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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 20.07.2003


Lale und der goldene Brief von Regula Venske
Gaby Miericke-Rubbert

Eine phantastische Reise voller Abenteuer und Gefahren, während der man mit goldenen Strickleitern und fliegenden Teppichen in unbekannte Welten und Zeiten gelangt.




Endlich ist Lale ihrer gebrechlichen Großmutter Jula auf die Schliche gekommen. Die alte Frau strickt mit goldenen Nadeln ein goldenes, überdimensioniertes schalähnliches Etwas und das seit Wochen, Nacht für Nacht. Kein Wunder, dass Jula tagsüber immer müder und schlapper wird, bis sie schließlich sogar ins Krankenhaus muss.

Und mit diesem Tag ändert sich für das 10-jährige Mädchen schlagartig alles. Jula gibt ihrer Enkelin vom Krankenbett aus mysteriöse Anweisungen: Sie soll heimlich ihren Rucksack mit Proviant und Wechselwäsche füllen, das goldene Strickzeug und den goldenen Brief einpacken und sich auf eine lange Reise begeben.

Lale kann es kaum glauben, dass ihre Oma von ihr verlangt, von zu Hause auszureißen und die Schule zu schwänzen! Und ohne dass die Nachbarin etwas davon bemerkt!

Bevor Jula wieder einschläft, erklärt sie Lale noch, dass sie mit der goldenen Strickleiter - aha, also doch kein Schal - den „Berg des Abschieds“ überwinden muss, und das wird erst der Anfang des weiten, gefahrenvollen Weges sein, den sie zurücklegen soll, um Rumi Armut zu finden. Adresse unbekannt, Jula hat vor 10 Jahren das letzte Mal Kontakt mit ihm gehabt. Aber diesem Mann den goldenen Brief zu übergeben, ist für Jula und Lale wichtig, sogar lebenswichtig. Also soll Lale sofort losreisen, am nächsten Tag schon.

Und nun beginnt für Lale und für die jungen Leserinnen ein spannendes Abenteuer. Auf ihrer Reise gewinnt sie das kauzige Stiefelputzererdmuffelchen, den Papageien Pappale und „Peter aus dem Maibaum“ als Weggefährten. Ohne die Hilfe ihrer neuen Freunde hätte sie die riesigen Räuberkrabben, das jammernde „Meer der Stoßseufzer“ oder das „Labyrinth der Missverständnisse“, um nur einige der vielen Herausforderungen zu nennen, nicht bezwungen.

Und am Ende erfährt sie sogar etwas über ihre eigene Herkunft. Hatte Jula sie doch nicht vor 10 Jahren als Baby aus der Tulpenzwiebel gepflückt?

Mehr will ich nicht von dieser äußerst spannenden und erlebnisreichen Geschichte verraten. Die Autorin scheint allerdings vor lauter Abenteuern und phantasievollen Verstrickungen selbst am Ende ein wenig die Orientierung verloren zu haben. Das Rätsel um die strickenden Julas, Tulas, Kulas und Lulas lichtet sich bis zum Schluss nicht so richtig, die Fäden lassen sich nicht eindeutig entwirren und Zusammenhänge und Motive bleiben im Labyrinth der Mehrdeutigkeiten verfangen.

Vielleicht entsteht die Ratlosigkeit auch nur bei erwachsenen Leserinnen, die immer bestrebt sind, alles bis ins Letzte erklären und verstehen zu wollen. Junge Leserinnen hingegen werden hier wahrscheinlich mit eigenen kreativen Phantasien aushelfen.



Regula Venske
Lale und der goldene Brief

Mit Bildern von Jens Rassmus
Roman
Gerstenberg Verlag 2003
ISBN: 3-8067-5015-7
270 Seiten
13,50 EUR
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Beitrag vom 20.07.2003

AVIVA-Redaktion