kommen in den Bänden wahrlich nicht gut weg!)

Gespickt sind die Bände mit einem „Ivorischen Bonustrack“: ein Glossar, leckere afrikanische Rezepte, Tipps zum Tücher wickeln und interessanten sowie lustigen Infos zur afrikanischen Kultur.

AVIVA-Tipp: Die Graphic Novels über Aya und ihre Peers zeigen uns, dass die Probleme von Jugendlichen universell sind. Mal eher ironisch, dann einfach nur humorvoll und mit viel Herz erzählt Abouet die Geschichte von Aya, ihren Freundinnen und ihrem Dorf. Selbst bei den tragischen Elementen im Leben ihrer ProtagonistInnen wird sie nicht pathetisch. So erhält frau einen Einblick in das Leben in Afrika jenseits der Nachrichten über Kriege, Aids und Werbespots von Spendenvereinen. Die Erzählweise und Sprache in den Aya-Bänden ist authentisch, schließlich ist Marguerite Abouet selbst französischsprachige Afrikanerin, darauf muss man sich als LeserIn aus einem anderen Kulturkreis einlassen und dann kann man die gängigen Klischees über Afrika vergessen und ein lebensfrohes Volk erleben, von dessen Mentalität sich westliche Kulturen eine Scheibe abschneiden können. Das einzig Negative an den Aya-Bänden ist die Wartezeit bis zur Fortsetzung. Wie bei einer Telenova, enden die Geschichten mit einem Kracher und lassen uns mit dem Wunsch nach „Mehr!“ zurück. Großartig!

Zur Autorin: Marguerite Abouet wurde 1971 in Abidijan geboren. Mit 12 wird sie von ihren Eltern nach Paris zur Schule geschickt. Sie bleibt in Paris und beginnt Romane zu schreiben, doch zunächst muss sie sich als Kindermädchen, Kellnerin und Rechtsanwaltsgehilfin durchschlagen. Mittlerweile lebt sie von der Schriftstellerei. Für den ersten Aya-Band erhielt sie 2006 auf dem renommierten französischen Comic-Festival den Preis für das beste Debüt.


Aya – Band 1
Von Marguerite Abouet
Illustriert von Clément Oubrerie
Carlsen Comics, erschienen März 2007
112 Seiten / Hardcover
ISBN 978-3-551-73711-3
ab 14 Jahren
14,90 Euro

Aya – Band 2
Von Marguerite Abouet
Illustriert von Clément Oubrerie
Carlsen Comics, erschienen November 2007
112 Seiten / Hardcover
ISBN 978-3-551-73712-0
ab 14 Jahren
14,90 Euro

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Beitrag vom 02.12.2007

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