Amana Fontanella-Khan - Pink Sari Revolution. Die Geschichte von Sampat Pal, der Gulabi Gang und ihrem Kampf für die Frauen Indiens. Deutsche Botschaft in Neu Delhi verweigert Visum für Sampat Pal - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Literatur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 16.03.2014


Amana Fontanella-Khan - Pink Sari Revolution. Die Geschichte von Sampat Pal, der Gulabi Gang und ihrem Kampf für die Frauen Indiens. Deutsche Botschaft in Neu Delhi verweigert Visum für Sampat Pal
Philippa Schindler

Mit dem Schlagstock unterm Sari: In Indien lehnen sich Tausende Frauen gegen die massive Gewalt auf, verhindern Kinderhochzeiten und zwingen Polizisten dazu, einen Vergewaltiger zu verhaften.




NEWS vom 18. März 2014Indische Frauenrechtlerin Sampat Pal muss ihre Reise nach Deutschland absagen

Trotz großer Bemühungen des Verlages Hanser Berlin und des internationalen Literaturfestivals lit.COLOGNE sah sich die Deutsche Botschaft in Neu Delhi nicht in der Lage, Frau Pal ein Visum auszustellen. Die Veranstaltung "Amana Fontanella-Khan, Sampat Pal und Corinna Harfouch feiern die Pink Sari Revolution" auf der lit.COLOGNE am 19. März 2014 muss daher leider ohne die Gründerin der Gulabi Gang stattfinden.



"Wir sind keine gewöhnliche Gang, wir sind eine Gang der Gerechtigkeit." Binnen weniger Jahre hat die charismatische Gründerin der "pinkfarbenen Bande", Sampat Pal, Tausende Frauen zusammengetrommelt, um für deren Rechte zu kämpfen. Mittlerweile ist die Gruppe, bekannt unter dem Namen "Gulabi Gang", auf 20.000 Mitglieder angewachsen. In leuchtenden Saris und bewaffnet mit Bambusstöcken leisten die Aktivistinnen Widerstand gegen die Gewalt und Korruption, die Indiens Gesellschaft prägen.

In dem Buch "Pink Sari Revolution" erzählt die in Wien geborene Autorin mit pakistanisch-indischen Wurzeln, Amana Fontanella-Khan, die Geschichte dieser außergewöhnlichen Selbsthilfegruppe. Sie beginnt im Jahr 2006, als die Sozialarbeiterin und fünffache Mutter Sampat Pal zum Protest gegen den schlechten Zustand einer Landstraße mobilisierte. Damals hatten ein paar Dutzend Frauen in pinkfarbenen Saris ihren ersten Auftritt und die Lokalpresse, die über das Ereignis berichtete, nannte sie Gulabi Gang: gulabi ist das Hindi-Wort für "pink".

Seitdem haben sich zahlreiche Frauen der Gruppe um Sampat Pal angeschlossen. Die meisten von ihnen kommen aus den Dörfern von Uttar Pradesh, einer Region, die zu den bevölkerungsreichsten und ärmsten in Indien zählt. Hier ist die Not groß, und tief verwurzelt sind die Strukturen, die das Unrecht in der Gesellschaft fördern. Mit Versammlungen, Bildungsinitiativen und direkten Aktionen kämpft die Gulabi Gang gegen diese Zustände an, wenn nötig auch mit Gewalt. Ihr Ziel: "Schutz der Machtlosen vor Missbrauch und Bekämpfung der Korruption, Gewährleistung der Grundrechte der armen Landbevölkerung und Abschaffung von Traditionen wie Kinderhochzeiten."

"Pink Sari Revolution" folgt aber auch den Spuren von Sheelu, die im Alter von 17 Jahren als "Dienstmädchen" – so zumindest lautet die offizielle Sprachregelung – im Haus eines Politikers angestellt wird. In minutiöser Recherchearbeit rekonstruiert Amana Fontanella-Khan die Flucht des Mädchens und auch die Auseinandersetzungen, die auf Sheelus Festnahme durch die Polizei folgen. Denn in der Gefangenschaft wird Sheelu als Diebin gebrandmarkt und schwer misshandelt. Hilfesuchend wendet sich ihr Vater an die Gulabi Gang.

Auf der Grundlage von Zeitungsberichten, Interviews und Videomitschnitten schildert die Autorin den Fall des jungen Mädchens. Ihn haben Sampat Pal und die Aktivistinnen in Indien an die Öffentlichkeit gebracht, monatelang berichteten die Medien über die neuesten Entwicklungen im Gerichtsverfahren gegen den ehemaligen Abgeordneten.
Im Buch "Pink Sari Revolution" steht Sheelu stellvertretend für viele weitere Betroffene, die die Gulabi Gang im Kampf für ihre Rechte unterstützt. Auf diese Weise legt die Geschichte nicht nur Zeugnis ab, über eine korrumpierte Gesellschaft, in der es tagtäglich zu Gewalt, Missbrauch und Folter kommt. "Pink Sari Revolution" zeigt auch hoffnungsfrohe Entwicklungen der indischen Gesellschaft auf und macht das eindrucksvolle Engagement von Sampat Pal und den Frauen der Gulabi Gang sichtbar.

AVIVA-Tipp: Fesselnd erzählt "Pink Sari Revolution" die Geschichte einer Graswurzelbewegung, die Mut und Unerschrockenheit sät in einem von Gewalt und Kriminalität gezeichneten Land. Fast beiläufig gelingt es der Autorin dabei, in komplexe historische Fakten einzuführen und einen umfassenden Blick auf die gesellschaftlichen Umbrüchen in Indien abzubilden.

Zur Autorin: Amana Fontanella-Khan, geboren 1984 in Wien, hat pakistanisch-irische Wurzeln und wuchs in Österreich auf. Nach Stationen in Frankreich, Spanien und Mumbai lebt sie zurzeit in Brüssel. Sie schreibt regelmäßig über Frauenrechtsthemen, u. a. für die New York Times und das Slate Magazine. "Pink Sari Revolution" ist ihr erstes Buch. Sie ist Ehrenmitglied der Gulabi Gang. (Quelle: Hanser Verlag)

Zur Übersetzerin: Barbara Schaden, Jahrgang 1959, studierte Romanistik und Turkologie in Wien und München. Sie übersetzte Werke u.a. von Margaret Atwood, Kazuo Ishiguro und Eleanor Catton. (Quelle: Hanser Verlag)

Pink Sari Revolution. Die Geschichte von Sampat Pal, der Gulabi Gang und ihrem Kampf für die Frauen Indiens
Amana Fontanella-Khan

Originaltitel: "Pink Sari Revolution. A Tale of Women and Power in the Badlands of India"
Aus dem Englischen übersetzt von Barbara Schaden
Hanser Verlag Berlin, erschienen am 24.02.2014
Fester Einband, 271 Seiten
ISBN 978-3-446-24503-7
19,90 Euro
www.hanser-literaturverlage.de

Diesen Titel können Sie online bestellen bei FEMBooks

Weitere Informationen:

Unter www.gulabigang.in finden sich zahlreiche aktuelle Informationen zu der "pinkfarbenen Bande" um Sampat Pal.

Auf www.amanafontanellakhan.com stehen weitere Informationen zur Autorin Amana Fontanella-Khan bereit.

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Beitrag vom 16.03.2014

Philippa Schindler