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Beitrag vom 17.07.2009
Andrea Zabel - Schleudergang
Sharon Adler
Der Debutroman der ehemaligen Hotelfachfrau und Redakteurin um ihre Protagonistin, die Journalistin Linda Zanotti, verspricht "Brodelnde Action, einen verzwickten Fall und eine Heldin, die ...
... ihre High Heels nur zum Schlafen abstreift".
Frage: Darf ein Kriminalroman intelligent sein?
Antwort: Das wäre wunderbar!
Frage: Sollte er spannend sein?
Antwort: Ganz klares Ja.
Frage: Sollten Krimis sexistisch und rassistisch sein?
Antwort: Ganz klares Nein.
Gibt es noch irgendetwas dazwischen? Hier können wir die Fragen mit einem defintiven Jein beantworten.
Andrea Zabel bemüht sich in ihrem Debutroman nach Kräften, humorvoll und geistreich, Spannung zu erzeugen.
Das ist ihr leider nicht gelungen, doch mehr dazu später.
Zum Plot
"Brodelnde Action, ein verzwickter Fall und eine Heldin, die ihre High Heels nur zum Schlafen abstreift.
Sie ist blond, aber nicht blauäugig. Männer wickelt sie eiskalt um den Finger, und ihre große Klappe lehrt gestandene Kripobeamte das Fürchten. Die Journalistin Linda Zanotti stolpert in ein monströses Komplott, bei dem ihre Gegner über Leichen gehen.
Ein Zeitschriftenverlag wirft schwindelerregende Gewinne ab – mit einer lächerlichen Auflagenzahl. Die Buchhalterin Katharina Weiß wird von einem Auto überfahren – nachdem der Wagen stundenlang mit laufendem Motor an Berlins verkehrsreichster Straße auf sie gewartet hat. Und noch am selben Abend verlässt eine Freundin des Unfallopfers die Stadt – vermummt und in aller Eile ... Für Katharinas Kollegin Linda ist klar: Die Sache stinkt! Während die Kriminalbeamten noch mit dem Staatsanwalt streiten, mischt Linda die Ermittlungsarbeiten auf. Mit scharfer Zunge und gewagtem Augenaufschlag ist sie immer dort, wo sie nicht sein soll, und als der gewieften Chefredakteurin auch noch Katharinas Tagebuch in die Hände fällt, gerät sie zwischen alle Fronten. Autos explodieren, Zeugen werden eliminiert ... und Linda steht plötzlich ganz oben auf der Abschußliste."
(Quelle: HOFFMANN UND CAMPE Verlag)
Was vielversprechend begann, mausert sich schon nach den ersten Seiten zu einer etwas zähen Angelegenheit, die sich darüber hinaus zu einem Ärgernis erster Güte entwickelt. Platte und frauenfeindliche Formulierungen wie etwa: ... sie wusste, dass sich Antonio beim Ein- und Ausparken bisweilen anstellte wie ein Mädchen." oder rassistische Entgleisungen wie "Sie war eine hochgewachsene füllige Mulattin, hinter voluminösen, blutrot geschminkten Lippen blitzten unfassbar weiße Zähne". Weiter beschreibt die Autorin ihre Figur: "An den großen Händen mit langen rotlackierten Fingernägeln trug sie goldene Ringe mit Steinen in allen Farben, und an den Handgelenken klimperten Reifen, Spangen und Ketten."
Möglicherweise glaubt Andrea Zabel, dass alle Afrodeutschen direkt von den Bäumen Afrikas nach Deutschland importiert wurden? Die Leserin kann das Weltbild der Autorin nur erahnen, die Klischeebildung jedoch weder überlesen noch entschuldigen. Daneben erschließt sich es ihr nicht, worauf sich der Titel des Buches bezieht. Es bleibt zu hoffen, dass uns die am Ende des Buches angekündigte Fortsetzung darüber aufklärt.
Zur Autorin: Andrea Zabel absolvierte eine Ausbildung zur Hotelfachfrau, arbeitete als Redakteurin bei verschiedenen Zeitschriften und als Werbetexterin. Heute ist sie freie Autorin und Lektorin und lebt in der Nähe von München. "Schleudergang" ist ihr erster Roman.
AVIVA-Fazit: Selbstverständlich hat seichte Unterhaltungsliteratur ihre Daseinsberechtigung und kann sogar Spaß machen. "Schleudergang" jedoch ist flach und vorhersehbar, trieft nur so voller Klischees und lässt daneben stilistisch zu wünschen übrig. Schade.
Andrea Zabel
Schleudergang
HOFFMANN UND CAMPE Verlag, erschienen am 15. Juni 2009
ISBN: 978-3-455-40119-6
384Seiten, Klappenbroschur
Preis: 14,99 Euro