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AVIVA-BERLIN.de im September 2024 - Beitrag vom 05.09.2024


Titelverteidigerin Bayern München siegt zum Auftakt der Bundesliga-Saison 2024/2025 bei Aufsteigerin Turbine Potsdam
Sylvia Rochow

Israels Botschafter in Deutschland unter Ehrengästen bei der Saisoneröffnung. Werder Bremen stellt sich nach antisemitischer Hassbotschaft vor seine Spielerin Sharon Beck. Transferkarussell dreht sich rasant.




Am 30. August 2024 wurde unter den Augen des israelischen Botschafters in Deutschland, Ron Prosor, die neue Saison in der Fußball-Bundesliga der Frauen angepfiffen. Aufsteigerin Turbine Potsdam bekam es zum Auftakt im heimischen Karl-Liebknecht-Stadion gleich mit Titelverteidigerin Bayern München zu tun und zog sich in dem glanzlosen Spiel mit einer 0:2-Niederlage achtbar aus der Affäre. "Frauenfußball ist auf dem Vormarsch und vier israelische Spielerinnen, die auch in der Nationalmannschaft spielen, sind ganz vorne mit dabei! Es war eine Ehre, so viel Talent und Engagement live im Stadion zu sehen. Kol hakavod!", fasste Diplomat Prosor seine Eindrücke vom ersten Saisonspiel anschließend in einem Instagram-Post zusammen.

Zu Beginn der 28. Spielzeit der eingleisigen Frauen-Bundesliga stehen sogar fünf israelische Spielerinnen bei Erstligistinnen unter Vertrag. Sharon Beck, die 22-fache Nationalspielerin, wechselte vom 1. FC Köln zum SV Werder Bremen. Allerdings wird sie aufgrund eines Kreuzbandrisses, den sie im Mai 2024 erlitt, zunächst nicht auf dem Platz stehen. Mitte August 2024 machte Werder eine Social Media-Hassnachricht öffentlich. Darin wurden die 29-jährige Stürmerin und ihre Familie aufgrund ihrer israelischen Herkunft diffamiert. Der Verein postete dazu das Statement: "Lasst den Scheiß! Wir verurteilen solche Nachrichten auf das Schärfste. Hass, Drohungen und Beleidigungen haben bei uns keinen Platz. Sharon, wir stehen fest an deiner Seite!"

Vom israelischen Quartett im Bundesliga-Kader des 1. FFC Turbine Potsdam gab Irena Kuznetsov (22 Länderspiele) bereits im März 2022 ihr Bundesligadebüt für die Brandenburgerinnen, stieg mit dem Team in die 2. Bundesliga ab und nun sofort wieder auf. Seit Juli 2022 verstärkt auch die 27-fache Nationalspielerin Noa Selimhodžić die Turbinen. Erst zur Rückrunde der vergangenen Zweitliga-Saison wechselte die 20-jährige Maria Almasri nach Potsdam, sie bestritt bisher neun Länderspiele. Mit dem Transfer von Abwehrspielerin Shahar Nakav, die 45 Mal für ihr Land auflief, trägt fortan eine weitere Israelin das Turbine-Trikot.



Auch bei den Top-Teams sind einige Veränderungen zu verzeichnen. Die Deutsche Meisterin FC Bayern München verstärkte sich mit Lena Oberdorf (zuvor VfL Wolfsburg), die jedoch kurz vor den Olympischen Spielen 2024 in Paris ebenfalls einen Kreuzbandriss erlitt und bis auf Weiteres ausfällt. Die Wölfinnen müssen zudem die Abgänge von Dominique Janssen (Manchester United) und Torschützenkönigin Ewa Pajor (FC Barcelona) verkraften. Dennoch hat der Club aus Niedersachsen acht Bronzemedaillen-Gewinnerinnen vom olympischen Fußballturnier in ihren Reihen. Neue Hoffnungsträgerinnen im Team der amtierenden DFB-Pokalsiegerinnen um die Routinierinnen Alexandra Popp und Svenja Huth sind u.a. die beiden deutschen Nationalspielerinnen Janina Minge (zuvor SC Freiburg) und Sarai Linder (zuvor TSG 1899 Hoffenheim). Die Wolfsburger Torhüterin Merle Frohms, beim Vize-Europameisterinnentitel 2022 sowie der WM 2023 Deutschlands Nummer Eins zwischen den Pfosten, erklärte zum Saisonbeginn nach 52 Länderspielen überraschend ihren Rücktritt aus dem DFB-Team:
"Bereits seit der WM im vergangenen Jahr ist die Entscheidung gereift, dass das Olympiaturnier in Paris mein letztes in der Nationalmannschaft sein wird. […] Nun richte ich den Blick nach vorne und freue mich darauf, nach intensiven Jahren mit sportlicher Doppelbelastung wieder mehr Zeit für Familie und Freunde zu haben", so die 29-Jährige.

Neben Turbine Potsdam kehrt auch der FC Carl Zeiss Jena (ehemals FF USV Jena) nach zwei Jahren Zweitklassigkeit in die höchste Spielklasse zurück. Als einziges Bundesliga-Team hat der SC Freiburg eine Cheftrainerin. Theresa Merk wird jedoch im Moment aufgrund ihrer Elternzeit interimsweise von Nico Schneck vertreten.

Ab der Saison 2025/2026 kämpfen nach einem Beschluss des DFB-Vorstands dann erstmals 14 Clubs um den Meisterinnentitel. Eine Mehrheit der Vereinsvertreter*innen hatte sich für eine Aufstockung ausgesprochen. In den Anfangsjahren wurde die Fußball-Bundesliga der Frauen noch zweigleisig mit je 10 Teams in der Nord- und Südstaffel ausgetragen. 1997/1998 erfolgte die Umstellung auf eine eingleisige Liga mit zwölf Vereinen. Seit der Saison 2021/2022 wird auch in der 2. Bundesliga in nur noch einer Staffel gespielt.

Weitere Infos unter: www.dfb.de/google-pixel-frauen-bundesliga

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Beitrag vom 05.09.2024

Sylvia Rochow