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Beitrag vom 29.06.2003
Wie eine Prinzessin auf der Erbse
Kirsten Eisenberg
Die "Rollstuhlprinzessin" erzählt, wie zwischen der 7 jährigen Kitty und der gleichaltrigen, spastisch gelähmten Laura nach Überwindung gegenseitigen Misstrauens eine tiefe Freundschaft entsteht.
Koffer werden vollgestopft, alle rennen noch mal aufs Klo -die 7 jährige Kitty freut sich auf ihre Ferien an der Ostsee, die sie mit ihrer Mama, dem nervigen kleinen Bruder Daniel und Omi dort verbringen wird. Mit von der Partie sind auch Mamas Freundin Bea und deren Tochter Laura, die in Kittys Alter ist.
Doch was ist das für ein arrogantes, verwöhntes Mädchen, das zur Begrüßung nicht mal aus dem Auto steigt und noch dazu Kittys Namen veräppelt? Schon bald erfährt Kitty, dass Lauras dünne Beine mit dem Rollstuhl zusammenhängen, an den sie gefesselt ist.
Das entschuldigt Kittys Ansicht nach aber noch lange nicht diese übertriebene Vorsichtigkeit, mit der Laura wie eine "Rollstuhlprinzessin auf der Erbse" behandelt wird. Keiner achtet mehr auf Kitty, die vor Hunger auf der Autofahrt fast umfällt und strafende Blicke erntet, als ihr der Pensions-Hund leid tut, der wegen Lauras Angst an die Kette gelegt werden soll.
Doch aus offener Feindseligkeit entwickelt sich nach und nach Freundschaft. Der zunächst so langweilig scheinende Urlaub in der Pension Rosa scheint doch noch lustig zu werden: Laura kann super Geschichten erzählen und Kitty pfeift auf die übertriebenen Ängste der Erwachsenen, indem sie Laura einfach mitnimmt zum Schlauchbootfahren und Muschelsuchen. Das tut Laura gut, und als dann Kitty, Daniel, Olli und Claudia bei einem Abenteuer in Lebensgefahr geraten, wird sie sogar zur Heldin...
Das Buch von Martina Dierks zeigt, dass Leute mit Behinderung keine Außerirdischen, sondern Menschen wie Du und ich sind, von denen wir uns eben mal nicht durch die Haarfarbe, sondern durch ein anderes körperliches Detail äußerlich unterscheiden. Kein Grund also zum Tuscheln, für verlegene Blicke oder übertriebenes Mitleid. Kinder wie Kitty erkennen das im Gegensatz zu manchem Erwachsenen intuitiv. Sie sehen in einem Rollifahrer ausschließlich eine nette oder aber eine unsympathische Person - insofern ist das Buch fast lehrreicher für Eltern als für kleine Leseratten!
In jedem Fall sensibilisiert es Kleine und Große aber für den Umgang mit Behinderung, beseitigt Irritation und Vorurteile. Nebenbei befasst sich die Autorin, die selbst Mutter eines behinderten Kindes ist, noch mit der Problematik, als Kind eines alleinerziehenden Elternteils aufzuwachsen - Kitty und Laura müssen nämlich beide ohne Papa auskommen.
Das erfrischend unsentimentale Kinderbuch wird durch bunte Illustrationen von Cleo-Petra Kurze noch schöner. Die bunten Bilder sind in originellen Formaten in den Text eingegliedert und machen Spaß - je länger man sie betrachtet, desto mehr Details kann man in Ihnen entdecken, wie z.B. die Katze auf dem Reetdach der Pension Rosa.
Martina Dierks, Illustration von Cleo-Petra Kurze
Die Rollstuhlprinzessin
Kindererzählung ab 8 Jahre
96 Seiten, laminierter Pappband, durchgehend farbig illustriert
Altberliner Verlag
ISBN 3-357-00762-2
Preis: 10,10 Euro200723466075" .