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Beitrag vom 26.08.2018
Annette Seemann - Ich bin eine befreite Frau. Peggy Guggenheim
Sharon Adler
Eine Femmage zum 120. Geburtstag am 26. August 2018. Die Autorin und Übersetzerin Annette Seemann ("Anna Amalia. Herzogin von Weimar") zeichnet das aufregende Leben dieser außergewöhnlichen Frau lebendig auf und gibt einen gelungenen Einblick in die viele Facetten der Kunstikone, Mäzenin und Galeristin Peggy (Marguerite) Guggenheim, die einst bekannte: "Ich habe alles gelebt/Out of This Century". Ihr Leben und ihre Sammlung sind bis heute legendär.
Annette Seemann beleuchtet den unkonventionellen Lebensweg der Peggy Guggenheim, dieser schillernden Persönlichkeit, die zu Lebzeiten bereits eine Legende war, ihren Aufstieg zur Mäzenin, Kunstikone und bedeutendsten Galeristin des 20. Jahrhunderts. Sie war kunstbesessen, eigenwillig, zugleich schüchtern und provokant und stets auf der Suche nach Inspiration und der wahren Liebe.
Die US-amerikanische jüdische Sammlerin und Galeristin avancierte zu einer der bedeutendsten Mäzeninnen der Kunst des 20. Jahrhunderts und lebte – öffentlich - ein außergewöhnliches Frauenleben, geprägt von Schicksalsschlägen, turbulenten Ehen, leidenschaftlichen Affären und Beziehungen zu einigen der größten Künstlern der Zeit, wie Samuel Beckett, Max Ernst und Jackson Pollock.
Peggy Guggenheims Leben und Lieben
Geboren 1898 als Nichte von Solomon R. Guggenheim, dem Stifter des gleichnamigen Museums in New York, legte Peggy Guggenheim mit Werken von Pablo Picasso, Piet Mondrian und Constantin Brancusi den Grundstein für eine der bedeutendsten Sammlungen moderner Kunst. Nicht aus Prestige- oder Modegründen, sondern frei nach ihren eigenen Überzeugungen erwarb Peggy Guggenheim ausgewählte Kunstwerke, weshalb ihre Sammlung ebenso Volkskunst und Werke weniger bekannter Künstler wie auch Gemälde Kandinskys, Man Rays (der sie fotografierte), Rothkos oder Mondrians enthält. Insgesamt verdankt ihr die Avantgarde eine zentrale Rolle in der Verbreitung und Rezeption moderner Werke. Der unerwartete Tod ihres Vaters Benjamin im Jahr 1912 beim Untergang der Titanic brachte Peggy jedoch nur ein vergleichsweise kleines Erbe ein.
Mit 22 Jahren begann Peggy eine Ausbildung im New Yorker Buchladen "Sunwise Turn". Die 1916 von Madge Jenison und Mary Mowbray-Clarke gegründete Buchhandlung wurde innerhalb kurzer Zeit zum kulturellen Fixpunkt in Manhattan und Peggy kam hier mit vielen Künstler_innen und Intellektuellen in Kontakt, darunter auch mit Djuna Barnes. Bereits nach kurzer Zeit beschloss sie, nach Paris zu ziehen und konnte dort mit vielen Künstler_innen und Schriftsteller_innen Freundschaft schließen.
1922 heiratete sie den französischen Künstler Laurence Vail, mit dem sie einen Sohn, Sindbad, und eine Tochter, Pegeen, bekam. Die Ehe wurde bereits nach wenigen Jahren geschieden.
Trotz der vielen Affären und Beziehungen mit verschiedenen Künstlern, so auch mit Max Ernst, (mit dem sie von 1941–1946 verheiratet war) Samuel Beckett und Yves Tanguy, gab es für Peggy Guggenheim nur einen Mann, den sie als den wichtigsten in ihrem Leben bezeichnete: John Holms, ein britischer Literaturkritiker, mit dem sie von 1928 bis zu seinem plötzlichen Tod 1934 eine Beziehung führte. Am 23. Dezember 1979 starb Peggy Guggenheim in einem Krankenhaus außerhalb von Venedig.
AVIVA-Tipp: Der schmale Band, mit vielen Abbildungen wunderschön gestaltet, versammelt auf nur wenigen Seiten und dabei umso mehr intensiv das rasante Leben und die Charakteristik dieser außergewöhnlichen Frau, Peggy Guggenheim. Kenntnisreich und sensibel zeichnet Annette Seemann dieses Leben romanhaft nach und schafft damit ein würdiges literarisches Denkmal, nicht nur zum Jubiläumsjahr 2018 der Avantgarde-Künstlerin, für die ausschließlich die Liebe und die Kunst, und wie nebenbei und selbstverständlich die Rettung von KünstlerInnen vor den Nazis zum Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens wurde.
Zur Autorin: Annette Seemann, geb. 1959, lebt als freie Autorin und Übersetzerin in Weimar und war viele Jahre für die Frankfurter Allgemeine Zeitung tätig. Die promovierte Germanistin ist Vorsitzende des Fördervereins zugunsten der Herzogin Anna Amalia Bibliothek und wurde einer größeren LeserInnenschaft mit verschiedenen Büchern zu Weimar bekannt, darunter "Anna Amalia. Herzogin von Weimar".
Annette Seemann
Ich bin eine befreite Frau. Peggy Guggenheim
144 Seiten. Ausstattung: Fadengeheftet. Einband: Halbleinen. Abbildungen
ebersbach & simon. Reihe: blue notes Nr. 74
Erscheinungstermin: 13. März 2018
ISBN 978-3-86915-159-5
16,80 Euro
Mehr zum Buch unter: www.ebersbach-simon.de
Mehr Infos zu Peggy Guggenheim unter:
Peggy Guggenheim Collection www.guggenheim-venice.it
Die Guggenheim Museen und Sammlungen www.guggenheim.org
Publikationen zu Peggy Guggenheim in der Deutschen Nationalbibliothek portal.dnb
Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:
Stefan Moses - Begegnungen mit Peggy Guggenheim
Zweimal kam es zu Begegnungen zwischen dem Fotografen Stefan Moses und der Kunstsammlerin Peggy Guggenheim. 1969 und 1974. Beide Male reiste Moses nach Venedig, wo Guggenheim ihren berühmt-berüchtigten Palazzo Venier dei Leoni hatte, der ihr Wohnraum und öffentliches Museum zugleich war. (2017)
PEGGY GUGGENHEIM. Ein Leben für die Kunst.
Lisa Immordino Vreeland zeichnet in ihrem Dokumentarfilm ein facettenreiches Bild der Kunst-Ikone, eine der einflussreichsten und extravagantesten Frauen der Kunstszene des 20. Jahrhunderts. (2016)
Kunstsammlerinnen. Peggy Guggenheim bis Ingvild Goetz
Private Kunstsammlungen erhalten in Zeiten der Finanzkrise an Bedeutung. 15 AutorInnen geben einen ausführlichen Einblick in das Kunstengagement von Sammlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts. (2009)
Katja von der Bey - Hilla von Rebay. Die Erfinderin des Guggenheim Museums
Der Ausstellungsort in New York ist ein Symbol der modernen Kunst. Dagegen ist die Frau, die maßgeblich zur Entstehung der Sammlung Guggenheims und zur Idee eines "Tempels für die Kunst" beigetragen hat, weitgehend unbekannt. (2013)
© Timeline-Grafik: NFP