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Beitrag vom 14.10.2005
Unternehmenslust – So gestalten Chefinnen die Wirtschaft
Maren Westensee
Der Wunsch von der Selbständigkeit muss kein Traum bleiben. Herausgeberin Cornelia Sperling stellt 33 Unternehmerinnen vor und ihren Weg zur eigenen Firma - so unterschiedlich wie die Frauen selbst
Frauen ganz oben sind in Deutschland keine Seltenheit mehr: Knapp ein Drittel von ihnen sitzt auf einem Chefsessel. Wie Dr. Dagmar Gaßdorf aus Essen. Die promovierte Sprach- und Literaturwissenschaftlerin merkte recht bald, wie sie dorthin kommen konnte: "Wenn Sie als Frau in Deutschland die Nr. 1 werden wollen, führt der schnellste Weg dorthin über die Selbständigkeit." Nach ihrem Aufstieg als Angestellte wollte sie mehr und gründete 1989 die Werbe- und PR-Agentur commedia. Zu ihren namhaften KundInnen gehörten u.a. die WAZ-Mediengruppe, KarstadtQuelle und Mercedes-Benz.
Kleine Brötchen backen muß die gelernte Industrie-Kauffrau Doris Entrup-Haselbach nicht mehr. Nach dem Tod ihres Mannes wollte sie ihrem Sohn eine sichere Zukunft bieten, lieh sich Geld von ihren Eltern und gründete ihre GmbH in der Backwarenbranche. Inzwischen liegt der Jahresumsatz bei 53 Millionen Euro, sie beliefert GroßverbraucherInnen, Einzelhandel, Bäckereien usw. mit Tiefkühlware. Die Firmenchefin kreierte neue Backwaren wie etwa die Mini-Berliner oder die Sahne-Windbeutel. Ihre jüngste "Erfindung" sind doppelt gefüllte Berliner mit Vanille und Marmelade. Frau Entrup-Haselbachs Tipp an andere: "Unternehmerinnen müssen ihre Marktmöglichkeiten und Absatzchancen schon vor der Gründung genau kennen und eine Prognose für fünf Jahre stellen können."
Was ist nötig, um den Aufstieg zu schaffen? Mut und Ausdauer auf jeden Fall. Als Nurcan Akman mit knapp 20 Jahren die Firma "Schöner Schenken" von ihrer Chefin übernehmen wollte, waren alle dagegen, die Mutter, die vier Geschwister und die Freunde. Der Banker schlug ihr sogar vor, lieber in die Disko zu gehen. Trotzdem setzte sie ihren Wunsch durch und übernahm zwei Verpackungsstände in Essen und Oberhausen– und konnte schnell weitere Stände eröffnen. Heute ist sie erfolgreiche Chefin des Unternehmens mit einem Jahresumsatz von 400.000 Euro. Selbstbewusst sagt Frau Akmann: "Ich schaffe alles was ich will. Klar habe ich auch Angst, aber den Mutigen gehört die Welt!"
Andere Frauen hatten das Glück, sich Geld leihen zu können. Oder übernahmen mit starker Hand die Familienfirma. "Als Unternehmerin muß man vorangehen und den Mitarbeitern und Kunden gegenüber Optimismus zeigen – auch in schwierigen Zeiten.", verrät Angelika Vermeulen aus Tönisvorst ihr Erfolgsrezept. Sie übernahm den bereits vom Großvater gegründeten Dachdecker-Handel 1995.
Ob klein angefangen oder bereits mittelgroß eingestiegen, dieses Buch zeigt einen persönlichen Einblick in Stil und Strategie der Chefinnen. Entstanden sind die 33 Portraits im Rahmen der Unternehmerinnentage Ruhrgebiet. Diese Veranstaltung fördert das Land und die EU im Rahmen der "move" Mittelstands-Offensive NRW. Seit 1996 treffen sich dort alljährlich rund 700 Teilnehmerinnen, davon 400 Unternehmerinnen, um sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.
AVIVA-Tipp: Unternehmerinnen und ihr individueller Weg zum Erfolg. So viele positive Beispiele machen direkt Lust, auch selbständig zu sein. Nötig ist neben einem starken Willen Mut zum Risiko, branchenspezifisches Know-How, einen fundierten Businessplan und Organisationstalent. Fehlt nur noch die Idee.
Unternehmenslust – So gestalten Chefinnen die Wirtschaft
Hg. Cornelia Sperling
Klartext Verlag, VÖ: 14.09.2005
ISBN: 3-89861-528-6
12,90 Euro, Festeinband
110 Seiten, durchgehend farbig