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Beitrag vom 28.09.2008
Kathrin Aehnlich - Alle sterben, auch die Löffelstöre
Sabine Grunwald
Paul und Skarlet kennen sich seit dem Kindergarten. Ihre unterschiedlichen Lebensentwürfe können ihrer Freundschaft nichts anhaben, selbst Pauls unheilbare Krankheit schweißt sie noch enger zusammen
"Paul wusste immer genau, was er wollte und was er nicht wollte, und er hat sich nie davor gefürchtet, seine Meinung zu sagen und auch durchzusetzen. Paul hatte nur vor drei Dingen Angst: vor Hunden, vor Ärzten und vor Langeweile."
Paul war seit seinem sechsten Lebensjahr ohne Vater aufgewachsen, während Skarlet ihren Vater weit weg wünschte. Vielleicht waren es ihre ungewöhnlichten Namen, die ein unsichtbares Band zwischen dem Jungen und dem Mädchen zogen:
Jean-Paul Langanke und Skarlet Bucklitzsch, das waren keine Namen, die in einem sozialistischen Kindergarten die Norm waren. In der Schule nannte man sie "die Zwillinge" und als sie sich an der Uni wieder begegneten, Skarlet hatte auf Pauls Drängen auf der Abendschule ihr Abitur nachgemacht, hielt man sie für ein Paar.
Da war Skarlet bereits verheiratet und saß mit einem Säugling im Seminar, während Paul allen festen Bindungen aus dem Weg ging.
Im Siegestaumel des Mauerfalls waren sie für ein paar Sekunden versucht, ihre Freundschaft gegen eine andere Art der Beziehung einzutauschen, beließen es dann aber klugerweise beim Status Quo. Während Skarlet seit Jahren in einem Zoo als Pressesprecherin arbeitete und sich von dem Traum einer intakten Familie verabschiedet hatte, war Paul stolzer und unerwarteter Weise erfolgreicher Besitzer eines Kinos geworden und hatte sich das erste Mal in seinem Leben ernsthaft verliebt. Die Geburt seines Sohnes Lukas erfüllte ihn mit unbändiger Freude, doch gleichzeitig erfährt Paul, dass er unheilbar krank ist.
Am vorletzten Tag des Jahres erhält Skarlet einen Brief von Paul, in dem er sie bittet, seine Grabrede zu halten...
Zur Autorin: Kathrin Aehnlich, geb. 1957 in Leipzig. Studium an der Ingenieurschule für Bauwesen, 1985-88 am Literaturinstitut in Leipzig, Abschlussarbeit: "Wenn ich groß bin, flieg ich zu den Sternen". Veröffentlichte Hörspiele, Erzählungen und ein Kinderbuch. Journalistische Arbeit, zunächst für "Die andere Zeitung", seit 1992 freie Mitarbeiterin in der Feature-Redaktion des MDR-Figaro. Autorin und Regisseurin von Hörfunkfeatures und Dokumentarfilmen. Erhielt 1998 ein Stipendium für hochbegabten schriftstellerischen Nachwuchs. Sie lebt in Markkleeberg bei Leipzig und hat eine Tochter. (Verlagsinformation)
AVIVA- TIPP: In ihrem großartigen Erstlingswerk erzählt die Autorin eine Geschichte, die mühelos zwischen mitreißender Komik und zarter Melancholie wechselt. Ein gelungenes Debut, das viel zu schnell zu Ende geht.
Kathrin Aehnlich
Alle sterben, auch die Löffelstöre
Arche Verlag, erschienen Februar 2007
256 Seiten, Gebunden
19 Euro
ISBN 978-3-7160-2366-2