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Beitrag vom 08.02.2010
Dankwart von Loeper - Erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit für Asyl und Menschenrechte
Claire Horst
Unzählige Einzelpersonen und Organisationen setzen sich ehren- oder hauptamtlich für die Menschenrechte ein. Sie leisten wichtige und beeindruckende Arbeit, doch viel zu selten erfährt die ...
...Öffentlichkeit davon.
Dankwart von Loeper, Leiter einer Agentur für Öffentlichkeitsarbeit und ehrenamtlich in der Menschenrechtsarbeit aktiv, zeigt in diesem Buch Methoden, um die eigene Arbeit bekannt zu machen und die Öffentlichkeit auf wichtige Themen aufmerksam zu machen.
Seine Tipps sind auf weitere Arbeitsfelder übertragbar – denn wer eigene Projekte macht, ist immer auf Öffentlichkeit angewiesen. Ob es ein Literaturfestival ist, einen Workshop für Jugendliche oder eben Menschenrechtsarbeit, die meisten PraktikerInnen hoffen darauf, dass gute Arbeit sich schon durchsetzen wird. An derart gutgläubige Menschen richtet sich Loeper mit seinem handlichen und sehr flüssig geschriebenen Buch.
Daher beginnt er mit den "Grundlagen der Öffentlichkeitsarbeit". Was ist überhaupt PR, wie funktioniert sie und wer braucht sie? Loeper zeigt auf, wie die eigenen Ziele definiert werden können und in welche Phasen die Arbeit am besten aufgeteilt werden sollte, nämlich in Analyse, Planung, Realisierung und PR-Kontrolle. Damit ist es ein großartiger Einstieg für alle, die strukturierte Planung bisher gescheut haben, weil sie ihnen zu zeitraubend erschien. Denn bei Loeper klingt das alles wunderbar unaufgeregt und vor allem machbar.
Sehr anschaulich wird das Buch durch die zahlreichen praktischen Beispiele. Ein Exkurs über "Sprache und Bewusstsein" zeigt auf, wie die Wahl des Vokabulars unsere Wahrnehmung von Themen beeinflusst. Ein Spiegeltitel zum "Ansturm der Armen", der sich in Bild und Text auf das Klischee des überfüllten Bootes Europa bezieht, zeigt, wie groß der Einfluss der Sprache auf das Denken ist. "Unsere Aufgabe wird es sein, solchen Unwörtern ein Corporate Wording entgegen zu setzen, das die Würde des Menschen in den Vordergrund rückt und die Benachteiligten nicht an den Pranger stellt." Wie das geht, führt der Autor anhand mehrerer konkreter Fälle vor.
Auch zur Zusammenarbeit innerhalb des Projektes gibt er wertvolle Hinweise. Welche strukturellen und technischen Voraussetzungen gegeben sein müssen und wie die Arbeit am besten koordiniert wird, zeigt er auf. An welche Medien sollten wir welche Texte schicken? Wie organisiert man eine Pressekonferenz? Welche Möglichkeiten gibt es noch? Auch kreative Methoden nennt er - und nicht zuletzt bietet er Hilfestellungen für den Aufbau einer funktionierenden Datenbank.
Wunderbar sind auch die "Kreativ-Methoden" zum Schreiben, die Loeper aufführt. Wer noch nie getextet hat, kennt das Problem: Wie soll ich bloß einen Text gestalten, der auf ansprechende Weise die wichtigsten Informationen zu meinem Thema vermittelt? Loeper stellt unterschiedliche Methoden vor, die dabei helfen können, vom Brainstorming bis zum Free Writing.
Weitere Kapitel setzen sich mit den verschiedenen journalistischen Formen auseinander - auf eine Weise, die auch die oder der größte LaiIn versteht und die dennoch umfassend informiert. Was muss ich beachten, wenn ich für das Internet schreibe? Was gehört in eine Pressemitteilung, und was ist eigentlich der Unterschied zwischen Reportage und Bericht?
Große Aufmerksamkeit widmet Loeper auch den verborgenen Tücken der Öffentlichkeitsarbeit , indem er Tipps für die gelingende Kontaktaufnahme zu Presse bietet, ebenso wie Hinweise zur Produktion von eigenen Medien, sei es die Internetseite, der Flyer oder die Hauszeitschrift. Große Lust auf politische Arbeit bekommt die Leserin spätestens in den letzten beiden Kapiteln, die auf ungewöhnliche Aktionsformen hinweisen. Auch hier beruft sich der Autor wieder auf bereits durchgeführte Aktionen verschiedener Organisationen, um die Vielzahl von möglichen Arbeitsweisen darzustellen. Das "Kleine Lexikon der Aktionsformen" zeigt unterschiedlichste Wege von A wie "Aktionstage" über L wie "Luftballon-Blockade" bis zu Z wie "Zukunftswerkstatt".
Im Anhang finden sich die Adressen der wichtigsten Medien von Tageszeitungen bis zu Blogs und Clippingdiensten sowie Literaturhinweise zu den Themen Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsorganisation.
Zum Autor: Dankwart von Loeper (1958) ist Verleger und Leiter einer Agentur für Öffentlichkeitsarbeit in Karlsruhe. Seit über 20 Jahren ist er ehrenamtlich in der Asyl- und Menschenrechtsarbeit aktiv. 1978 gründete er den von Loeper Literaturverlag, damals unter dem Namen "Verlag Rolf Schott Archiv". Ziel des Verlages war es, vergessene ExilautorInnen dem deutschen Publikum wieder zugänglich zu machen sowie jungen AutorInnen eine verlegerische Heimat zu bieten. Schwerpunkte des Verlags sind außerdem Exil, Widerstand und Menschenrechte.
AVIVA-Tipp: Dieses Buch sollte man all jenen Menschen in die Hand drücken, die wunderbare Projekte machen und dennoch viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Der befreundeten brotlosen Künstlerin oder Schriftstellerin möchte man es ebenso ans Herz legen wie der Bekannten, die Flüchtlingskinder betreut. Alles Notwendige zur Professionalisierung der eigenen Arbeit wird angesprochen - in seiner klaren Strukturierung ist das Buch bestens geeignet, um kreativ-chaotisch arbeitenden Idealisten die Angst vor der Organisationsarbeit zu nehmen.
Dankwart von Loeper
Erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit für Asyl und Menschenrechte
von Loeper Literaturverlag, erschienen Februar 2010
228 Seiten, kart., 12,90 Euro
ISBN 978-3-86059-408-7
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