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Beitrag vom 25.11.2014
Lola Shoneyin - Die geheimen Leben der Frauen des Baba Segi
Clarissa Lempp
Die nigerianische Autorin erzählt von einer polygamen Ehe, die in eine Krise gerät, als die vierte Frau einheiratet. Eine tragisch-komische Geschichte, die Einblick in das Leben der Frauen gibt.
Bolanle ist die vierte Ehefrau des wohlhabenden Baba Segi. Als sie in der Familie ankam, warteten bereits drei Frauen und zahlreiche Kinder auf sie. Bolanle hat etwas, was die anderen Ehefrauen nicht haben: Sie ist akademisch ausgebildet. Aber ihr fehlt etwas, was die anderen Frauen haben: Kinder. Das führt zu Konfliktpotential. Als sie auch nach zwei Jahren Ehe nicht schwanger wird, begleitet Baba Segi sie zu einer gynäkologischen Untersuchung, ohne zu wissen, dass damit das bisher noch oberflächlich harmonische Zusammenleben im Hause Segi auf den Kopf gestellt wird. Denn die Frauen sind nicht einfach eifersüchtig auf Bolanle, sondern versuchen auch ihre titelgebenden geheimen Leben zu bewahren.
Lola Shoneyin erzählt die Geschichte einer polygamen Ehe in Nigeria rasant und unterhaltsam, als sei es eine Komödie. Das mag etwas geschmacklos klingen, angesichts der zeitlichen Nähe der Buchveröffentlichung zu den Entführungen von mehr als 200 Mädchen durch die extremistische Organisation Boko Haram in Nigeria. Das ist es aber nicht. Denn Shoneyin entfaltet hier klug und einfühlsam, und immer ihre ProtagonistInnen stärkend, ein Geflecht von gesellschaftlichen Konventionen und individuellen Freiheitsbestrebungen. Nicht nur die Frauen, auch die Männer wie der Patriarch Baba Segi finden sich darin verstrickt.
Die Erzählung findet aus den unterschiedlichen Perspektiven der Ehefrauen statt und Shoneyin schafft es konstant, eine gute Balance zwischen Witz und sozialer Kritik zu halten. Jede der Frauen hat ihre eigenen Gründe in dieser Ehe zu leben, die Shoneyin nicht in oberflächlichen Kontrasten, sondern bunten Zwischennuancen erzählt. Die geheime lesbische Liebe, Zuflucht vor Gewalt oder finanzielle bzw. soziale Sicherung und Anerkennung. Der Roman macht zwar klar, Bildung ist wichtig und die polygame Ehe ist als Produkt einer patriarchalen Systems keine erstrebenswerte Form des Zusammenlebens. Trotzdem hütet sich Shoneyin vor dem verdammenden Zeigefinger oder einengender Viktimisierung, sondern konzentriert sich vielmehr auf die Möglichkeiten ihrer Figuren.
Zur Autorin: Lola Shoneyin wurde 1974 in Ibadan in Nigeria geboren. Seit 1997 erschienen drei Gedichtbände sowie zwei Kinderbücher der Autorin. "Die geheimen Leben der Frauen des Baba Segi" ist ihr Romandebüt, mit dem sie den PEN Oakland Josephine Miles Literary Award 2011 gewann. Sie lebt heute in Lagos in Nigeria und organisiert hier unter anderem das Ake Arts and Book Festival.
Mehr Infos unter: www.lolashoneyin.com
AVIVA-Tipp: Polygamie, Magie, Mutterschaft - Lola Shoneyin wirft ein Licht auf gesellschaftliche Praktiken und Zustände ihres Heimatlandes Nigeria, in dem sie einen Mikrokosmos des menschlichen Zusammenlebens, die polygame Ehe, beschreibt. Trotz der leichten und unterhaltsamen Erzählweise, entfaltet Shoneyin ein sensibles Geflecht von Machtstrukturen.
Lola Shoneyin
Die geheimen Leben der Frauen des Baba Segi
Originaltitel: The Secret Lives of Baba Segi´s Wives
Ãœbersetzt von Susann Urban
Edition Büchergilde, erschienen Herbst 2014
352 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3864060419
ISBN-13: 978-3864060410
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