AHAWAH. Das vergessene Haus - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Literatur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 19.12.2004


AHAWAH. Das vergessene Haus
Sabine Grunwald

Eine Spurensuche in der Berliner Auguststraße. Die Publizistin, Historikerin und Herausgeberin Regina Scheer macht die vergessene Geschichte ihres einstigen Schulhauses lebendig.




Durch jahrelange intensive Recherchen und Gesprächen mit den AnwohnerInnen der Auguststraße rekonstruierte die Autorin die vergessene Geschichte ihres einstigen Schulhauses. Von den 60er bis weit in die 80er Jahre hinein wollte niemand von dem ehemaligen "Judenhaus", das 1941 von der Gestapo als Sammellager benutzt wurde, etwas wissen. Es gab unmittelbare NachbarInnen, die "nichts gehört und gesehen" hatten, aber auch Menschen, die sich genau an die schreckliche Vergangenheit erinnerten.
Auf ihrer Spurensuche verfolgt Regina Scheer die wechselvolle Vergangenheit eines Gebäudes, der AHAWAH (hebräisch: Liebe), das 1925 als Jüdisches Kinder- und Jugendheim diente.
Die Anfänge lagen 1861 im Bau eines jüdischen Krankenhauses, das sich dem Gedanken der Zdakah, der "Barmherzigkeit und Gerechtigkeit" verpflichtet sah. Die jüdische Ethik gebot, die Kranken zu besuchen und sie zu pflegen. Das Krankenhaus in der Auguststraße besaß von Anfang an einen hervorragenden medizinischen Ruf. Die Behandlungsmöglichkeiten, Ausstattung und sanitären Einrichtungen galten als vorbildlich. Einerseits den Gesetzen der jüdischen Krankenpflege verhaftet, war es auch ein Reformkrankenhaus und ein Ort der Toleranz. 1914 zog das Jüdische Krankenhaus in den Wedding um. Vom August 1914 bis zum Februar 1919 diente das Gebäude als Vereinslazarett der Heeresverwaltung.

Anhand von Fotos, Dokumenten und ZeugInnen geht Regina Scheer den Spuren ehemaliger Zöglinge der AHAWAH bis nach Israel nach. Einzelne Fäden werden zu komplexen Lebensgeschichten verwoben, die die dunklen Flecken der Vergangenheit erhellen.
Mit ihrer Spurensuche entwirft die Autorin ein Stück jüdischer Kulturgeschichte und porträtiert gleichzeitig das Berliner Leben in diesem Jahrhundert.

Zur Autorin:
Regina Scheer wurde 1950 in Berlin geboren. 1968 bis 1973 Studium der Theater- und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 1972 bis 1976 war sie Redakteurin der Studentenzeitung "Forum", von 1980 bis 1990 Redakteurin der Literaturzeitschrift "Temperamente". Sie arbeitet freiberuflich als Publizistin, Historikerin und Herausgeberin. Regina Scheer lebt in Berlin. "Ahawah. Das vergessene Haus" erschien 1992 im Aufbau-Verlag und 1997 in erweiterter Ausgabe im Aufbau Taschenbuch Verlag, "Es gingen Wasser wild über unsere Seele. Ein Frauenleben." Aufbau-Verlag 1999. Im August 2004 erschien ebenfalls im Aufbau Verlag "Im Schatten der Sterne. Eine jüdische Widerstandsgruppe".

AVIVA-TIPP: "AHAWAH. Das vergessene Haus" erzählt schnörkellos eine historisch-persönliche Geschichte und lässt so die jahrzehntelang vergessene, verdrängte Vergangenheit lebendig werden.


Regina Scheer
AHAWAH Das vergessene Haus

Spurensuche in der Berliner Auguststrasse
Aufbau Taschenbuch Verlag, September 2004
ISBN 3-7466-1008-7
8,95 Euro90008115&artiId=2846469"




Literatur

Beitrag vom 19.12.2004

Sabine Grunwald