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Beitrag vom 23.01.2013
Katherine Mansfield - Ãœber die Liebe. Katherine Mansfield - In einer deutschen Pension
Doris Hermanns
Am 9. Januar 2013 jährte sich der Todestag der neuseeländischen Autorin Katherine Mansfield zum 90. Mal. Sie gilt als Erneuerin der englischen Kurzgeschichte und ihre wunderbaren Erzählungen sind...
... bis heute lesenswert geblieben.
Katherine Mansfield (1888–1923) ist die wohl bekannteste neuseeländische Schriftstellerin und gilt als eine der wichtigsten Autorinnen von Kurzgeschichten in der englischen Sprache. Sie war auch die einzige Schriftstellerin, auf deren Schreiben Virginia Woolf eifersüchtig war. Häufig wird Mansfield fälschlicherweise als Engländerin angesehen, aber die trockene Antwort ihrer Protagonistin in der Erzählung "Das Luftbad" auf die Frage, ob sie Engländerin sei, ist deutlich: "Eigentlich kaum ...". Eine eher beiläufig erscheinende Bemerkung, aber wie Elisabeth Schnack in ihrer biografischen Skizze schreibt: "Die unscheinbarste Bemerkung darf nicht ´überlesen´ werden, will man in den Genuss ihrer Kunstwerke kommen und die ´Botschaft´ erfassen die sie mitzuteilen hat."
Geboren und aufgewachsen in Neuseeland, verbrachte Mansfield ihr Erwachsenenleben in Europa – neben England hauptsächlich in Frankreich –, blieb jedoch Neuseeland immer verbunden.
Wer die Autorin als Person kennenlernen möchte, der sei das Buch "Über die Liebe" empfohlen, in dem die Verlegerin Ida Schöffling in ihrer Einleitung einen kurzen Überblick über Leben und Werk Mansfields gibt. Des Weiteren besteht der schmale Band aus einer Auswahl von Briefen und Tagebuchnotizen, die Einsicht in die zahlreichen Lieben Mansfields gibt, von der Maori-Prinzessin Maata Mahupuku bis zu ihrem letzten Ehemann John Middleton Murry. Er enthält aber auch Briefe, so an die Schriftsteller-Freundin Virginia Woolf ("Ich denke oft an Dich – sehr oft. Ich sehne mich danach, mit Dir zu reden (…) oh, es gibt tausend Dinge, die ich gern besprechen würde.") und die Mäzenin Ottoline Morell. Schon früh war ihr Leben durch Krankheit bestimmt, von einem ihrer Liebhaber mit Gonorrhö angesteckt, war sie dermaßen geschwächt, dass sie einer Tuberkulose-Erkrankung keinen Widerstand entgegensetzen konnte und bereits im Alter von nur 34 Jahren starb.
Ergänzt wird der Band mit einer Zeittafel, die eine gute Übersicht über das Leben der Autorin bietet.
Als Einstieg in das Werk von Katherine Mansfield bietet sich der Band "In einer deutschen Pension" an, der erste Erzählungsband, der von ihr erschien, jetzt reich und wunderbar illustriert von Joe Villion in der Edition Büchergilde neu aufgelegt.
Entstanden sind diese Erzählungen während eines Kuraufenthaltes in Bad Wörishofen.
"Und dort nehmen wir bei Wind und Wetter unser Luftbad – wandern herum oder sitzen in kleinen Gruppen beisammen und plaudern über unsre allseitigen Unpässlichkeiten und Ausmaße und Gebresten, denen das Fleisch unterworfen ist."
All diese Geschichten sind kleine Perlen, sie geben einen guten Einblick in die Erzählkunst Mansfields und machen ihre scharfe Beobachtungsgabe deutlich. Sie liebte es, Menschen zu beobachten, was aus ihren Erzählungen deutlich wird.
Hier sind es im Wesentlichen die Gäste der Pension, die sie zu diesen Erzählungen inspiriert haben, es sind wunderbare, teils bissige Portraits, die sie schildert.
Häufig sind es Frauen, die im Mittelpunkt dieser Kurzgeschichten, Frauen, die ihr Leben selber in die Hand nehmen und wenn nötig auch mal Lebensumstände erfinden, die ihnen in dieser Situation passender erscheinen, wie die Ich-Erzählerin in "Frau Fischer", die für selbige einen Ehemann erfindet oder "Die Schwester der Baronin" in der gleichnamigen Erzählung, die sich letztendlich als die Tochter der Schneiderin entpuppt. Es ist ein Blick von außen, ein beobachtender Blick, der viel von den Gästen um sie herum wahrnimmt, schon alleine die Trennung von verheirateten und unverheirateten Damen erweist sich immer wieder als wichtig. Humorvoll werden die Situationen wiedergegeben oder manches eben auch mit einem Achselzucken abgetan, denn "Ich hatte so meine Gedanken".
Ergänzt werden die Erzählungen von einer biografischen Skizze von Elisabeth Schnack, die nicht nur einen Überblick über Mansfields Leben gibt, sondern ordnet deren Erzählungen (nicht nur aus diesem Band) kenntnisreich und ausgiebig darin ein.
AVIVA-Tipp: Die beiden Bände sind bestens geeignet, um Katherine Mansfield als Autorin (wieder) zu entdecken. Sie machen Lust auf mehr – und glücklicherweise hat sie in ihrem kurzen Leben noch weitere Erzählungen geschrieben.
Zur Autorin: Katherine Mansfield, (1888-1923) ist Neuseelands international bekannteste Schriftstellerin, obwohl ihr Werk aus nur fünf Erzählungsbänden besteht. Nach ihrem Tod gab ihr Ehemann ihr Tagebuch sowie eine zweibändige Auswahl aus ihren Briefen heraus. Seit 2002 liegt die komplette Edition ihrer "Notebooks" vor. Im Jahr 2008 erschien der letzte Band der fünfbändigen Ausgabe der Briefe. Die Übersetzung von Brigitte Walitzek basiert auf diesen vollständig neu transkribierten Ausgaben.
Zu den Ãœbersetzerinnen:
Brigitte Walitzek, geboren 1952, lebt in Berlin. Seit 1986 ist sie Ãœbersetzerin, u.a. von Margaret Atwood, Jane Bowles, Germaine Greer, Carson McCullers, Jeanette Winterson und Virginia Woolf. (Verlagsinformation)
Elisabeth Schnack, 1899-1992, war eine Schweizer Ãœbersetzerin literarischer Werke und Schriftstellerin.
Zur Illustratorin: Joe Villion wurde 1981 in München geboren, wuchs in Italien und Griechenland auf und lebt seit 2001 in Berlin. Dort studierte sie Illustration an der Universität der Künste. 2010 gewann sie den "Gestalterpreis" der Büchergilde für "Zazie in der Metro", für das sie 2011 ebenfalls das Ehrendiplom der Stiftung Buchkunst für ausgezeichnete buchkünstlerische Leistungen erhielt. (Verlagsinformation)
Katherine Mansfield
Ãœber die Liebe
Aus dem Englischen von Brigitte Walitzek
Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 171 Seiten
Schöffling & Co., erschienen August 2012
Euro 14,95
ISBN 978-3-89561-248-0
www.schoeffling.de
Katherine Mansfield
In einer deutschen Pension
Aus dem Englischen und mit einem biografischen Essay von Elisabeth Schnack
Typografisch gestaltet und mit 21 Illustrationen von Joe Villion
Edition Büchergilde, erschienen 12-2012
Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 280 Seiten
Euro 24,95
ISBN 978-3-86406-020-5
edition-buechergilde.de
Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:
Katherine Mansfield in "Im Zimmer meines Lebens. Biografische Essays über Sylvia Plath, Gertrude Stein, Virginia Woolf, Marina Zwetajewa u.a."
Katherine Mansfield in "Grenzgängerinnen der Moderne"
Katherine Mansfield in "Schwarze Katzen - Bunte Katzen"
"Katherine Mansfield. In einer deutschen Pension", gelesen von Nina Hoss
Mehr über Katherine Mansfield:
www.fembio.org