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Beitrag vom 29.07.2012
Katharina Höftmann - Guten Morgen, Tel Aviv. Geschichten aus dem Holy Land
Anke Gimbal
Die Journalistin und Autorin von "Die letzte Sünde" lebt mit ihrem israelischen Freund in Tel Aviv, lernt hebräisch, schreibt, und gewöhnt sich an ihre neue Heimat. Vorher lebte sie in Berlin.
Wie ihr Leben in Israel abläuft, was sie an Tel Aviv, an der israelischen Familie, den FreundInnen und Bekannten, Israel und an sich selbst wundert – davon handelt ihr erstes Buch.
Ein Umzug von Berlin nach Tel Aviv beginnt mit der Rechtfertigung des "Warum" gegenüber den deutschen Verwandten und Bekannten. Denn in Deutschland haben fast alle eine Meinung zum Nahostkonflikt und Israels Stellung innerhalb desselben. Nicht immer hat das etwas mit Sachkenntnis zu tun. Aber das Argument "israelischer Freund" reicht der Autorin in der Regel als Erklärung aus. (Mensch könnte darüber nachdenken, was dies über die Stellung der Frau in Deutschland aussagt: sie hat weiterhin ihrem Mann in die "Wildnis" – in diesem Fall den Nahen Osten – oder wohin auch immer zu folgen?)
Die zahlreichen weiteren kurzen und kurzweiligen Kapitel befassen sich sehr aufschlussreich mit den verschiedenen Aspekten des Alltags in Tel Aviv und dem übrigen Israel.
Israelis sind trotz Hitze cool. Nicht immer mitten im üblichen Verkehrsdauerchaos, aber jedenfalls im Umgang mit der Dauerbedrohung durch Raketen und sonstige mögliche Angriffe. Höftmann schreibt "Israelische Autofahrer zum Beispiel befinden sich Tag für Tag in einem kriegsartigen Ausnahmezustand. Zebrastreifen halten sie für Safari-Deko, Schulterblicke nutzen sie lediglich, um auf der Rückbank zu wühlen, und Krankenwagen lassen sie aus Prinzip nicht vorbei." Das sind die täglichen Gefahren, die unmittelbarer wirken als abstrakte Drohungen durch TerroristInnen. An die überall gegenwärtigen Soldatinnen und Soldaten mit Maschinengewehren gewöhnt man sich schnell. Israelis lieben Handys, meist haben sie und bedienen sie mehrere gleichzeitig, und sie lieben es laut. Wer nicht schreit, ist kein lebendiges Wesen. Katharina Höftmanns Mutter konnte beim ersten Besuch: "... heute Morgen gar nicht mehr schlafen. Selbst die Vögel zwitschern hier lauter."
Auch auf die Parallelwelt der (Ultra-)Orthodoxen geht die Autorin ein. Und ganz so einfach ist ihr Alltagsleben in Israel als Nichtisraeli nicht. Wer keinen Personalausweis besitzt, ist den üblichen Quälereien – die allerdings einen nachvollziehbaren Grund haben – bei der Ein- und Ausreise ausgesetzt. Selbst für so triviale Sachen wie Tanken oder den Kauf von Konzerttickets braucht man die Personalausweisnummer. Das Leben in Israel ist immer spannend.
AVIVA-Tipp: Das Buch ist amüsant für jene, die Israel kennen und die Erfahrungen bestätigen können, und auch für jene, denen das Land – noch – fremd ist. Man bekommt Lust, selbst hinzufahren und sich Tel Aviv im Original anzuschauen.
Weitere Infos unter: Israel für Anfänger. Katharina Höftmann über ihr Buch "Guten Morgen, Tel Aviv!"
Zur Autorin: Katharina Höftmann, geboren 1984, hat Psychologie und Deutsch-Jüdische Geschichte in Berlin studiert. Nach dem Studienabschluss arbeitete sie zunächst als PR-Beraterin bei der Agentur Scholz&Friends. Seit März 2010 ist sie Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes im Programm für Wissenschafts- und Auslandsjournalismus und veröffentlicht in diesem Rahmen u.a. für die dpa und Welt online. Daneben schreibt sie als Kolumnistin für die meistgelesene israelische Zeitung Israel Hayom. (Quelle: Verlagsinformationen, Katharina_Hoeftmann)
Katharina Höftmann
Guten Morgen, Tel Aviv! Geschichten aus dem Holy Land
Heyne, erschienen 2011
Broschur, 208 Seiten
ISBN: 978-3-453-60209-0
Euro 8,99
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