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Beitrag vom 30.12.2018
Michelle Obama - Becoming. Meine Geschichte
Silvy Pommerenke
"Becoming", die atemberaubenden Memoiren der einstigen First Lady der USA sind kaum aus der Hand zu legen und ein wahrer page-turner. Kein Wunder, dass Michelle Obama damit überall auf der Welt die Buchlisten anführt. Neben der Schilderung ihres beruflichen Werdegangs und der romantischen Liebesgeschichte mit Barack lüftet sie auch ein paar Geheimnisse rund um das Weiße Haus.
Michelle Obama, geborene LaVaughn Robinson, fesselt die Leserin von der ersten Seite mit einem flüssigen und ausgesprochen kurzweiligen Schreibstil und ihrer bekannt lockeren, klugen und humorvoll-ironischen Art. Sie beschreibt ihre Herkunft aus einfachen Verhältnissen, ihre frühe Leidenschaft für Jazz-Musik und ihren außergewöhnlichen Ehrgeiz, den sie bereits mit vier Jahren entwickelte. Sie lässt die Leserin teilhaben an der MS-Erkrankung ihres Vaters, schreibt von der Ghettoisierung der Schwarzen und vom alltäglichen Rassismus. Sie erzählt aber auch von dem starken Zusammenhalt der Familie und der bedingungslosen Unterstützung und Förderung ihrer Eltern. Und der magnetischen Wirkung ihres Großvaters mütterlicherseits, der sie mit "Essen, Liebe und Verständnis" verwöhnte.
"Becoming Me – Becoming Us – Becoming More"
Sie hat früh Berührungspunkte mit der Politik, da ihr Vater, der als Wahlkreisbeauftragter ehrenamtlich tätig war, sie bereits als Kleinkind mit zu Hausbesuchen der WählerInnenschaft nimmt. Die spätere First Lady erzählt freimütig von ihrem ersten Kuss und den Irrungen und Wirrungen der Pubertät. Und von ihren Selbstzweifeln, ob sie gut genug in der Highschool sein würde. Diese mentale Hürde überwindet die junge Michelle zwar, aber ein paar Jahre später holen sie die Zweifel wieder ein, als es darum geht, sich für die Universität in Princeton zu bewerben. Dass sie so offen darüber schreibt, erstaunt, ist gleichzeitig aber auch wohltuend, weil es etwas zutiefst Menschliches offenbart. Das Wunder geschieht, und sie wird in Princeton angenommen. Aber schon steht sie vor neuen Herausforderungen: es gibt dort fast nur männliche weiße Studierende. Sie gehört zu einer doppelten Minderheit. Und trotz des unterschwelligen Rassismus´ geht sie ihren Weg und kämpft sich durch die Prüfungen. Sie funktioniert wie ein Zahnrad, "unbeirrbar auf Leistung fokussiert, bestrebt, jeden Punkt abzuhaken". Dennoch kommt der Spaß nicht zu kurz, sie ist auf den Tanzflächen von Partys zu finden und - auch das ist eine überraschende Neuigkeit - raucht ab und zu Gras. Nachdem sie Princeton sowie ein Jura-Studium in Harvard abgeschlossen und als Anwältin eine steile Karriere hinlegt, taucht plötzlich ein Mann an ihrer Seite auf, der in ihrem Leben eine "unsichtbare tektonische Bruchlinie" hinterlässt. Zudem hat er einen seltsamen Namen...
In rasantem Tempo erzählt Michelle Obama von der Liebesgeschichte mit Barack, den beruflichen Umwegen, die beide gehen und dem gemeinsamen Wachsen, sowohl in familiärer als auch beruflicher Hinsicht. Zwischen den Zeilen hat die Leserin das Gefühl, dass es hier um zwei erfolgsorientierte Menschen mit sozialer Ader geht, die die Welt umkrempeln wollen. Bei all den Erfolgen und Höchstleistungen bleibt Michelle Obama in ihrer Autobiographie zutiefst menschlich, scheut sich nicht davor, von ihren Ängsten und Selbstzweifeln zu reden, und ist bemerkenswert offen und privat. "Becoming" liest sich eher so, als würde die befreundete Kommilitonin auf ein Glas Wein vorbeikommen und ihre Geschichte erzählen. Die Dynamik und Lebensfreude Obamas springt sofort auf die Leserin über und macht großen Mut, die Ärmel selbst hochzukrempeln und die eigenen Ziele neu zu formulieren und anzugehen.
Michelle Obama berichtet von den kräftezehrenden Wahlkämpfen, von den Anfeindungen, denen sie sich aussetzen musste, aber auch von der positiven Unterstützung, die sie und ihr Mann von den US-AmerikanerInnen erhielten. Und sie schildert die ersten Tage im Weißen Haus, die für sie den Zugang in eine neue Welt bedeuteten. Was es heißt, von PersonenschützerInnen umgeben zu sein und mit welchen Waffen der Wagen des Präsidenten ausgestattet ist. Es ist ein wahrlich spannender Blick hinter die Kulissen des Weißen Hauses und jede Seite der Autobiographie wartet mit unerwarteten Details auf.
Michelle Obama reichte es jedoch nicht, nur das Etikett der "First Lady" zu tragen. Sie selbst engagierte sich vielfach, wurde zu einer entschiedenen Unterstützerin für die Rechte von Frauen und Mädchen in der ganzen Welt. Ein besonderes Anliegen war ihr die Bildung von Mädchen. Die von ihr ins Leben gerufene "Let-Girls-Learn-Initiative" wurde inzwischen von der Regierung Trump gekappt.
Außerdem setzte sie sich innerhalb der White House Task Force on Childhood Obesity mit ihrer 2010 initiierten "Let´s Move"-Kampagne und den Kampf gegen Fettleibigkeit erfolgreich und gegen die Wirtschaftsinteressen der großen Lebensmittelkonzerne für einen gesellschaftlichen Wandel hin zu einem gesünderen und aktiveren Leben vor allem bei Kindern und Jugendlichen ein.
Zuletzt erfährt die Leserin auch noch, wie sich Michelle Obama ihre politische Zukunft vorstellt. Um das zu erfahren, müssen Sie aber schon selbst zum Buch greifen.
Michelle Obama, eine Frau der Superlative: "Becoming" erschien am 13.11.2018 mit einer weltweiten Startauflage von drei Millionen Exemplaren und Übersetzungen in 31 Sprachen, wovon allein in Nordamerika in den ersten 15 Tagen mehr als zwei Millionen Stück verkauft wurden. Natürlich macht sie auch eine Lesereise, die sie durch etliche US-amerikanische Städte und London führt. Der bislang höchste Preis für eine Eintrittskarte einer Lesung betrug mehr als 80.000 Euro. Und Michelle reagiert gewohnt entspannt via Twitter auf diese unglaublichen Zahlen: "Wirklich demütig angesichts der Resonanz auf meine bevorstehende Lesereise. Ich kann es kaum erwarten, "Becoming" mit euch allen zu teilen & hoffe, euch irgendwo auf dem Weg zu sehen!"
Laut einer aktuellen US-Umfrage des Gallup-Instituts unter US-BürgerInnen ist die ehemalige First Lady Michelle Obama die am meisten beliebte und bewunderte Frau Amerikas. Sie löst damit Hillary Clinton ab, die 17 Jahre lang dafür benannt wurde.
AVIVA-Tipp: Die Autobiographie "Becoming" der einstigen First Lady Michelle Obama liest sich spannend wie ein Krimi, romantisch wie eine Love-Story und informativ wie ein modernes Geschichtsbuch. Diese Frau hat wahrlich etwas zu erzählen und überträgt ihre Leidenschaft auf die Leserin. Wie gut, dass die Amerikanerin erst 54 Jahre alt ist, denn dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es eine Fortsetzung ihrer Autobiographie gibt. Yes, she can!
Zur Autorin: Michelle Robinson Obama geboren am 17. Januar 1964 in Chicago, Illinois, war von 2009 bis 2017 die First Lady der Vereinigten Staaten von Amerika. Sie studierte an der Princeton University und an der Harvard Law School und begann ihre berufliche Laufbahn als Anwältin bei der Kanzlei Sidley & Austin in Chicago, wo sie ihren zukünftigen Ehemann Barack Obama kennenlernte. Später arbeitete sie im Büro des Bürgermeisters von Chicago, an der University of Chicago und am University of Chicago Medical Center. Michelle Obama gründete auch die Chicagoer Sektion von "Public Allies", einer Organisation, die junge Menschen auf eine Laufbahn im öffentlichen Dienst vorbereitet. Die Obamas leben derzeit in Washington, D.C. Sie haben zwei Töchter, Malia und Sasha. (Quelle: Verlagsinformationen)
Michelle Obama im Netz: becomingmichelleobama.com, barackobama.com und auf Facebook
Auf Instagram unter @michelleobama und auf Twitter unter @MichelleObama
Die ÃœbersetzerInnen:
Harriet Fricke, geboren 1968 in Esslingen, lebt in Hamburg und übersetzt aus dem Englischen. Zu ihren Übersetzungen zählen Sachbücher über Musik, Kunst und Mode sowie Romane für Erwachsene und Kinder.
Tanja Handels, geboren 1971 in Aachen, lebt und arbeitet in München, übersetzt zeitgenössische britische und amerikanische Literatur und ist darüber hinaus auch als Dozentin für Literarisches Übersetzen tätig. Ihre Übersetzungen wurden u.a. mit mehreren Stipendien des Deutschen Übersetzerfonds sowie dem Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern 2018 ausgezeichnet.
Elke Link, geboren 1962 in Erlangen, hat in München und Canterbury studiert. Sie lebt in Berg am Starnberger See, wo sie zeitgenössische und klassische Literatur aus dem Englischen und Amerikanischen übersetzt. Für Ihre Übersetzung des Romans "Silas Marner" von George Eliot erhielt sie gemeinsam mit Sabine Roth 1997 den Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Literatur.
Andrea O´Brien, geboren 1967 in Wilhelmshaven, lebt und arbeitet in München. Sie übersetzt zeitgenössische britische, irische, australische und amerikanische Romane und ist außerdem als Dozentin für Literarisches Übersetzen tätig. Ihre Übersetzungen wurden schon vielfach ausgezeichnet, u.a. 2016 mit dem Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern.
Jan Schönherr, geboren 1979 in Weingarten, lebt in München und übersetzt aus dem Englischen, Französischen und Italienischen. Für seine Übersetzungen wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. 2016 mit dem Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Literatur.
Henriette Zeltner, geboren 1968, lebt und arbeitet in München, Tirol und New York. Sie übersetzt Sachbücher sowie Romane für Erwachsene und Jugendliche aus dem Englischen, zuletzt Angie Thomas´ Romandebüt »The Hate U Give«, für das sie mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2018 ausgezeichnet wurde.
Michelle Obama
Becoming – Meine Geschichte
Goldmann Verlag, erschienen November 2018
Originaltitel Becoming. Originalverlag: Crown, New York 2018
Übersetzung von Harriet Fricke, Tanja Handels, Elke Link, Andrea O´Brien, Jan Schönherr und Henriette Zeltner
Gebunden mit Schutzumschlag, 544 Seiten, mit 16-seitigem Bildteil in Farbe
ISBN 978-3-442-31487-4
Euro 26,00
Mehr zum Buch und Lesungstermine unter: www.randomhouse.de
Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:
RBG - Ein Leben für die Gerechtigkeit. Ein Dokumentarfilm von Betsy West und Julie Cohen über Ruth Bader Ginsburg, Kinostart am 13.12.2018
Die 85-jährige Frauenrechts-Ikone, die Richterin am Supreme Court Ruth Bader Ginsburg, bei ihren jungen Fans auch als Notorious RBG bekannt, kämpft seit den 1970er Jahren für Geschlechtergerechtigkeit und Menschenrechte. Der Dokumentarfilm zeigt den Lebensweg der brillant argumentierenden Juristin und jüdischen Feministin, die 1993 als zweite Frau auf Lebenszeit an den Obersten Gerichtshof der USA berufen wurde.
Gloria Steinem - My Life on the Road
Die Ikone des amerikanischen Feminismus ist Mutmacherin und Rebellin. Sie ist aber auch himmlische Barkeeperin und reisende Feministin. Ihr Kick ist es, "on the Road" zu sein und Fragen zu stellen. Die Biographie ist eine Rückschau auf ein bewegtes Leben. (2016)
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Direkt, unerschrocken, manchmal unkonventionell, immer für die Freiheit eintretend. So übte die Außenministerin der USA ihr Amt aus. Hier spricht sie über ihre Erfolge und schlimmsten Niederlagen. (2003)