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Beitrag vom 04.01.2009
Briefe liebe ich, für Briefe lebe ich
Jana Muschick
Stefan Bollmann präsentiert Frauenbriefe aus fünf Jahrhunderten und eröffnet der Leserin ein Sammelsurium an Liebes-, Freundschafts- und Machtbriefen. Mit einem Vorwort von Thekla Carola Wied.
Korrespondenz vor SMS und Email
In Stefan Bollmanns liebevoll gestaltetem Buch Briefe liebe ich, für Briefe lebe ich werden über 100 BriefschreiberInnen vorgestellt: darunter berühmte Damen wie Virginia Woolf, Ingeborg Bachmann oder Marie Antoinette. Der Brief war neben dem mündlichen Gespräch oft der einzige Weg für Frauen, sich geliebten oder bewunderten Menschen in der Ferne mitzuteilen.
Briefe der Leidenschaft
Der englischen Schriftstellerin Elizabeth Barret gelang es nur mit Hilfe von Briefen, ihren geliebten Robert Browning näher kennenzulernen – für einen direkten Kontakt war die bettlägerige Dichterin zu schwach. So standen beide im Verlauf von 600 Tagen, zwischen dem 10. Januar 1845 und dem 19. September 1846, in regem Briefverkehr und schrieben sich, obwohl sie beide in London lebten, über 537 Briefe!
Briefe der Freundschaft
Jane Austen korrespondierte stets mit ihrer Schwester Cassandra Austen – beide waren einander zeitlebens die engsten Vertrauten. So wurde der Briefroman für Jane Austen zum Einstieg in die Schriftstellerei – was sie in ihren Briefen an die Schwester nicht zu sagen vermochte, verarbeitete sie in ihrem Werk – was dem Werk zu viel gewesen wäre, teilte sie mit der Schwester.
Briefe der Mutterliebe
Maria Theresia von Österreich war die Mutter von Marie Antoinette, Frau von König Ludwig XVI und Königin über Frankreich. Ihre Mutter wusste von der Flatterhaftigkeit der Tochter und schrieb ihr seitenlange Briefe mit Verhaltensvorschriften, wie zum Beispiel: "Übernehmen Sie keine Empfehlung. Hören Sie auf niemanden, wenn Sie in Ruhe leben wollen. Seien Sie nicht neugierig; das ist dein Punkt, den ich besonders bei Ihnen befürchte." Die allwissenden Worte einer strengen Mutter bewahrten die Könige von Frankreich leider nicht vor ihrem schrecklichen Ende.
Briefe der Macht und Ohnmacht
Die Zarin Katharina die Große stand Zeit ihres Lebens mit dem Philosophen Voltaire in Kontakt. Beide sind sich nie persönlich begegnet, pflegten aber einen regen Briefwechsel, in dem sie sich über die großen politischen Ereignisse wie über die aufklärerischen Fragen der Zeit austauschten.
AVIVA-Tipp: "Briefe liebe ich, für Briefe lebe ich" ist ein Schatzkästchen an biographischen Fakten und interessanten Einblicken in die Leidenschaft der Korrespondenz zahlreicher Frauen, die es mit Witz und Intelligenz durch die Feder und das Papier schafften, ihrem überreichen Innenleben Luft zu machen.
Ein wundervolles Buch, das sich in die Reihe Frauen, die lesen, sind gefährlich (2005) und Frauen, die schreiben, leben gefährlich (2006) nahtlos einfügt und sie um eine weitere wichtige Facette erweitert.
Zum Autor: Stefan Bollmann, geb. 1958, studierte Germanistik, Theaterwissenschaften, Geschichte und Philosophie. Er promovierte mit einer Arbeit über Thomas Mann und arbeitet als Lektor und Autor in München. Zahlreiche Veröffentlichungen darunter "Frauen die lesen sind gefährlich. Lesende Frauen in Malerei und Fotografie", erschienen 2005 ebenfalls im Elisabeth Sandmann Verlag, mit einem Vorwort von Elke Heidenreich, "Schreibende Frauen leben gefährlich" (2006), erneut mit einem Vorwort von Elke Heidenreich und "Warum lesen glücklich macht"(2007) und "Die Kunst des langen Lebens: Eine Anleitung" (2007). (Quelle: Verlagsinformation)
Stefan Bollmann
Briefe liebe ich, für Briefe lebe ich
Mit einem Vorwort von Thekla Carola Wied
Elisabeth Sandmann Verlag, erschienen 2008
Hardcover mit Schutzumschlag, 168 Seiten
Durchgängig farbig illustriert
ISBN-13: 978-3-938045-31-2