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Beitrag vom 30.03.2015
Almudena Grandes - Inés und die Freude
Helga Egetenmeier
Eine außergewöhnliche Lebens- und Liebesgeschichte webt die spanische Autorin in die schwere Zeit des spanischen Bürgerkriegs und der nachfolgenden Militärdiktatur ein und erschafft damit einen...
... leichtgängigen und detailreichen historischen Roman. Als Kristallisationspunkt wählt sie ein bis heute kaum bekanntes Ereignis im Kampf gegen das faschistische Franco-Spanien, das sich kurz nach der Landung der Alliierten und der Befreiung Südfrankreichs 1944 in den Pyrenäen abspielte.
Ursprünglich wollte die Autorin diese fiktive Geschichte mit realem Hintergrund, an der sie zwischen 2005 und 2010 schrieb, als Film entwickeln, doch es fanden sich keine ProduzentInnen. Deshalb veröffentlichte sie sie schließlich mit dem Übertitel "Episoden aus einem endlosen Krieg" als Auftakt ihrer Romanreihe zur Franco-Diktatur.
"Es gibt kein größeres Glück im Leben, als glücklich verliebt zu sein, deshalb ist es so selten". Mit diesem, den Roman prägenden Satz, verweist die Autorin gleich zu Beginn auf die von ihr aufgegriffenen Verflechtungen zwischen privaten und politischen Ereignissen, mit denen sie sich vor allem über ihre weiblichen Figuren auseinandersetzt.
Spanien, Frankreich und der Herbst 1944
Nachdem General Franco den spanischen Bürgerkrieg mit Unterstützung des faschistischen Deutschland 1939 für sich entscheiden konnte, flüchteten Tausende WiderstandskämpferInnen in das südliche Frankreich. Hier versteckten sie sich und unterstützten die Résistance, oder kamen in französische Konzentrationslager und wurden teilweise nach Deutschland deportiert.
Als Frankreich 1944, nach der Landung der Alliierten im Juni in der Normandie und im August in der Provence, als befreit galt, hatte die Schreckensherrschaft Francos bereits die ländlichsten Teile Spaniens erfasst. An dieser Stelle der spanischen Geschichte verdichten sich die Erzählstränge der Autorin um ihre Protagonistin Inés Ruiz Maldonado, die bereits während der Dreißiger Jahre in Madrid mit ihrer falangistischen Familie brach und Kommunistin wurde.
Oktober 1944 - der Kampf um das Arantal
Westlich von Andorra und fast mittig in den Pyrenäen, liegt auf der spanischen Seite das Val d'Aran und darin das kleine Dorf Bosost. An diesen Ort flieht Inés vor ihrem Bruder Ricardo, einem hochrangigen, Francotreuen Offizier, der sie durch seine Beziehungen aus einem Madrider Gefängnis befreite, um sie dann auf ihr einsames Familiengut südlich der Pyrenäen zu verbannen.
In diesem Tal befanden sich im Oktober 1944 um die 4.000 überwiegend spanische KommunistInnen, deren Ziel es war, Spanien von der Diktatur zu befreien. Ohne die erhoffte Unterstützung wurden sie jedoch Ende Oktober durch die zehnmal stärkeren Franco-Truppen zur Aufgabe gezwungen.
Inés - "Die Köchin von Bosost"
Während ihrer Zeit als Köchin für die WiderstandkämpferInnen lernt Inés ihre große Liebe, den Kommunisten Galán, kennen. Neben der Protagonistin und der Erzählerin nimmt seine Person im Roman die dritte Perspektive ein. Die Autorin nutzt diese Wechsel der Geschlechtersichten zur Diskussion des emanzipatorischen Anspruch der Beiden innerhalb ihrer Beziehung und lässt sie auch deren Unterschiede in der spanischen Gesellschaft reflektieren.
Von Toulouse aus agierten während der Franco-Zeit die kommunistischen ExilspanierInnen, auf die Almudena Grandes ihr Augenmerk richtet und an die heute noch einige Straßennamen und Plätze erinnern. Auch Inés geht mit ihren FreundInnen in diese, Spanien am nächsten gelegene, französische Großstadt. Um Arbeit, günstiges und heimatliches Essen sowie einen Treffpunkt zu haben, eröffnet sie zusammen mit einigen Frauen das Restaurant-Kollektiv "Casa Inés - Die Köchin von Bosost".
"La Pasionaria", eine spanische Ikone
In diesen Treffpunkt lässt die Autorin regelmäßig eine große Frau der spanischen Geschichte einkehren, die in ihrer Erzählung eine kleine, aber dennoch bedeutende Rolle spielt und die zwischen 1942 und 1960 die Generalsekretärin der kommunistischen Partei Spaniens war.
"Pasionaria ist nicht wie andere Frauen, sie darf es nicht sein, weil sie viel mehr ist als eine Frau, sie ist eine Ikone, ein Symbol, ein Heiligenbild, geschlechtslos wie ein Engel." beschreibt die Erzählerin Dolores Ibárruri, die sich 1937 in Madrid als Zweiundvierzigjährige in den vierzehn Jahre jüngeren Francisco Antón verliebt. Eine der fatalen Folgen dieser Liebesgeschichte entwickelt Almundena Grandes zu den historischen Ereignissen im Arantal.
AVIVA-Tipp: Mit prägnanten Charakteren, die sie empathisch begleitet, greift die Autorin einen bedeutsamen Aspekt der Entwicklung Spaniens im letzten Jahrhundert auf. Der schwungvolle Erzählrhythmus lässt auch bei LeserInnen, die kaum über Kenntnisse der spanischen Geschichte verfügen, jede Menge Lesegenuss entstehen.
Zur Autorin: Almudena Grandes zählt zu den großen spanischen Gegenwartsautorinnen, deren Bücher in mehr als 20 Sprachen übersetzt wurden. 1960 in Madrid geboren, studierte sie dort Geografie und Mathematik an der Universidad Complutense. Bereits ihr erster, 1989 erschienener erotischer Entwicklungsroman um die weibliche Protagonistin "Lulu" wurde ein internationaler Bestseller und erreichte eine Gesamtauflage von über einer Million. Mit der Franco-Diktatur setzte sie sich auch in ihrem Roman "Der Feind meines Vaters" auseinander, den sie in Nachfolge von "Inés und die Freude" unter dem gleichen Übertitel "Episoden aus einem endlosen Krieg" veröffentlichte, er wurde 2013 ins Deutsche übersetzt.
Auszeichnungen
"Inés und die Freude" wurde 2011 mit dem Premio Sor Juana Inés de la Cruz ausgezeichnet. Für ihr bisheriges Gesamtwerk erhielt die Autorin u.a. den Premio Julián Besteiro.
Mehr Infos zur Autorin: www.almudenagrandes.com
Almudena Grandes
Inés und die Freude
Originaltitel: Inés y la alegrÃa, erschienen 2010
Ãœbersetzt von Roberto de Hollanda
Hanser Verlag, erschienen August 2014
Hardcover gebunden, mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 672 Seiten
ISBN-13: 978-3446245976
24,90 Euro
www.hanser-literaturverlage.de
Diesen Titel können Sie online bestellen bei FEMBooks
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