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Beitrag vom 09.06.2009
Darwins Schwestern. Porträts von Naturforscherinnen und Biologinnen - herausgegeben von Gudrun Fischer
Britta Leudolph
Seit Jahrhunderten widmen sich engagierte Frauen der Naturforschung und der Biologie. Gudrun Fischer versammelt in diesem Band fünfzehn eindrucksvolle Portraits mutiger Forscherinnen.
290 Jahre bevor Charles Darwin das Licht der Welt erblickt, im Jahre 1699, begibt sich die zweiundfünfzigjährige Maria Sybilla Merian in Begleitung ihrer Tochter auf eine abenteuerliche Reise von Amsterdam nach Surinam. Hier will sie ihre Forschungen zur Insektenkunde fortführen und Zeichnungen anfertigen für ihr Lebenswerk: "Metamorphosis Insectorum Surinamensum – Die Verwandlung der Surinamischen Insekten". Merian ist nicht nur die erste bekannte Forschungsreisende und eine bedeutende Künstlerin, sie ist vor dem Hintergrund ihrer Zeit eine mutige, selbständige Frau, der kein Weg zu mühsam und kaum eine Anstrengung zu groß ist. "Besonders beeindruckt bis heute Merians Denken in Kreisläufen, also in ökologischen Zusammenhängen: Sie erkennt als eine der ersten, dass Raupen immer auf ganz bestimmte Futterpflanzen angewiesen sind. Wahrscheinlich eine typisch weibliche Qualität, ebenso wie das bewundernswerte Hegen und Pflegen ihrer tierischen Fundstücke, über Monate, manchmal Jahre hinweg. Sie ruht nicht eher, als bis sie jede Metamorphose vollständig erfasst hat."
Die Lebensgeschichte Merians eröffnet die Sammlung vielfältiger Portraits berühmter und weniger bekannter Naturforscherinnen und Biologinnen, die von der Herausgeberin Gudrun Fischer in ihrem Band zusammengetragen wurde. Jedes Portrait ist von einer anderen Autorin verfasst, dabei ist allen gemeinsam zu zeigen, "[ ... ] wie die einzelnen Forscherinnen mit ihrem Stoff verwoben sind."
"Darwins Schwestern" ist auch eine Reise durch die Geschichte der Emanzipation der Frauen. Für die Pionierinnen, Maria Sybilla Merian und Amalie Dietrich, eine Zeitgenossin Darwins, bedeutete ihr Forschergeist die Inkaufnahme mannigfaltiger Schwierigkeiten: "Beide waren verheiratet, beide hatten Kinder und ließen sich scheiden, beide forschten viele Jahre im südamerikanischen Urwald und australischen Busch."
Aber auch nachfolgende Generationen mussten für ihre Leidenschaft kämpfen, so benötigten die späteren ersten Professorinnen Deutschlands, Margarete von Wrangell und Maria Gräfin von Linden, die Unterstützung und Fürsprache ihrer männlichen als auch weiblichen Verwandtschaft, um überhaupt die Erlaubnis mit Sondergenehmigungen für das Abitur zu erhalten.
Die heutige Generation von Biologinnen steht demgegenüber vor ganz anderen Problemen: nur schwer lässt sich der Kinderwunsch mit den Anforderungen der Spitzenforschung vereinbaren, berichten Annette Becker und Aysun Karatas.
"Darwins Schwestern" versammelt 15 Portraits engagierter Naturforscherinnen und Biologinnen, darunter finden sich bekannte Persönlichkeiten wie Elisabeth Mann Borgese und die Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard, aber auch weniger bekannte, wie die Genetikerinnen Elisabeth Schiemann und Gerta von Ubisch.
Der Band enthält im Anhang Hintergrundinformationen zu der Situation von Frauen in der Biologie sowie ein Interview mit der Gesellschaftswissenschaftlerin Elisabeth Scheich zum Thema "Zur feministischen Kritik an der Evolutionstheorie".
Zu der Herausgeberin: Gudrun Fischer ist Biologin, freie Journalistin und Autorin. Hauptsächlich produziert sie Rundfunkbeiträge zu Wissenschafts- und Umweltthemen. 1998 erschien ihr erstes Buch "Unser Land spie uns aus. Jüdische Frauen auf der Flucht vor dem Naziterror nach Brasilien". Viele ihrer Themen haben einen Brasilienbezug, da sie dort aufgewachsen ist und sich einen Teil des Jahres dort aufhält.
AVIVA-Tipp: "Darwins Schwestern" ist eine Sammlung spannender Portraits von Naturforscherinnen und Biologinnen. Hier zeigt sich ganz deutlich, unter welch schwierigen Umständen die Pionierinnen dieser Forschungsrichtung ihren Wissensdrang gegen alle Widerstände stillten. Aber auch die späteren Generationen hatten es nie einfach, und doch ließen sie sich nicht beirren oder entmutigen. Die dargestellten Frauen sind Vorbilder, deren Lebensgeschichte unbedingt erzählt werden musste.
Darwins Schwestern – Porträts von Naturforscherinnen und Biologinnen
Gudrun Fischer (Hg.)
Orlanda Verlag, erschienen 2009
Kartoniert, 220 Seiten
ISBN 978-3-936937-67-1
17,90 Euro
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