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Beitrag vom 22.03.2005
Susan Fletcher - Eve Green
Tatjana Zilg
Der Debütroman fesselt durch sensible Einfühlung in die Lebenswelt eines Mädchens, das mit acht Jahren die Mutter verliert und sich im walisischen Dorf der Großeltern ihren Platz erkämpfen muss
Ein Tag legt die Weichen für das Leben der rothaarigen Evangeline in eine unerwartete Richtung, die tief zurückführt in die Vergangenheit ihrer Mutter. Diese flüchtete kurz vor der Geburt aus ihrer Heimat Wales nach Birmingham. Die Alleinerziehende sorgte dort für ihre Tochter mit viel Zuwendung. Aber die ärmlichen Verhältnisse belasteten die frühe Kindheit von Eve. Urplötzlich verlor sie mit acht Jahren ihre Mutter, als die 26jährige an Herzstillstand in der Badewanne verstarb.
Susan Fletcher beschreibt mit einer dichten, fesselnden, feinsinnigen Sprache den Schock und die Starre des Kindes, das so früh und unmittelbar mit dem Tod konfrontiert wurde. Sie begleitet ihre kleine Heldin auf einer Autofahrt ins Ungewisse, die zur großen Erleichterung auf dem Bauernhof der Großeltern in der Nähe von Cae Tresaint endet. Das walisische Dorf umfasst kaum mehr als zwanzig Häuser und ist gezeichnet von einer Mischung aus Rauheit, Naturnähe und der Engstirnigkeit seiner BewohnerInnen.
In sich ineinander verschiebenden Zeitebenen wird das Heranwachsen und die Identitätssuche erzählt. Anhand alter Aufzeichnungen der Mutter erforscht Eve ihre Herkunft. Ihr Vater war ein zugewanderter Ire, der nach nur kurzer Zeit wieder verschwand. Sie begreift allmählich, warum die achtmonatige Beziehung für ihre Mutter so wertvoll gewesen ist und versteht gleichzeitig, was ihr selbst im Leben wichtig sein wird.
Aber der Tod verschont sie auch nicht in Cae Tresaint: Als ein zehnjähriges Mädchen spurlos verschwindet, gerät das gemächliche Dorfleben in Verwirrung und Aufruhr. Die Vermutungen und Verdächtigungen stellen sich schleichend ein. Missgunst und jahrzehntelang entwickelte Abneigungen führen zu einer weiteren Katastrophe, durch die der Außenseiter Billy Macklin aus dem Dorf vertrieben wird. Eve ist stark bewegt von dem Verlust, denn der Altergenosse der Mutter ist ihr sehr ans Herz gewachsen - trotz seiner Kopfverletzung, die eine Hirnschädigung zur Folge hatte. Im Dorf wurde er als Verrückter gemieden und nahezu geächtet.
AVIVA-Tipp: Der Roman bewegt zutiefst durch die offene und schonungslose Erzählung der unehelichen Tochter einer begehrten Dorfschönheit aus den unterschiedlichen Blickwinkeln, die sie während ihres Heranwachsens entwickelt. Kurz vor ihrem dreißigsten Geburtstag versetzt sich Eve Green voller Wehmut und zugleich mit einem reifen Glücksgefühl in ihre Kindheit und Pubertät, in der sie nicht nur den Tod so früh begegnet ist, sondern auch die Liebe ihres Lebens fand.
Zur Autorin: Susan Fletcher lebt in London. "Eve Green" ist ihr Debütroman.
Susan Fletcher
Eve Green
Berlin Verlag, erschienen Februar 2005
Gebunden, 349 Seiten
ISBN/EAN: 3-8270-0553-1
Preis: 19,90 Euro
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