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Beitrag vom 18.09.2006
Åsa Larsson - Weiße Nacht
Jana Muschick
Eine Pastorin wird, erhängt an der Orgel, tot aufgefunden. Wann hat wer und warum die Powerfrau umgebracht? Die Anwältin Rebecca Nilsson stürzt sich erneut in ein halsbrecherisches Abenteuer.
Frauen erobern die skandinavische Krimiwelt. Nach Henning Mankell und Åke Edwardson sind es Schriftstellerinnen wie Camilla Läckberg und eben Åsa Larsson, die sich in den Gefilden von Mord und Todschlag tummeln.
Nach "Sonnensturm" schreibt die Schwedin aus Kiruna mit ihrem neuen Krimi die abenteuerliche Geschichte der Anwältin Rebecka Martinsson fort. Die junge Frau, die nach dem Erschießen dreier Menschen in schwere psychische Nöte geraten ist, befindet sich erneut an einem Ort, an dem Grausames geschehen ist. Die Pastorin und Feministin Mildred Nilsson wurde bestialisch ermordet. Die engagierte Geistliche, die kein Blatt vor den Mund nahm, ist erhängt und mit zerschlagenem Gesicht an der Kirchenorgel gefunden worden. Wer zu solchen monströsen Machenschaften fähig ist und welche Beweggründe hinter einem derart blutrünstigen Mord stecken, ist Thema in "Weiße Nacht".
Hauptfigur Rebecka Martinsson macht sich gerade vertraut mit ihrer alten Heimat in der Nähe von Kiruna, blüht auf bei dem Zusammensein mit einem alten Freund und einem geistig behinderten Jungen und gerät dennoch wieder in die Fänge des Grauens. Sie muss die Weltfremdheit und Indoktriniertheit der DorfbewohnerInnen erkennen und ist letztendlich wieder allein - eine geschlagene Frau in einer tyrannischen, von Männern hierarchisierten Welt. Hier sollten Frauen die alteingesessenen Zustände besser nicht in Frage stellen, wenn ihnen ihr Leben lieb ist.
Der Roman ist spannend geschrieben. Trotzdem hat der Krimi, wie viele seiner Art in diesem Genre, ein großes Manko: bis frau sich alle Namen gemerkt hat, die in dem Werk auftauchen, ist der Roman schon fast zu Ende. Durch ewiges Hin- und Herblättern wird der Lesefluss gestört und der eigentlich spannende Plot unnötig verkompliziert. Durch die vielen Personen fällt die Identifikation mit dem gelesenen Stoff schwer - die Figuren werden viel zu durchgängig beschrieben und bleiben eher hohl als interessant.
Die Übersetzung durch Gabriele Haefs ist zum größten Teil gelungen, auch wenn einige Stolperer im Text enthalten sind. Trotzdem ist es wieder ein Stückchen der skandinavischen Gesellschaft - die typischen roten Häuser und die einsame weitläufige Natur - welches die Herzen aller SchwedenfreundInnen erfreuen wird.
AVIVA-Tipp: Trotz kleinerer Mankos ein lesenswerter Krimi, der in ein Milieu aus Mord, Verrat und patriarchalischen Machenschaften entführt. Åsa Larssons Krimi ist unterhaltend und schlägt die sensationshungrige LeserIn in ihren Bann. Spannend, schwedisch!
Zur Autorin:
Åsa Larsson, 1966 in Kiruna geboren, wohnt mit Mann und zwei Kindern auf dem Land in der Nähe von Nyköping, etwas 100 km südlich von Stockholm. Von Beruf ist sie Steueranwältin, widmet sich zur Zeit aber ganz dem Schreiben.
Sie ist in Kiruna, einer Eisenerz-Grubenstadt nördlich des Polarkreises aufgewachsen. Hier, in der Region Norrland, spielen auch ihre Romane. Die Winter in dieser Gegend sind düster, eisig und kalt, nachts leuchtet das Polarlicht. Im Sommer dagegen geht die Sonne nie unter, und überall werden Mittsommerfeste gefeiert.
(Quelle: Verlagsinformation)
Ã…sa Larsson
Weiße Nacht
Originaltitel: Det blod som spillts
Ãœbersetzt von Gabriele Haefs.
Bertelsmann Verlag, erschienen Juni 2006
ISBN: 357008738
EAN: 9783570008737
Libri: 9453717
19,95 Euro
Hardcover, 384 Seiten90008115&artiId=5345970"