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Beitrag vom 28.10.2008
Mo Hayder - Ritualmord
Silvy Pommerenke
Die Polizeitaucherin Flea Marley macht einen grausigen Fund im Hafenbecken von Bristol. Bei einem Tauchgang fördert sie eine einzelne Hand zu Tage und findet bald darauf die zweite.
Wie die Obduktion ergibt, gehören sie zu einem Junkie und die schreckliche Analyse fördert zu Tage, dass das Opfer noch gelebt haben muss, als ihm die Hände abgehackt wurden.
Flea Marley und Detective Jack Caffery tauchen während ihrer Ermittlungen immer mehr in den Sumpf von Prostitution und Drogen und stoßen auf Indizien, die dafür sprechen, dass es sich um einen afrikanischen Kult handeln muss, der durch Menschenopfer anderen ein reicheres, sichereres und erfolgreicheres Leben verspricht. Aber auch Flea Marley und Jack Caffery haben ihre Abgründe, die sie vor anderen verheimlichen und die ihnen sowohl während ihrer Arbeit als auch im privaten Leben gehörig im Weg stehen.
Durch unermüdliche Recherche finden sie heraus, dass die alternative Heilmethode "Muti" aus Südafrika mit den abgehackten Händen in Verbindung steht. Denn dabei werden zwar überwiegend Kräuter und Pflanzen angewandt, aber in der verstärkten Form auch menschliches Blut, Organe und andere Körperteile. Wer bietet sich für solche Opfer besser an, als süchtige Junkies, die mit sich und ihrem Leben eigentlich schon abgeschlossen haben ...
Mo Hayder nimmt die LeserIn mit in die schaurigen Abgründe menschlicher Seelen, die manches Mal die Ekelgrenze stark überschreiten. Fast unglaublich erscheint die Story, die sich die Engländerin in "Ritualmord" ausgedacht hat und hebt sich dadurch von vielen anderen Krimis und Psychothrillern ab. Allerdings begeht Hayder auch eine Gratwanderung, denn dadurch, dass sie in ihrem Buch einen südafrikanischen Kult thematisiert, der auf europäischem Boden in einer menschenverachtenden Form ausgeübt wird, könnten rassistische Vorurteile genährt werden. Glücklicherweise sind auch weiße Europäer in die Machenschaften verstrickt, so dass halbwegs eine Ausgewogenheit von `Opfern` und `Tätern` dargestellt wird.
Weiterlesen: "Leichenraub" von Tess Gerritsen und "Kühles Grab" von Lisa Gardner
Mo Hayder im Netz: www.mohayder.net
Zur Autorin Mo Hayder wurde in Essex geboren, verließ mit fünfzehn ihr Zuhause, um in London das Abenteuer zu suchen. Sie hat später viele Jahre im Ausland verbracht, unter anderem auch in Japan. Mit ihrem Romandebüt, dem Psychothriller "Der Vogelmann", wurde sie über Nacht zur international gefeierten Bestsellerautorin. Seither hat sie ihren Ruf als brillante Spannungsautorin mit den Romanen "Die Behandlung" und "Tokio" weiter gefestigt. Mo Hayder hat Creative Writing studiert und unterrichtet gelegentlich auch an ihrer alten Universität, der Bath Spa University. Sie lebt heute als freie Schriftstellerin mit ihrem Lebensgefährten und ihrer Tochter in Bath. (Quelle: Verlagsinformationen)
AVIVA-Tipp: Endlich einmal ein Thriller, bei dem nicht haufenweise Frauen von einem Serienkiller abgeschlachtet werden. Äußerst spannend inszeniert Mo Hayder einen im wahrsten Sinne des Wortes blutigen Fall, der ebenso die Abgründe der vermeintlich Guten beleuchtet, wie die krankhaften Handlungen der sogenannten Bösen. Dabei verschwimmen die Grenzen dieser beiden `Charakteristika` und es erscheint in fast jeder der Hayder`schen Figuren eine dunkle Seite. Vor allem braucht man bei der Lektüre starke Nerven – aber genau das erwartet man ja schließlich auch von einem erstklassigen Thriller.
Mo Hayder
Ritualmord
Originaltitel: Ritual
Aus dem Englischen von Rainer Schmidt
Goldmann Verlag, erschienen September 2008
Gebunden, 414 Seiten
ISBN: 978-3442311293
19,95 Euro