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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 01.09.2009


Alfred Gottwaldt - Eisenbahner gegen Hitler
Daniela Besser

Nach "Juden ist die Benutzung von Speisewagen untersagt" legt das Bundesverkehrsministerium mit "Eisenbahner gegen Hitler" jetzt ein Buch zum Widerstand innerhalb der Reichsbahn vor.




Nach der Veröffentlichung zur antijüdischen Politik des Reichsverkehrsministeriums zwischen 1933 und 1945, in dem die Beteiligung des Ministeriums und der Reichsbahn an der Judenverfolgung untersucht wurde, widmet sich der Band "Eisenbahner gegen Hitler", den Biografien von bekannten wie unbekannten Eisenbahnern im Widerstand.

Alfred Gottwaldt, Leiter der Abteilung Eisenbahnwesen im Deutschen Technikmuseum in Berlin, gibt zunächst eine allgemeine Einleitung in die Thematik, stellt Zusammenhänge dar und nennt Namen und Ereignisse. So erfahren wir beispielsweise, dass es keine genauen Zahlen über hingerichtete oder durch Folter bzw. in deren Folge ermordete Eisenbahner gibt. Dennoch lässt sich sagen: "Gewerkschafter, Sozialdemokraten und Kommunisten, Katholiken und nachdenkliche "unpolitische" Beamte wurden in großer Zahl ermordet. Viele hatten großen Mut und machten verhängnisvolle Fehler. Oftmals begingen die Eisenbahner ihre widerständigen Handlungen übrigens nicht am Arbeitsplatz, denn solches Tun schien – vorsichtig formuliert – der Berufsehre zu widersprechen. Ihr Kennzeichen war weniger die geschlossene Organisation des Widerstands, sondern eher ein individueller Gegenstandpunkt zu Zielen und Praxis des Unrechtsstaates." (Alfred Gottwaldt)

Auch der Begriff des Widerstands ist vielschichtig, er reicht von Verweigerung auf der einen Seite bis zur aktiven Unterstützung der alliierten Mächte gegen Nazi-Deutschland durch Sabotage auf der anderen Seite. Widerständler wurden vom NS-Regime verfolgt, verhaftet, gefoltert, in Konzentrationslager deportiert und ermordet. Manche konnten fliehen und setzen ihren Widerstand aus dem Ausland fort. Eines zeigt die Forschung zum Widerstand jedoch deutlich: Die meisten Widerständler waren Arbeiter, weshalb auch konstatiert werden muss, dass es unter dieser sozialen Schicht/Klasse die weitaus größten Opferzahlen gab. Die Forschung ist jedoch in einer Hinsicht wenig differenziert, sie gibt keine Auskunft über den Anteil der Arbeiterinnen. In Bezug auf die Eisenbahner wird hingegen darauf verwiesen, dass es keine Frauen in diesem Beruf gab – doch es gab Eisenbahner-Frauen, die ihre Männer im Widerstand unterstützten.

Nachzulesen ist dies im zweiten Teil des Buches, in dem die einzelnen Beiträge verschiedener AutorInnen zu den Einzelbiografien der Widerständler versammelt sind. Der Eisenbahner-Widerstand ist dabei nochmals in mehrere Zeitetappen unterteilt, unter denen die einzelnen Biografien eingeordnet sind.

Zum Autor: Alfred Gottwaldt, Jahrgang 1949, Studium der Rechts- und Staatswissenschaften und der Neueren Geschichte in Frankfurt am Main, seit 1983 Leiter der Abteilung Eisenbahnwesen im Deutschen Technikmuseum in Berlin, ist durch zahlreiche Publikationen zur Eisenbahngeschichte hervorgetreten. Er veröffentlichte u. a. eine grundlegende Chronologie der "Judendeportationen" aus dem Deutschen Reich 1941-1945 (mit Diana Schulle) und ein Buch über die Politik des Reichsverkehrsministeriums mit dem Titel "Juden ist die Benutzung von Speisewagen untersagt". (Quelle: Verlagsinformation)

AVIVA-Tipp: " Eisenbahner gegen Hitler – Widerstand und Verfolgung bei der Reichsbahn 1933-1945" ist ein informatives Buch, das mit zahlreichen Fotos, Abbildungen und Dokumenten für eine breite LeserInnenschaft geschrieben ist. Weitgehend unbekannte Namen werden hier einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt und in ihrem couragierten Engagement gewürdigt. Ein allemal wichtiger Beitrag für die Aufarbeitung der deutschen Geschichte – ein Zeugnis dafür, wie und dass Widerstand in der NS-Diktatur möglich war.

Alfred Gottwaldt
Eisenbahner gegen Hitler – Widerstand und Verfolgung bei der Reichsbahn 1933-1945

Mit einem Geleitwort von Wolfgang Tiefensee
Mit Beiträgen von Ursula Bartelsheim, Joachim Breuninger, Willy Buschak, Lydia Dollmann, Andreas Engwert, Arnd Groß, Andreas Heusler, Andreas Knipping, Rainer Mertens, Sandra Mette, Stefan Müller, Gerhard Neumeier, Gerhard Raichle, Karolin Steinke, Elena Thieme und Anje Wingender
marixverlag, erschienen Juli 2009
Hardcover, 352 Seiten
ISBN: 978-3-86539-204-6
20,00 Euro

Weiterlesen/-sehen/-hören:

Der Band "Juden ist die Benutzung von Speisewagen untersagt" ist in der Schriftenreihe des Centrum Judaicums (Berlin) erschienen.

"Chasia Bornstein-Bielicka - Mein Weg als Widerstandskämpferin"

"Rosenstraße - die Buchvorstellung zum Film"

"Verstrickung Berliner Universitäten im Nationalsozialismus"


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Beitrag vom 01.09.2009

AVIVA-Redaktion