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Beitrag vom 03.09.2010
Annie Leonard - The Story of Stuff. Wie wir unsere Erde zumüllen
Britta Leudolph
Konsum scheint in unserer Zeit eine Art Ersatzreligion geworden zu sein, Konsum erzeugt Wachstum, Wachstum erzeugt Wohlstand. Annie Leonard erklärt, welche Konsequenzen dieser Lebensstil hat...
... und wer letztendlich dafür bezahlt.
Unser Leben wird von unzähligen Konsumartikeln begleitet, wollte frau eine Liste erstellen, wäre dies wohl eine Lebensaufgabe. Vom Computer über Kleidung bis zu unzähligen Wegwerfartikeln und Verpackungen, von allem gibt es weit mehr als genug und vieles wird wieder entsorgt, bevor es überhaupt kaputt gegangen ist. PolitikerInnen und WirtschaftsvertreterInnen werden nicht müde das immer gleiche Mantra vom Wachstum zu verkünden, Wachstum solle Wohlstand für alle bringen und unser aller Leben schöner machen. Konsum ist die Zauberformel dieser Zeit. Doch kann das wirklich wahr sein?
Annie Leonard untersucht in ihrem Buch "The Story of Stuff" den Lebenskreislauf der Produkte, die uns im Alltag umgeben, von der Gewinnung der Rohstoffe über die Produktion bis zur Entsorgung. Die Ergebnisse sind oft erschreckend: "Tatsächlich ist auf meiner kurzen Liste wichtiger Grundbestandteile Wasser der wichtigste Stoff von allen, weil praktisch kein industrieller Herstellungsprozess ohne ihn abläuft. Papierfabriken benötigen zum Beispiel 300 bis 400 Tonnen Wasser, um eine Tonne Papier herzustellen, wenn von dem Wasser nichts mehrfach verwendet oder recycelt wird. Um die Baumwolle für ein T-Shirt wachsen zu lassen, braucht man 970 Liter Wasser. 136 Liter Wasser sind nötig, um die Kaffeebohnen für Ihre morgendliche Tasse anzubauen, zu rösten, zu verpacken und zu verschicken. Für das Produzieren eines typischen Mittelklassewagens wird mehr als das Fünfzigfache seines Gewichts an Wasser benötigt."
Den meisten Menschen dürfte nicht bewusst sein, welche Opfer der gegenwärtige Lebensstil mit sich bringt. Viel zu oft möchte frau den Versprechungen der Wirtschaft glauben, dass die Produkte immer besser, sicherer und umweltverträglicher würden. Die Realität sieht anders aus: "In Silicon Valley [...] gibt es so viele kontaminierte Grundstücke ehemaliger Hightech-Entwicklungsfirmen, dass es zu den Regionen mit der höchsten Dichte von Superfund-Arealen im ganzen Land gehört. (Superfund ist eine von der US-Regierung zusammengestellte Liste der am stärksten mit Giften verseuchten Gegenden im Land.)"
"The Story of Stuff" bringt seinen LeserInnen die Kosten und Konsequenzen ihres Handelns und Konsumierens nahe, ohne mit dem erhobenen Zeigerfinger daher zu kommen. Annie Leonard plädiert für eine vernünftige Nutzung der vorhandenen Ressourcen, für eine faire Verteilung der Güter und der Risiken. Dabei sind ihre Erörterungen leicht nachvollziehbar, ihre Einsichten liegen häufig auf der Hand: "Was für mein Kind nicht gut ist, ist auch für kein anderes Kind auf der Welt gut."
Zur Autorin: Annie Leonard wurde 1964 in Seattle geboren. Leonard besuchte das Barnard College, die Columbia University sowie die Cornell University. Ihre Studien schloss sie erfolgreich mit einer Arbeit über Regional- und Stadtentwicklung ab. Annie Leonard wurde vom "Time Magazine" als "Umweltheldin" ausgezeichnet. Als Expertin für Umwelt und Gesundheitsfragen war sie für verschiedene Organisationen wie Greenpeace International oder Global Alliance for Incineration Alternatives (GAIA) aktiv. Durch ihren Internetfilm "The Story of Stuff" wurde sie weltweit einem Millionenpublikum bekannt. Sie lebt mit ihrer Tochter in Kalifornien.
AVIVA-Tipp: Vieles von dem, was die Autorin zusammenträgt ist schon länger bekannt, doch in dieser verdichteten Form wurde es wohl kaum je aufgeschrieben. Annie Leonard wirbt in ihrem Buch vor allem für Nachhaltigkeit sowie Solidarität mit Menschen aus anderen Teilen der Welt, sie zeigt immer wieder Möglichkeiten auf, wie es besser und umweltverträglicher gemacht werden kann. Ihr geht es jedoch um weit mehr: Sie möchte weg von der Ansicht, die Macht liege in den Händen der KonsumentInnen zurück zu der Gewissheit, dass mündige politisch aktive BürgerInnen den größeren Einfluss auf ihr Leben und das Schicksal ihrer Umwelt haben. "The Story of Stuff" ist ein Standardwerk, für alle, die sich einen umfassenden Überblick über die Kosten und Folgen unseres derzeitigen Lebensstils verschaffen möchten.
Weitere Infos unter:
www.storyofstuff.com
www.thestoryofstuff.de
Annie Leonard
The Story of Stuff. Wie wir unsere Erde zumüllen
Originaltitel: The Story of Stuff. How Our Problem with Overconsumption Is Trashing the Planet, Our Communities and Our Health - and What to Do About It.
Econ Verlag
Broschiert, 400 Seiten
ISBN 978-3-430-20083-7
18 Euro
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