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Beitrag vom 07.12.2010
Daria Bignardi - Meine sehr italienische Familie
Sabine Grunwald
Der plötzliche Tod ihrer Mutter Giannarosa veranlasste die Fernsehjournalistin, die Geschichte ihrer Familie aufzuschreiben. Die Geschichte der Familie Bignardi mit all den Kleinigkeiten, die ...
... eine Familie ausmachen.
Als ihre Mutter Giannarosa im Jahr 2007 unerwartet stirbt, wird der Tochter Daria unweigerlich bewusst, dass nun nie wieder jemand da sein wird, der sie so bedingungslos liebt wie ihre Mutter. Daria beginnt die Geschichte ihrer Familie zu erinnern und aufzuschreiben.
Die Liebesgeschichte ihrer Eltern, die sich 1944 im Krieg kennen lernen. Der Vater Vico, ganz Kavalier alter Schule, der seine beiden Töchter Daria und Donatella vergöttert. Die Mutter, eine engagierte Lehrerin, die mehr Wert auf das Berufsleben als auf den Haushalt legte, damals sehr untypisch für die 50er Jahre, nicht nur in Italien.
"Mama hatte wenig Sinn fürs Praktische, war unorganisiert, irrational. Sie hatte kein Talent, einen Haushalt zu führen, genau wie meine Schwester und ich. Latein und französische Literatur waren ihr keine Helfer, als sie allein einer Familie vorstehen musste."
Der Kater Micione, der immer auf dem Fernseher schläft. All die Kleinigkeiten, Gesten und Codes, die jede Familie ihr Eigen nennt. Beim Lesen kommen einem manche Situationen wohlbekannt vor und erinnern an die eigene Familie.
Viele kleine Episoden, die aus dem Leben dieser italienischen Familie erzählen, reichen teilweise sogar bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Die Namen der unzähligen Tanten, Onkel, Cousinen und Cousins sind manchmal verwirrend und die Leserin kann sich unmöglich alle merken. Aber das ist auch nicht wichtig. Die Hauptpersonen sind die Eltern und die Töchter Donatella und Daria. Es geht um die Liebe der Eltern, aber auch um die Liebe zwischen Mutter und Tochter, die trotz aller Streitereien und der "Kontrolle" durch die Mutter Bestand hat.
Daria Bignardi setzt in diesem Buch ihren Eltern ein Denkmal und nimmt Abschied. Am Endes stellt Bignardi fest, dass sie ihrer Mutter ähnlicher ist als sie dachte und dass ihr Sohn einige Züge ihres Vaters in sich trägt.
AVIVA-Tipp: Ein sehr persönliches Buch über die Geschichte einer Familie und einer Mutter-Tochter Beziehung. Trotz der schwermütigen Themen wie Abschied und Tod, entbehrt der kleine Roman weder Humor noch Witz. Berührend sind die Familienfotos auf den Innenseiten.
Zur Autorin: Daria Bignardi ist die erfolgreichste seriöse Fernsehjournalistin Italiens. Sie wurde 1961 in Ferrara geboren. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Mailand. Für ihr erstes Buch Meine sehr italienische Familie erhielt sie den Premuio Rapallo Carige.
Daria Bignardi
Meine sehr italienische Familie
Originaltitel: Non vi lascerò orfani
Aus dem Italienischen von Esther Hansen
List Verlag, erschienen August 2010
Gebunden, 186 Seiten
978-3-471-35041-6
Euro 18,00