Hoppenstedt - Leitende Männer und Frauen der Wirtschaft 2003 - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Literatur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 07.11.2003


Hoppenstedt - Leitende Männer und Frauen der Wirtschaft 2003
Ilka Fleischer

Das aktuelle "Telefonbuch de luxe" der Führungskräfte scheint mehr als die eklatante Unterrepräsentanz von Frauen in den oberen Etagen der deutschen Wirtschaft wider zu spiegeln...





"Fast zehn Prozent aller Manager sind Frauen", so lautete noch vor wenigen Wochen die Schlagzeile der Hoppenstedt-Analyse "Frauen im Management", bei der eine Profil-Auswertung der mehr als 80.000 größten deutschen Unternehmen in 27 Wirtschaftszweigen mit rund 295.000 Führungskräften vorgenommen wurde. "Geschäftsführer, Vorstandsmitglied oder gar Chief Executive Officer: Immer mehr Frauen besetzen herausragende Managementpositionen in der Wirtschaft," hieß es optimistisch in der Pressemeldung.

In der soeben erschienenen Ausgabe des jährlich publizierten Nachschlagewerkes "Leitende Männer und Frauen der Wirtschaft 2003" scheint sich allerdings ein Sinneswandel abzuzeichnen: "Das männliche Geschlecht dominiert weiterhin. Der Frauenanteil liegt, wie in den vergangenen Jahren, nur bei 5%." Angesichts der markanten Unterschiede zu den USA, wo mittlerweile fast die Hälfte der Spitzenjobs in Frauenhand sind, mögen die inkonsistenten Statistiken hinsichtlich deutscher Geschlechter-Verhältnisse in Entscheidungspositionen unbedeutend erscheinen.

Allerdings verleitet die Prozent-Spanne von 5% natürlich zu Spekulationen: Angefangen bei der Frage, ob womöglich so viele Frauen in so kurzer Zeit tatsächlich die "Chefsessel" verlassen haben - und wenn ja, warum. Über den Zweifel, ob die Datenbasis so instabil sein kann, dass es zu derartigen Verschiebungen kommt. Bis hin zu der Frage, ob die pessimistischeren 5% die Folge einer bewussten "Untertreibung" der HerausgeberInnen darstellen - womöglich als Bestandteil einer politischen Strategie, die durch Überzeichnung der Verhältnisse den gesellschaftlichen Handlungsdruck erhöhen will? ,-)

Neben vielen anderen Erklärungs-Modellen bietet sich natürlich auch noch die Annahme, dass die gekürzten 5% schlicht aus dem - wie-auch-immer-motivierten - Selektions-Verfahren der Hoppenstedt-Redaktion resultieren. Denn nur sie "entscheidet jedes Jahr, wer in dieses Handbuch kostenfrei aufgenommen wird." Die jetzt erschienene 51. Ausgabe des Nachschlagewerkes umfasst entsprechend "Daten und Fakten" zu 54.000 deutschen Führungskräften - darunter 95% männlichen Geschlechts. Anders als der Titel nahe legt, handelt es sich jedoch nicht allein um das Top-Personal deutscher Unternehmen, sondern auch um die führenden Köpfe der wichtigsten Verbände, Behörden und Organisationen. Neben den herkömmlichen Telefonbuch-Daten finden sich Angaben zu Vorstandsposten, Aufsichtsmandaten, Mitgliedschaften in wichtigen Organisationen und Verbänden, Geburtsdatum, Titel, Berufsbezeichnung, Funktions- und Verantwortungsbereichen sowie zu akademischen Graden und Auszeichnungen.

5% hin oder her: Das renommierte Personenlexikon bleibt ein aufschlussreiches Nachschlagewerk für alle, die sich für das "Macht-Potential" ihres Gegenübers und die Verzweigungen der Old- und New-Boys-Netzwerke interessieren - ob zum Klüngeln, Bekämpfen, Kollaborieren, Abgucken, Unterwandern, Partizipieren oder schlicht zum Bestaunen.




Leitende Männer und Frauen der Wirtschaft 2003
Hoppenstedt Firmeninformationen
Gebundene Ausgabe - 1600 Seiten -
Erscheinungsdatum: Dezember 2003
ISBN: 3873620197
EUR 358,45



Weitere Infos und Bestellmöglichkeit unter www.hoppenstedt.de




Veranstaltungs-Tipp:

Am 20.11.2003 findet im Rahmen der Berliner Wirtschaftsgespräche ein UnternehmerInnenforum unter dem Titel "Managing Diversity: Chancen für (mehr) Frauen im Management?" statt.
    Podium:
  • Dr. Norbert Bensel, Vorstand Personal der Deutschen Bahn AG
  • Ursula Kriete, Bereichsleiterin Personal der Berliner Volksbank eG
  • Margarete Krümpel, European Womens Management Development Network (EWMD)
  • Prof. Dr. Sibylle Peters, Otto von Guericke-Universität Magdeburg
  • Renate Schmidt, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
  • Moderation: Birgitt Wählisch (ergolog)
Nähere Infos und Anmeldung unter www.Berliner-Wirtschaftsgespraeche.de




Literatur

Beitrag vom 07.11.2003

AVIVA-Redaktion