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Beitrag vom 23.08.2015
Theoretikerinnen des Städtebaus. Texte und Projekte für die Stadt. Herausgegeben von Katia Frey und Eliana Perotti
Sharon Adler
Frauen bauen! Das (zu) wenig beachtete Feld - Frauen und die Planung von Städten - wird in dieser Publikation anhand der Schriften und Plänen von Autorinnen und Akteurinnen erstmals aufgearbeitet.
Auch im Bereich der Gender Studies findet dieser Aspekt und die Bedeutung von Frauen auf diesem Gebiet nur wenig Beachtung. Zwar gibt es einige weibliche bekannte Persönlichkeiten als ausführende Organe, allen voran die wegweisende Architektin unseres Zeitalters, Zaha Hadid, doch Planung und damit Einfluss auf unsere Lebens- und Arbeitsumfelder in Städten haben nur wenige Frauen. Als Praktikerinnen agieren sie größtenteils im Verborgenen und von der Öffentlichkeit unbeachtet. "Frauen und die Planung von Städten" ist ein bisher ungeschriebenes Kapitel der Städtebaugeschichte, an denen Frauen trotz aller Unsichtbarkeit einen bedeutenden Anteil hatten und haben.
Die Herausgeberinnen Katia Frey und Eliana Perotti greifen in ihrem umfangreichen und akribisch recherchierten Kompendium auf ein Archiv von Quellentexten von über 300 (!) Autorinnen aus drei Jahrhunderten (19.-21. Jahrhundert) zurück. In dieser Publikation wird nun erstmals die Bedeutung der Planerinnen, Autorinnen und Akteurinnen anhand ihrer Schriften und Pläne illustriert. In einem Forschungsvorhaben soll dies nun sukzessive sichtbar gemacht werden. Die Entstehung des Buches wurde durch die enge Zusammenarbeit mit dem Netzwerk/der Kommission "Frau und SIA", dem Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein möglich gemacht.
Die Wissenschaftlerinnen Katia Frey und Eliana Perotti versammeln in ihrer Anthologie weitere Expertinnen zu verschiedenen Themen, die ihre intensiven Untersuchungen durch Thesen untermauern.
Neben den Herausgeberinnen sind mit Beiträgen vertreten: Inge Beckel, Susanne Businger, Gaia Caramellino, Ulrike Krippner, Iris Meder, Christiane Post, Ellen Shoshkes, Arne Sildatke, und Ulla Terlinden.
Die Kurzbiographien im Anhang geben Aufschluss und konkrete Informationen über die Themengebiete dieser zehn Autorinnen und eines Autors.
Diese liefern jeweils einen fundierten Blick in die Komplexität der Materie, darunter "Feministische Theorien und ihre städtebaulichen Folgen in der amerikanischen cooperative housekeeping-Bewegung (1870-1930)", "Philanthropie und Emanzipation. Konzepte und Praktiken von Frauen im 19. und frühen 20. Jahrhundert zur Wohnreform und zum Städtebau", "Von der settlement-Bewegung zum welfare-Projekt. Mary Simkhovitchs Beitrag zum Diskurs über den New Yorker Wohnungsbau", "Flusslauf und Stadtentwicklung, "Marie Frommers Dissertation als Beitrag zur Theorie des Städtebaus (1919)", "Milica I. Prochorova und Ljubov´ S. Zalesskaja. Theoretikerinnen des sowjetischen Parks für Kultur und Erholung", "Jaqueline Tyrwhitt: Vom town planning zum urban design", "Städtebauliche Konzepte österreichischer Architektinnen in der Mitte des 20. Jahrhunderts", "Politisch, unordentlich, sinnlich. Anstöße und Beiträge von Schweizer Frauen zum Städtebau." Und von Katia Frey und Eliana Perotti "Metropolis: Die Erfindung der modernen Großstadt. Thea von Harbous Drehbuch und Roman zum Film".
Zu den Herausgeberinnen:
Katia Frey und Eliana Perotti sind leitende wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur der ETH Zürich. Beide forschen zur Städtebau- und Architekturtheorie. Ebenfalls im Reimer Verlag erschienen ist ihre gemeinsam mit Vittorio Magnago Lampugnani herausgegebene "Anthologie zum Städtebau Band I. Von der Stadt der Aufklärung zur Metropole des industriellen Zeitalters" und "Anthologie zum Städtebau Band II. Das Phänomen Großstadt und die Entstehung der Stadt der Moderne" sowie "Anthologie zum Städtebau, Band III: Vom Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur zeitgenössischen Stadt".
Informationen zum Forschungsprojekt "Feminine theory of urban design" finden sich unter: www.lampugnani.arch und auf den Seiten des Netzwerks/der Kommission "Frau und SIA", frau.sia.ch
AVIVA-Tipp: Die Anthologie "Theoretikerinnen des Städtebaus" liefert eine Fülle von Materialien für Forschende und Studierende, für Architekt_innen und Stadtplaner_innen wie auch für Soziolog_innen, (Kunst-)Historiker_innen und Feministinnen gleichermaßen. Vor allem aber ist ein Werk, das die Leistungen von Frauen als Denkerinnen, Planerinnen und Entwerferinnen würdigt und darüber hinaus Impulse für mehr Sichtbarkeit von Frauen in Städtebau und -planung gibt.
Theoretikerinnen des Städtebaus. Texte und Projekte für die Stadt.
Hrsg. von Katia Frey und Eliana Perotti
Vorwort von Beatrice Aebi, Präsidentin Netzwerk Frau und SIA
Beiträge von: Inge Beckel, Susanne Businger, Gaia Caramellino, Ulrike Krippner, Iris Meder, Christiane Post, Ellen Shoshkes, Arne Sildatke, und Ulla Terlinden
Quellentexte in Deutsch und Englisch
352 S. m. 42 sw-Abb., 17 x 24 cm, Broschur
ISBN 978-3-496-01532-1
49,00 Euro [D] | 59,80 SFR [CH]
Reimer Verlag, erschienen 2015
www.reimer-mann-verlag.de
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