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Beitrag vom 30.12.2005
Ich bin eine Sabres - Lebensstationen in Israel-Italien-Deutschland
Sarah Ross
Schoschana Segré-Beck ist eine Israelin in Deutschland, die nicht nur in ihrem Buch, ausgehend von ihrem persönlichen Lebensweg, ein eindrucksvolles Bild über Israel und sein BewohnerInnen vermittelt.
Schoschana Segré-Beck ist die Autorin des autobiographischen Buches mit dem Titel "Und ich? Ich bin eine Sabres...Lebensstationen in Israel-Italien-Deutschland". Als die junge Soldatin Schoschana Mitte der 1970er Jahre den deutschen Theologiestudenten Paul beim Trampen in Israel kennen lernte, verliebte sie sich nicht nur nach und nach in den jungen Deutschen, sondern auch in seine Heimat Würzburg. Paul wurde ihr Ehemann und der Vater ihres Sohnes – und Würzburg wurde die zweite Heimat der Sabres (Israelin) Schoschana. Nun lebt die ehemalige Lehrerin, Autorin und Geschäftsfrau bereits seit 16 Jahren in Deutschland, obwohl sie sich schon vor einigen Jahren von ihrem Mann Paul getrennt hat. Sie wurde Mitglied der jüdischen Gemeinde in Würzburg und hat während all der Jahre in ihrer Wahlheimat feststellen können, wie groß an das Interesse an einer Begegnung mit Israel und einer Israelin in Deutschland ist.
Ausgehend von dieser Feststellung – und ihrem eigenen Lebensweg, der sie von Israel über Italien nach Deutschland geführt hat – schrieb sie dieses Buch, in dem sie Fragen über das Land Israel und seine BewohnerInnen beantwortet, und diese mit persönlichen Anekdoten auf eindrucksvolle Art und Weise verquickt.
In ihrem Buch geht die Autorin der Frage nach, welche Rolle die Kultur, Sprache und vor allem die jüdische Religion im heutigen Israel spielen, aber auch, wie es sich mit dem Selbstverständnis der Israelis verhält. Letzteres ist nicht zuletzt durch die Vielfältigkeit der Nationen und Kulturen, die in Israel zusammenkommen bestimmt. Und so lernte die Autorin bereits als kleines Mädchen auf die Frage aller Fragen, nämlich "Welcher Herkunft bist du?", die richtige Antwort zu geben: "Meine Mutter kommt aus dem Irak, mein Vater aus Italien und ich? – ich bin eine Sabres". Eine Sabres ist nur, wer als Jüdin bzw. als Jude in Israel geboren wurde: "Man meint, dass die Israelis wie die Sabres-Frucht sind – von außen stachelig und von innen süß und weich", so die Autorin.
Schoschana Segré-Beck legt ihrem Buch ein außergewöhnliches Konzept zugrunde: Sie macht die LeserInnen mit der Geschichte und dem Schicksal ihrer Familie im 20. Jahrhundert bekannt, gewährt tiefe Einblicke in ihr Privatleben, erzählt amüsante Anekdoten und schreibt nicht zuletzt mit einer guten Portion Selbstironie über sich selbst. Währendessen vermittelt die Autorin jedoch auch ein fundiertes Grundwissen über die jüdische Religion, das Judentum und den Staat Israel – dem Land der Gegensätze. Ergänzt werden die einzelnen Kapitel durch zahlreiche Photographien aus ihrer Privatsammlung.
Und obwohl die Autorin, die Mitte der fünfziger Jahre geboren wurde, noch zu jung erscheint, um eine Autobiographie zu schreiben, so lässt das, was sie zu berichten hat, das Buch niemals langweilig werden: Sie schildert, wie als Kind den Sechs-Tage-Krieg von 1967 erlebte, als Jugendliche in London für zehn Tage in einem Frauengefängnis landete, als junge Soldatin während des Jom Kippur Krieges im Einsatz war, und natürlich wie sie ihren Weg nach Deutschland fand.
Doch Schoschana Segré-Beck ist nicht nur Autorin, sondern auch eine "Botschafterin Israels". Mit ihrer Initiative "Begegnungen Israel – Deutschland", eine Begegnung zwischen Juden und Nicht-Juden, besucht sie bereits seit mehreren Jahren zahlreiche Schulen und berichtet nicht-jüdischen SchülerInnen über das Leben in ihrer Heimat. Als israelische Jüdin in Deutschland ist es ihr wichtig, dass auch außerhalb der jüdischen Gemeinden ein positives und umfassendes Bild über das Judentum und Israel vermittelt wird. In einem persönlichen Gespräch sagte Segré-Beck, wie sehr sie es allerdings bedaure und auch sehr traurig darüber sei, dass sie bei ihrer Arbeit nicht von Seiten der Jüdischen Gemeinde Würzburg unterstützt wird, obwohl ihre Initiative in den Schulen und auch in den Medien eine positive Reaktion erfahren hat. "Es ist sehr wichtig, dass von jüdischer Seite eine jüdische Repräsentantin in die Schulen geht, die die jüdische Religion durch ihre Erlebnisse und Kenntnisse weiterleben lässt. Denn von Nichtwissen kommt normalerweise Hass", so Segré-Beck.
Im Rahmen des 31. internationalen Filmwochenendes Würzburg fand auch die deutsche Erstaufführung des gleichnamige Dokumentarfilms des Regisseurs Andreas Büettner statt. Auch hier steht die in Würzburg lebende Kosmopolitin Schoschana Segré-Beck im Mittelpunkt der filmischen Biographie.
AVIVA-Tipp: In ihrem Buch "Und ich? Ich bin eine Sabres...Lebensstationen in Israel – Italien – Deutschland" erzählt die Autorin nicht nur die Geschichte ihres Lebens und die ihrer Familie, sondern vermittelt auch ein fundiertes Grundwissen über die jüdische Religion und das Judentum. Vor allem aber beschreibt sie auf frische Art und Weise Land und Leute in Israel und präsentiert ein persönliches und zugleich positives Image des jüdischen Staates. Was dieses Buch so lesenswert macht, ist, dass die Autorin zeitgeschichtliche Fakten auf ganz einzigartige Weise mit Leben füllt, denn alles, was sie schreibt, hat sie selbst erlebt.
Zur Autorin:
Schochana Segré-Beck wurde in Zrifin, einem Militärlager in Israel, geboren. Sie studierte Pädagogik am David-Yelin-Institut in Jerusalem und war mehrere Jahre als Gymnasiallehrerin tätig. Seit Ende der 1980er Jahre lebt sie in ihrer Wahlheimat Deutschland. 2001 veröffentlichte sie ihr erstes Buch mit dem Titel "Und ich? Ich bin eine Sabres...". Seit 2002 hält sie Vorträge zum Thema "Israel: Land – Leute – Religion – Sprache" in Gemeinden, Schulen, Hochschulen und auf Seminaren. 2005 wurde der Kinofilm "Eine Israelin in Deutschland" erstmals aufgeführt.
Weitere Informationen zur Autorin, dem Buch und ihrer Bildungsarbeit finden Sie auf der Website: www.segre-beck.de
Schoschana Segré-Beck
Und ich? Ich bin eine Sabres...
Lebensstationen in Israel – Italien – Deutschland
Königshausen & Neumann, 2001
196 Seiten, Broschur
ISBN 3-8260-2184-3
15,50 Euro