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Beitrag vom 23.04.2014
Pamela Littky - Vacancy
Philippa Schindler
Trailerparks, Motel-Kitsch und Bingospiele: Der Bildband der kalifornischen Dokumentarfotografin porträtiert das abgeschiedene Leben der beiden Wüstenstädte Baker und Beatty im Death Valley.
Kaum ein Mensch möchte sich hier niederlassen. Im Death Valley am Rande der Sierra Nevada. Der Wüstenlandstrich gehört zu den heißesten und trockensten Regionen der USA, und das, obwohl er nur wenige Kilometer vom Meer entfernt liegt. Fotografin Pamela Littky ist auf langen Autofahrten von ihrer Heimatstadt Los Angeles zu Shootings nach Las Vegas dennoch an ein paar entlegenen Siedlungen vorbeigekommen: Die beiden Kleinstädte Baker und Beatty trotzen der Unnachgiebigkeit der Natur nun schon seit einem ganzen Jahrhundert.
"Gateway to Death Valley"
Sie sind die letzten zivilisatorischen Niederlassungen, danach kommt lange nur noch karge Wüste: Das kalifornische Baker im südlichen Teil des Death Valley und Beatty im nördlichen Nevada. Schon an den Ortseingängen machen Schilder die Durchreisenden darauf aufmerksam: "Gateway to Death Valley" – "Tor zum Tal des Todes". Mit diesem Namen schmücken sich die beiden Gemeinden.
Doch was, um alles in der Welt, bringt Menschen dazu, in einer so extremen Umgebung zu leben? Dieser Frage geht Pamela Littky in ihrem im März 2014 erschienen Bildband "Vacancy" nach. In über sechzig Farbfotografien gibt sie den Blick frei, auf eine entrückte und häufig skurrile Welt innerhalb der USA.
America today
Weihnachtsschmuck am Giebel eines heruntergekommenen Wohnwagens, eine blaue Parkbank inmitten von trockenem Land – unermüdlich versuchen die EinwohnerInnen von Baker und Beatty, sich ein Heim in dieser öden und abweisenden Landschaft zu errichten. Viele haben den Ort in den letzten Jahren schon verlassen, zu perspektivlos war das Leben hier geworden, nachdem die Borax-Minen in Baker versiegten und die TouristInnen in Beatty ausblieben.
Ganz still ist es am Rande vom Death Valley jedoch nie geworden. Immer wieder suchen hier Menschen Unterschlupf, für die ein Leben außerhalb der Wüste nur schwer möglich ist. Einige von ihnen kommen aus Lateinamerika über die Grenze, ohne Pass und Aufenthaltsgenehmigung. Andere können sich die hohen Mietpreise in der Stadt einfach nicht mehr leisten.
Von der Alltäglichkeit der Krise
Pamela Littkys "Vacancy" wird so auch zu einem sozialkritischen Zeitdokument. Der Bildband erzählt davon, wie Menschen sich ihre Existenz am Rande der Gesellschaft einrichten – und, was bleibt, wenn das meiste schon verloren ist. Die Fotografin erlebte dies selbst eindrücklich, als während einem ihrer Besuche im Jahr 2008 das Chaos im Rest der Welt ausbrach: Der Crash der Banken, die Immobilienkrise - die Menschen in Baker und Beatty beeindruckte all das wenig. Vielleicht, weil sie ohnehin nicht viel zu schaffen hatten, mit Wertpapieren und Investmentfonds. Vielleicht aber auch, weil sie immer schon auf sich alleine gestellt waren.
AVIVA-Tipp: "Vacany" bildet das Leben im Death Valley ab - und ist gleichsam eine kritische Bestandsaufnahme der US-amerikanischen Gesellschaft. Denn Pamela Littkys Fotografien reichen weit über die bloße Wiedergabe des Realen hinaus. Mit ihrem Bildband kommentiert sie das Schicksal von Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen keinen Platz für sich jenseits der Wüste finden konnten.
Zur Autorin: Pamela Littky, geboren in Chicago, Illinois. Heute lebt und arbeitet die künstlerische Dokumentarfotografin in Los Angeles und Palm Springs, Kalifornien. Ihre Fotos erscheinen unter anderem in Zeitungen und Magazinen, wie der Times, The Guardian und der Musikzeitschrift Rolling Stone.
Pamela Littky im Netz:
www.pamelalittky.com
Pamela Littky
Vacancy
Kehrer Verlag, erschienen März 2014
Gestaltung: Lawrence Azerrad
30,00 cm x 24,00 cm, 144 Seiten, 67 Farbabbildungen, Festeinband
Englisch
ISBN: 978-3-86828-479-9
36,00 Euro
www.artbooksheidelberg.com
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