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Beitrag vom 02.07.2019
Bildbiographie über Frida Kahlo von Andrea Kettenmann und weitere spannende Bücher und Ausstellungen über die mexikanische Künstlerin
Silvy Pommerenke
Die "Kleine Reihe" des Taschen-Verlags hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kunstbücher für den schmalen Geldbeutel herauszubringen. Anlässlich des 30. Geburtstags der Serie wurde die "Kleine Reihe 2.0" veröffentlicht, die nun als Hardcover-Ausgabe erscheint. Kunsthistorikerin Andrea Kettenmann brachte in der aktualisierten Ausgabe die Biographie über Frida Kahlo auf den neuesten Stand.
In ihrer Bildbiographie gibt Andrea Kettenmann einen kurzen und kompakten Einblick in das Leben der mexikanischen Malerin Frida Kahlo. Dabei widmet sie sich ihren wichtigsten Gemälden und deutet sie stellenweise dezidiert aus. Mit Auszügen aus Tagebucheinträgen und Briefen vertieft sie einzelne Aussagen und vermittelt der Leserin einen guten ersten Eindruck bzw. frischt schon bestehendes Wissen über Frida Kahlo auf. Diese fand erst durch einen tragischen Unfall zur professionellen Malerei. Da sie monatelang bettlägerig und durch ein Gipskorsett quasi bewegungsunfähig war, machte sie aus der Not eine Tugend, indem sie sich der Malerei widmete. Die Legende berichtet, dass der Vater für Frida eine spezielle Staffelei entwickelte, die sie im Bett liegend benutzen konnte. Außerdem wurde ein Spiegel an die Decke montiert, so dass Frida ihr Spiegelbild zeichnen konnte.
Die Kunsthistorikerin und Lateinamerikanistin Helga Prignitz-Poda räumt allerdings mit dieser Geschichte auf und vertritt die These, dass Frida Kahlo sitzend gemalt habe, wofür sie kurze Zeit ihr Bett verlassen hat. Welche Version auch immer stimmen mag, entstanden ist in dieser Zeit eine Vielzahl von Selbstportraits der Künstlerin, mit denen sie ihr Leid und ihre Schmerzen versuchte aufzuarbeiten. Später dann, als sie Diego Rivera heiratete - einen bereits etablierten Wandmaler -, schaffte sie ebenfalls den Sprung in die internationale Kunstszene, da er ihr die nötigen Kontakte vermittelteIn seiner Autobiografie schrieb Rivera über Kahlo: "Die Leinwände enthüllten eine ungewöhnliche Ausdrucksstärke, eine präzise Schilderung der Charaktere und wirkliche Ernsthaftigkeit. … Sie vermittelten eine vitale Sinnlichkeit, die durch eine unbarmherzige, wenngleich feinfühlige Beobachtungsgabe bereichert wurde. Es war für mich offensichtlich, dass es sich bei diesem Mädchen um eine wahrhaftige Künstlerin handelte."
Legendär war das äußere Erscheinungsbild Frida Kahlos, denn sie kleidete sich mitunter in Herrenanzüge, später dann vorzugsweise in der mexikanischen Landestracht. Auch ihre zusammengewachsenen Augenbrauen waren ein weiteres Markenzeichen von ihr, die sie in ihren Arbeiten exorbitant darstellte. Legendär waren auch ihre diversen Liebesbeziehungen, die sie sowohl mit Frauen als auch mit Männern führte (unter anderem zu Chavela Vargas). Vergessen werden darf auch nicht das politische Engagement von Kahlo und Rivera für den mexikanischen Freiheitskampf und die Unterstützung des Kommunismus, die schlussendlich dazu führte, Leo Trotzki Asyl zu gewähren, als er auf der Flucht vor Stalin war – auch mit Trotzki hatte Kahlo eine kurze Affäre.
Frida Kahlo hat mit ihren Selbstbildnissen - mehr als die Hälfte ihrer Bilder sind Selbstportraits - ihre nationale Identität zum Ausdruck gebracht, indem sie vorzugsweise die mexikanischen Nationalfarben Grün, Weiß und Rot verwendete, was sie zusätzlich durch präkolumbischen Schmuck und der indianischen Tracht zum Ausdruck brachte. Die Selbstbildnisse sind aber weitaus mehr, denn Frida Kahlo hat damit auch ihre jeweilige Stimmung eingefangen. Gerade während der Trennung und Scheidung von Diego Rivera zeichnete sie fast ausschließlich sich selbst - was den meist ernsten und traurigen Gesichtsausdruck auf den Bildern erklären mag.
Andrea Kettenmann geht in ihrer Darstellung über Frida Kahlo chronologisch vor und schildert alle wesentlichen Stationen der mexikanischen Malerin. Vom tragischen Unfall, der sich so nachhaltig auf ihr Leben und ihr Werk auswirkte, über die teils destruktive Beziehung zu Diego Rivera, bis hin zu ihren US-amerikanischen Aufenthalten und ihrem verfrühten Tod. So erhält die Leserin auf knapp 100 Seiten einen kompakten und fundierten Überblick über Frida Kahlo, der "Malerin des Schmerzes".
AVIVA-Tipp: Für den kleinen Einstieg in das große Thema Frida Kahlo eignet sich das Portrait von Andrea Kettenmann aus dem Taschen-Verlag vorzüglich. Alle wichtigen Stationen und die bekanntesten Bilder der mexikanischen Künstlerin werden darin abgehandelt und machen Lust darauf, sich tiefergehend mit Frida Kahlo auseinanderzusetzen. Die Neuauflage dieses Bandes von 2019 liegt zudem in gebundener Form vor, und wirkt so viel edler als die früheren Taschenbücher.
Zur Künstlerin: Frida Kahlo wurde am 6. Juli 1907 im Blauen Haus in Coyoacán, einem alten Viertel im Süden von Mexiko Stadt, als Tochter der katholischen Mestizin Matilde Calderón und des aus Pforzheim stammenden Fotografen Wilhelm Kahlo geboren. Durch einen tragischen Unfall in der Straßenbahn wurde sie 1925 schwer verletzt. Immer wieder musste sie sich Operationen unterziehen und litt ihr Leben lang unter Schmerzen. Mit nur 47 Jahren starb sie am 13. Juli 1954. Schon zu Lebzeiten wurde sie durch ihre ungewöhnliche Schönheit, die stilisierte Selbstinszenierung und Lebenslust, aber eben auch durch die tragischen Umstände ihres Lebens zu einem Mythos. Ihre Energie und ihre Liebschaften faszinierten ebenso, wie das ungewöhnliche Oeuvre, das sie geschaffen hat. (Quelle: AVIVA-Berlin)
Zur Autorin: Andrea Kettenmann, 1959 geboren, studierte Kunstgeschichte in Gießen, Göttingen und Heidelberg und arbeitete anschließend am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg. 1986 ging sie als Stipendiatin nach Mexiko, wo sie auch heute noch lebt und als freiberufliche Kunsthistorikerin tätig ist. Sie hat an zahlreichen Ausstellungen und Katalogen mitgearbeitet. (Quelle: Verlagsinformationen)
Frida Kahlo
Andrea Kettenmann
Taschen Verlag, erschienen Januar 2019
Gebundenes Buch, 96 Seiten
ISBN 978-3836500760
Euro 10,00
Mehr zum Buch unter: www.taschen.com
Mehr Literaturempfehlungen zu Frida Kahlo:
Sehr lesenswert ist in diesem Zusammenhang auch die bildgewaltige Graphic Novel "Frida - Ein Leben zwischen Kunst und Liebe" von Vanna Vinci aus dem Jahr 2017. Dort ist das Leben von Frida Kahlo in einem Zwiegespräch mit dem Tod wiedergegeben, der ihr Leben und ihr Werk ständig begleitete.
Prestel Verlag, erschienen August 2017
Gebundenes Buch, 160 Seiten
ISBN 978-3791383873
Euro 22,00
Mehr zum Buch unter: www.randomhouse.de
Für den vertiefenden Blick lohnt sich die Darstellung "Frida Kahlo: Verschollene, zerstörte und kaum gezeigte Bilder" von Helga Prignitz-Poda ebenfalls aus dem Jahr 2017. Sie gewährt der Leserin einen "intimen Blick auf verborgenen Facetten dieser einzigartigen Künstlerin", räumt mit etlichen Falschinformationen über Frida Kahlo auf, die hartnäckig im Umlauf sind und stellt einige nicht ganz so bekannte Fakten dar, unter anderem, dass die Sängerin Madonna die Bilder "Selbstporträt mit Affe" und "Meine Geburt" von Frida Kahlo besitzt.
Prestel Verlag, erschienen Oktober 2017
Gebundenes Buch, 224 Seiten
ISBN 978-3791383637
Euro 49,95
Mehr zum Buch unter: www.randomhouse.de
Nahezu als Pflichtlektüre gilt aber nach wie vor die umfassende Biografie der amerikanischen Kunsthistorikerin Hayden Herrera "Frida Kahlo, Malerin der Schmerzen, Rebellin gegen das Unabänderliche" (in der Neuauflage von 2008 wurde der Titel in "Frida Kahlo: Ein leidenschaftliches Leben" abgeändert). Auch wenn dieses Buch fast 40 Jahre alt ist, so hat es an Aktualität nichts eingebüßt.
Fischer Taschenbuchverlag, erschienen Dezember 2008
Taschenbuch, 416 Seiten
ISBN 978-3596180370
Euro 14,00
Mehr zum Buch unter: www.fischerverlage.de
Frida Kahlo-Ausstellungen 2019/2020:
Die Frida Kahlo Ausstellung "Spitzen und Tränen" in Baden-Baden wurde bis zum 6. Januar 2020 verlängert. Dort erwarten Sie über 100 Gemälde, Fotografien, Kleider und vieles mehr.
Kunstmuseum Gehrke-Remund
Güterbahnhofstraße 9
76532 Baden-Baden
Und falls Sie gerade in den USA sind, lohnt sich der Abstecher nach Nashville, wo noch bis zum 02.09.2019 die Ausstellung "Frida Kahlo, Diego Rivera und die mexikanische Moderne" gezeigt wird. Dabei handelt es sich um Meisterwerke aus der Jacques und Natasha Gelman Sammlung.
Frist Art Museum
919 Broadway
Nashville, Tennessee
USA
Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:
Laura Rodrigues Nöhles - Frida Kahlo in Deutschland. Eine Rezeptionsgeschichte
Die Autorin erläutert in ihrer Dissertation die politischen Tendenzen in Kahlos Werk, die Feministische Interpretation und den Zusammenhang mit der deutschen Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts. (2015)
Judy Chicago und Frances Borzello - Frida Kahlo: Face to Face
Seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts hat Frida Kahlo eine wahre Popularitäts-Renaissance erlebt. Die Künstlerin und Feministin Judy Chicago hat nun einen weiteren Bildband zum Werk der herausragenden mexikanischen Malerin herausgebracht. (2011)
Maren Gottschalk - Die Farben meiner Seele. Die Lebensgeschichte der Frida Kahlo
Pop-Ikone, Mythos, "Postergirl des Feminismus", "Malerin der Schmerzen": Die Liste der Attribute Frida Kahlos ist lang und wird kontrovers diskutiert. Wer war die Frau und Künstlerin, die sich dahinter verbirgt? (2010)
Frida Kahlo - Retrospektive 2010
Der Martin-Gropius-Bau Berlin präsentierte vom 30. April bis zum 9. August 2010 über 150 Gemälde und Zeichnungen der mexikanischen Ausnahmekünstlerin, darunter viele bislang unbekannte Werke Kahlos. (2010)
Frida-Kahlo-Museum in Mexiko-Stadt bittet um Hilfe zur Rettung und Erhaltung der Sammlung
Von den Folgen der Virus-Epidemie H1N1 ("Schweinegrippe") ist nicht nur die Gesundheit des mexikanischen Volkes betroffen. Aufgrund der Krisensituation sah sich auch das Frida-Kahlo-Museum gezwungen, seine Türen für seine BesucherInnen zu schließen. (2009)
Christine Fischer-Defoy - Frida Kahlo - Das private Adressbuch.Die renommierte Herausgeberin präsentiert hier erneut ihr fachkundiges Händchen für faksimilierte Adressbücher. Nach Marlene Dietrich und Hanna Ahrendt folgt Frida Kahlos Directorio 3. (2009)
Frida Kahlo - farbiges Band um eine Bombe
Offensiv und sensibel wurde die mexikanische Malerin von Regisseurin Anja Gronau im Theater unterm Dach in das Bild ihres emotionalen, künstlerischen und politischen Schaffens gerückt. (2008)
Frida a los 100 años
Am 6.Juli 1907 wurde Frida Kahlo geboren. Hundert Jahre später fasziniert sie noch immer durch ihr Werk und ihr Leben. Das Haus am Kleistpark feierte die Künstlerin mit einer besonderen Ausstellung. (2007)
Neues von Frida
Am 6. Juli 2007 wäre Frida Kahlos 100. Geburtstag gewesen. Zeit für einen Blick auf Jubiläumsausgaben und Neuerscheinungen über Leben und Werk der mexikanischen Malerin. (2007)
Blicke die ich sage
Frida Kahlos Tagebuch war Kladde, Skizzenbuch und Poesiealbum. Renate Kroll, Frauenforscherin und Professorin für Romanistik, hat nun einen bemerkenswerten Kommentar zu Kahlos Diario entworfen. (2007)
Jetzt, wo Du mich verlässt, liebe ich Dich mehr denn je
Die gesammelten Briefe von Frida Kahlo als Hörbuch (2005)
Frida – Der Film
Schade, dass man Kinobilder nicht schmecken und anfassen kann... Der Kinofilm "Frida" mit seinen wunderschönen Farben und seiner feurigen Musik ist ein Fest der Sinne. (2003)