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Beitrag vom 05.08.2019
Remember. Kunstwettbewerb der Bildungsstätte Anne Frank. Die ersten fünf Jahre
Saskia Balser
Anlässlich des 85. Geburtstags von Anne Frank startete der erste Wettbewerb zum Thema "Anne Frank heute" am 12. Juni 2014, dessen Resonanz so groß war, dass er seither jährlich wiederholt wird. Ein Katalog schafft jetzt einen Überblick über die zahlreichen Kunstwerke...
...die in den letzten fünf Jahren durch die Bildungsstätte Anne Frank gesammelt wurden – Eine Betrachtung zum 5. August 2019 anlässlich der Verschleppung Anne Franks und ihrer Familie vor genau 75 Jahren.
90 Jahre alt wäre Anne Frank am 12. Juni 2019 geworden. Zu diesem Anlass erscheinen zahlreiche neue Werke, die sich mit dem Gedenken an Anne Frank beschäftigen und zur Reflexion über damalige und heutige Fragen und Probleme aufrufen. Ein Datum, das weniger bekannt sein dürfte als Anne Franks Geburtstag ist der 5. August 1944, an dem sie und ihre Familie in das Gefängnis "Huis van Bewaring" deportiert wurden – eine Zwischenstation auf dem qualvollen Weg, der am 2. September 1944 im KZ Auschwitz endete.
Anne Franks Geschichte ist weltbekannt und darf niemals vergessen werden, ihre Gedanken und Gefühle, die sie in ihrem Tagebuch niedergeschrieben hat, sollen für immer als Mahnmal dienen. Ein Kunstprojekt, ins Leben gerufen von der Bildungsstätte Anne Frank, wurde 2014 gegründet, um dieser Aufgabe der Erhaltung Anne Franks Vermächtnis nachzukommen, um ihr zu gedenken und sich über sie kreativ auszudrücken. Das Projekt hat, so Dr. Meron Mendel, Direktor Bildungsstätte Anne Frank, ein spezielles Anliegen: "Es darf nicht nur beim Gedenken bleiben. Und es dürfen vor allem nicht nur Erwachsene sprechen. Dem Andenken Anne Franks gerecht zu werden, muss immer auch heißen, junge Menschen ernst zu nehmen, ihre Perspektiven zu stärken und ihren Ansichten Gehör zu verschaffen."
Dafür bildet der Wettbewerb eine hervorragende Plattform, welche Jugendliche und junge Erwachsenen zum kreativen Umgang mit Fragen und Themen motiviert, welche auch Anne Frank am Herzen lagen: "Ausgrenzung, Anfeindungen, und Hass. Aber auch Demokratie, Menschenrechte und die Hoffnung auf ein Morgen."
Rückblick – die bisherigen Themen
Von Jahr zu Jahr wuchs die Teilnahme an den Kunstwettbewerben, deren Schwerpunkte verschieden waren, wenngleich alle die Bekämpfung von Intoleranz thematisierten.
Nach dem Start 2014 unter dem Motto "Anne Frank heute", ging es im darauffolgenden Jahr mit dem Thema "Mensch, du hast Recht(e)! – Zeig´ uns Deine Vision von einer Gesellschaft für alle" weiter. Dort wurden Plakate zu Menschenrechten, der "Flüchtlingskrise", Einwanderung, Asylrecht, europäischer Grenzpolitik, Berufswahl, Gleichstellung der Geschlechter, und Wasserversorgungssicherheit von den Teilnehmenden eingereicht.
2016 konzentrierten sich die Künstler*innen auf die Rechte von Geflüchteten, sowie die Themen Flucht und Asyl. Das Motto lautete "flucht.punkt".
Im Jahr 2017 veranstaltete die Bildungsstätte Anne Frank einen Comicwettbewerb, der den Titel "Welt retten! – Superheld*innen für heute" trug.
2018 entstanden unter dem Motto "Wir suchen Streit" Plakate gegen Hass und rassistische Hetze und für eine vielfältige Gesellschaft. Das Jahr 2019 stand unter dem Motto "Un/sichtbar" und rief Teilnehmer*innen dazu auf, in fünf Fotos Geschichten darüber zu erzählen, wo sie unsichtbar gemacht wurden, wo sie unsichtbar werden konnten.
"Wir müssen Kunst machen."
Der großformatige Bildband versammelt die ausdrucksstarken, provokanten, bewegenden Plakate und Comics der jungen Teilnehmenden und gibt jeder*jedem Einzelnen den wohlverdienten Raum. Beinahe durchgängig auf einer Doppelseite ist das jeweilige Kunstwerk und ein kurzes dazugehöriges Statement der*des Künstler*in abgebildet. Der Bildband hat ein minimalistisches Design, welches den Fokus komplett auf die jungen Talente lenkt, sodass die Plakate und Comics ihre volle Wirkkraft entfalten können. Ein wundervoller Beitrag zum Gedenken an Anne Frank, der inspiriert und Mut macht, seinen Gedanken und Gefühlen kreativen Ausdruck zu verleihen. Auch Sharon Dodua Otoo, Gewinnerin des Ingeborg Bachmann Preises 2016 ruft dazu auf, Kunst zu machen: "Kunst bleibt eine überlebenswichtige Form politischer Meinungsäußerung und des Widerstandes. Wir müssen kreieren und schaffen – in der Tradition derer, die vor uns da waren und zum Wohle all jener, die nach uns kommen." Und weiter: "Wir müssen Kunst machen. Wir alle. Ich rufe aber insbesondere diejenigen von uns dazu auf, die an die Ränder gedrängt werden. [...] Personen, die Diskriminierung erfahren, weil die Gesellschaft weder gelebte Erfahrungen noch Schwarzsein noch Unterschiede in Klasse, Sexualität, Gender, Behinderung, Religion oder Alter zu respektieren, zu würdigen oder zu feiern weiß. Ihr werdet geschätzt. Kreiert und erschafft weiter. Mit Leidenschaft."
AVIVA-Tipp: Die Bildungsstätte Anne Frank leistet mit dem Bildband "Remember" sowie dem Kunstwettbewerb, dessen Werke er abbildet, einen enormen Beitrag zur Erinnerung an Anne Frank und trägt Dank der tausenden jungen Künstler*innen dazu bei, dass ihr Vermächtnis nicht verloren geht, sondern durch künstlerische Darstellung weiterlebt.
Remember
Kunstwettbewerb der Bildungsstätte Anne Frank. Die ersten fünf Jahre
Kehrer Verlag, erschienen 2019
Herausgegeben von: Bildungsstätte Anne Frank
Texte: Emily Haber, Meron Mendel, Philipp Mohr, Sharon Dodua Otoo
Design: Pixelgarten
Festeinband,176 Seiten
127 Farbabbildungen
Deutsch, Englisch
ISBN 978-3-86828-931-2
35 Euro
Mehr zum Katalog unter: www.kehrerverlag.com
Über Anne Frank: Annelies Marie "Anne" Frank wurde am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main geboren. Gemeinsam mit ihrer deutsch-jüdischen Familie wurde sie im Februar oder Anfang März 1945, kurz vor Ende des Krieges, aus Amsterdam ins KZ Bergen-Belsen deportiert und dort von den Nationalsozialisten ermordet. Zuvor war die Familie 1934 in die Niederlande ausgewandert war, um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. In den Niederlanden hatte sie ab Juli 1942 mit der Unterstützung von Helfer*innen in einem versteckten Hinterhaus in Amsterdam gelebt. In diesem Versteck hielt Anne Frank ihre Erlebnisse und Gedanken in einem Tagebuch fest, das nach dem Krieg als "Tagebuch der Anne Frank" von ihrem Vater Otto Frank, der als einziger die Shoa überlebt hatte, veröffentlicht wurde. Seit seinem Erscheinen wurde es in über 70 Sprachen übersetzt.
Zur Bildungsstätte Anne Frank: Im Juli 1994 gründeten engagierte Frankfurter*innen den gemeinnützigen Verein Jugendbegegnungsstätte Anne Frank. Anlass war das Projekt "Auf den Spuren der Anne Frank", das zum 65. Geburtstag von Anne Frank im Stadtteil Dornbusch initiiert wurde. In der Geburtsstadt Anne Franks sollte ein Ort der Erinnerung, der Auseinandersetzung und der Begegnung geschaffen werden.
2013 wurde die Jugendbegegnungsstätte in Bildungsstätte Anne Frank umbenannt. Die Namensänderung markiert, dass die Institution neben der Jugendarbeit auf vielen weiteren Feldern aktiv ist. Als landesweites Zentrum entwickelt die Bildungsstätte Anne Frank innovative Konzepte und Methoden, um Jugendliche und Erwachsene für die aktive Teilhabe an einer offenen und demokratischen Gesellschaft zu stärken und zu empowern.
"Anliegen der Bildungsstätte ist, dass Jugendliche und Erwachsene diese Erfahrung in ihre heutige, alltägliche Lebenswelt übertragen können, dass sie sensibel werden für Diskriminierungsgeschehen, für menschenverachtende Ideologien und Instrumentalisierungen in ihrem Umfeld sowie für die zentrale Bedeutung von solidarischem Handeln." (Quelle: Website der Bildungsstätte Anne Frank)
Mehr Infos zur Bildungsstätte Anne Frank sowie aktuelle Projekte unter: www.bs-anne-frank.de
Weitere Informationen zu Anne Frank, ihrer Familiengeschichte und dem Tagebuch auf den Webseiten des Anne Frank Zentrums: www.annefrank.de
auf den Seiten der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem: www.yadvashem.org
dem Anne-Frank-Haus Amsterdam: www.annefrank.org
und dem Anne Frank WebGuide für SchülerInnen: www.annefrank.org
Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:
Das Hinterhaus - Het Achterhuis – Die Tagebücher von Anne Frank. 250 Schulen beteiligen sich am bundesweiten Anne Frank Tag
Am 12. Juni 2019 wäre Anne Frank 90 Jahre alt geworden. Zu diesem besonderen Datum hat der S. Fischer Verlag im Juni 2019 ihre zwei fragmentarischen Tagebuchversionen, bestehend aus den ursprünglichen Einträgen, sowie ihrem Romanentwurf in einer Sonderausgabe herausgebracht. Diese entstand auf Basis der 2013 erschienenen Gesamtausgabe, aus dem Niederländischen übersetzt von Mirjam Pressler. (2019)
Antisemitismus in der Schule: Erste Bundesweite Bestandsaufnahme dokumentiert geringes Problembewusstsein und Engagement bei schulischen AkteurInnen und Bundesländern
Antisemitische Haltungen von LehrerInnen und SchülerInnen, antisemitische Inhalte und Weiterverbreitung von Klischeebildern in Schulbüchern. Das Schul- und Universitätssystem weist diverse Schwachstellen auf, die Antisemitismus in Bildungseinrichtungen erst möglich machen. Das Gutachten des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin mit der Universität Gießen vom Januar 2019 liefert zwar keine Zahlen. Dafür zeigt es präzise auf, wo Handlungsbedarf besteht. (2019)
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