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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 30.04.2009


Beate Teresa Hanika - Rotkäppchen muss weinen
Jana Muschick

Sexueller Missbrauch in der Familie. In ihrem preisgekrönten Debütroman beschreibt die Autorin in klarer Sprache den Konflikt einer Teenagerin auf der Flucht vor den Übergriffen des Großvaters.




Allein in einer Welt von Fremden

Malvina, so heißt die 13-jährige Hauptdarstellerin des Romans. Seitdem die Oma vor einem Jahr gestorben ist, versucht sie alles, um ihren Opa nicht besuchen zu müssen. Der alte Mann bezeichnet "sein Malvinchen" stets als seine liebste Enkeltochter – doch niemand will ahnen, was sich hinter den Wänden seiner Neubauwohnung zuträgt.

Als Malvinas Abwehr gegen die Besuche beim Opa immer stärker wird, verschließt ihre eigene Familie die Augen vor dem Undenkbaren. Es scheint, als wollten sie nicht wissen, was der Großvater seiner "allerliebsten Enkelin" antut. Malvinas Mutter ist depressiv und versteckt sich häufig für mehrere Tage in ihrem Schlafzimmer. Der Vater beschuldigt sein eigenes Kind als "herzlose Tochter", die mangelndes Pflichtbewusstsein gegenüber der älteren Generation besitzt.

Vergewaltigung – undenkbar!

Dass Malvina aus Angst vor den körperlichen Übergriffen nicht mehr zu ihrem Großvater gehen möchte, wird von ihrer Familie ignoriert. Wie gelähmt muss die Teenagerin erfahren, wie pervers und demütigend es ist, wenn die alten Lippen des Großvaters ihren Hals berühren, wenn die schwieligen Hände ihren Körper erforschen.

Die vielen Male, mit denen Malvina mit dem Großvater baden musste, hat sie aus ihrem Bewusstsein verdrängt. Im Roman wird eindringlich beschrieben, wie die Erinnerung langsam wieder in der Teenagerin auftaucht. Durch den Bewusstwerdungsprozess wird sich Malvina darüber im Klaren, wie wichtig es für sie ist, dem Opa nie mehr zu begegnen.

Hüterin des Rechts

Der Name Malvina bedeutet "Hüterin des Rechts". Im Roman „Rotkäppchen muss weinen“ muss sich die junge Protagonistin, ähnlich der Märchenfigur, selbst vor dem bösen Wolf beschützen – sie darf sich von ihrer Familie kein schlechtes Gewissen einreden lassen, da sie allein für das Recht auf ihren Körper und ihr Seelenheil kämpfen muss.

Zur Autorin: Beate Teresa Hanika, geboren 1976 in Regensburg, ist Fotografin und arbeitete daneben ab 1997 mehrere Jahre als Model in verschiedenen europäischen Städten. Seit ihrem zehnten Lebensjahr schreibt sie Geschichten und Gedichte. Heute lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe von Regensburg. "Rotkäppchen muss weinen" ist ihr Debütroman, der mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2007 ausgezeichnet wurde.

AVIVA-Tipp: "Rotkäppchen muss weinen" vertritt die Botschaft: Nicht wegschauen – auch wenn es sich um die Reihen der eigenen Familie handelt! Mit starken und direkten Worten wird sensibel über den Umgang der eigenen Familie mit dem Tatbestand Vergewaltigung gesprochen. Der Roman zeigt mehr als das Portrait einer 13-jährigen Teenagerin. Er macht deutlich, wie problematisch es bis heute ist, offen über Vergewaltigung und Gewalt in der Familie zu sprechen.

Beate Teresa Hanika
Rotkäppchen muss weinen

Fischer Verlag, erschienen Februar 2009
Gebunden, 222 Seiten
ISBN-13: 978-3596853366
12,95 Euro

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"Vergewaltigt leben" von Sigrid Simon.



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Beitrag vom 30.04.2009

AVIVA-Redaktion