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Beitrag vom 24.08.2012
Bergmann, Schößler und Schreck (Hg.) - Gender Studies
Maria Mikityla
Bereits 2008 publizierte Franziska Schößler mit der "Einführung in die Gender Studies" ein übersichtliches Einführungswerk in die Geschlechterstudien. Jetzt ist die gut strukturierte Fortsetzung...
... des Standardwerkes erschienen.
Der Forschungsansatz der Gender Studies fußt auf dem Gedanken, dass es eine Unterscheidung zwischen dem biologischen Geschlecht (sex) und dem sozial konstruierten Geschlecht (gender) gibt. Da die Unterscheidung dieser beiden Begrifflichkeiten im Deutschen nicht möglich ist, wurde sich für die englische, präzisere Namensgebung entschieden.
Geschlecht als wissenschaftliche Kategorie hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Von den Gender Studies ausgehend haben sich viele andere Disziplinen, wie zum Beispiel die Queer-, Men´s- oder Cultural Studies entwickelt. All diese Forschungsansätze gehen interdisziplinär vor, untersuchen also Identitätskonstruktionen in sämtlichen wissenschaftlichen Fachgebieten.
In "Gender Studies" werden diese Forschungszweige erläutert und vorgestellt. Das Buch gliedert sich in drei Abschnitte, der erste Schwerpunkt wird dabei auf die bürgerliche Geschlechterhierarchie gelegt. Über die verschiedenen Voraussetzungen von Frau und Mann innerhalb ihrer kulturellen Grenzen erzählen in den ersten Kapiteln Virginia Woolf mit einem Auszug aus "Ein eigenes Zimmer" und Simone de Beauvoir mit Schwerpunkten aus "Das andere Geschlecht". Christa Rohde Dachser beleuchtet die psychoanalytischen Weiblichkeitsentwürfe von Sigmund Freud und widmet sich besonders der Verbindung von Kastrationsangst und Tod. Kulturelle Repräsentationen von Weiblichkeit nach Bovenschen und die Analyse von Begehrensstrukturen schließen das erste Thema ab.
Im zweiten Abschnitt folgt eine Auseinandersetzung mit den Gender- und Queerstudies. Die wichtigsten VertreterInnen dieses Themas sind Judith Butler und Michel Foucault. Doch auch hierzulande weniger bekannte WissenschaftlerInnen, wie Judith Halberstam und Lee Edelmann, die zum Kanon der anglo-amerikanischen Länder gehören, sind dabei. Der letzte Abscnitt beschäftigt sich mit den einzelnen Disziplinen, wie den Postcolonial Studies (Gayatri Gopinath), Naturwissenschaften (Donna Haraway) und Filmwissenschaften (Laura Mulvey) und untersucht die jeweiligen Entwürfe von Geschlechterbildern.
Die Zusammenstellung der Originaltexte in diesem Band ist herausragend und die Kernpunkte der jeweiligen Arbeit werden sehr übersichtlich vorgestellt. Besonders spannend ist die Verknüpfung von den verschiedensten Disziplinen, die es den Lesenden ermöglicht, sich dem Thema der Geschlechtskonstruktionen von allen Seiten her zu nähern.
Zu den Autorinnen:
Franziska Bergmann, 1980 geboren in Wiesbaden. Studierte bis 2006 neuere deutsche Literaturgeschichte der Englischen Philologie und der Gender Studies an der Universität Freiburg. seit Juli 2007 assoziiertes Mitglied des Promotionsverbundes Abgrenzung Ausgrenzung Entgrenzung der Universität Tübingen. (Informationen: Universität Tübingen)
Franziska Schößler ist Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Trier. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Gender Studies, Ökonomie und Literatur, Drama und Theater (insbesondere Gegenwartsdramatik) sowie kulturwissenschaftliche Literaturtheorie. Sie hatte Gastdozenturen und -professuren unter anderem in Wien, St. Petersburg, Vancouver und L´viv. (Informationen: Universität Trier)
Bettina Schreck, geboren 1976 in Waiblingen, hat ihren Masterabschluss in Neuerer Deutscher und Neuerer Englischer Literatur. Zur Zeit studiert sie Psychologie an der Fernuniversität Hagen und arbeitet in der Presseabteilung des frommann holzboog-Verlags. Seit Februar 2007 ist sie Stipendiatin des Promotionsverbundes Abgrenzung Ausgrenzung Entgrenzung der Universität Tübingen. (Informationen: Universität Tübingen)
AVIVA-Tipp: Eine leicht verständliche Einführung für alle, die an den Geschlechterstudien interessiert sind. Die Autorinnen haben statt akademischem Fachduktus verständliche Sprache herangezogen und damit eine leicht zugängliche Lektüre auch für Lesende geschaffen, die nicht aus den Gender Studies kommen. Ein gut gepacktes Kompendium mit allen wichtigen Namen des Gender Studies-Kanons und darüber hinaus auch vielen neuen Literaturanregungen. Ein empfehlenswertes Buch für alle, die sich einen guten Überblick verschaffen und zum weiterlesen animiert werden wollen.
Franziska Bergmann, Franziska Schößler, Bettina Schreck (Hg.)
Gender Studies
transcript Verlag, erschienen im Mai 2012
kartoniert, 320 Seiten
24,80,- Euro
ISBN 978-3-8376-1432-9
www.transcript-verlag.de
Weitere Informationen finden Sie unter:
Franziska Bergmann
Franziska Schößler
Bettina Schreck
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